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Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.

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Beschreibung
nicht so sclavisch und verächtlich gehalten als zu Be-
nin,
täglich müssen sie zu Marck gehen/ vor ihr Haus
und Kinder sorgen/ die Küche und Land beschicken/ ja
mit einem Wort/ so viel thun/ daß sie keinen Augen-
blick Ruhe haben/ nichts destoweniger alles dieses mit
Lust und Freuden verrichten.

Auf die Europäer halten sie sehr viel/ insonderheit
die Holländer/ doch können sie die Portugiesen im Her-
tzen nicht vertragen.

Den Königlichen Hof müssen wir nicht vergessen/
welcher den grösten Theil des Dorffs in sich begreifft.
Selbiger lieget nun in einer grossen Ebene gantz allein
von keinen Häusern umgeben/ hat ausserhalb seiner
ungemeinen Weitläufftigkeit nichtes besonders in sich.
Gleich bey dem Eingang komt man auf eine sehr lange
Galerie, welche auf 58. Dielen an statt derer Pfeiler
ruhet/ so ohngefehr 11. oder 12. Fuß hoch seynd; Und
oben mit schlechten Brettern welche nicht gesäget oder
geschnitzet/ sondern bloß gehauen/ bedecket wird. Von
dieser Galerie kommt man an eine Mauer von Erde/
in welcher drey Thüren eine in der Mitten und zu je-
der Seite eine anzutreffen; über der mittleren stehet
ein höltzerner Thurm wie ein Schornstein/ bis in die
70. Fuß hoch aufgeführet. Oben in diesem Thurm
siehet man eine eherne Schlange mit dem Kopf nach
unten zu aufgehangen/ welche so künstlich gegossen/ und
einer lebendige Schlange so ähnlich/ daß man selbige
füglich unter die Raritäten des Landes Benin zehlen
könne. Durch obbesagte Pforte gehet man auf einen
viereckigten Platz/ der ohngefehr eine viertheil Meile
lang/ und rund umher mit leimichten oder irrdenen

Mau-

Beſchreibung
nicht ſo ſclaviſch und veraͤchtlich gehalten als zu Be-
nin,
taͤglich muͤſſen ſie zu Marck gehen/ vor ihr Haus
und Kinder ſorgen/ die Kuͤche und Land beſchicken/ ja
mit einem Wort/ ſo viel thun/ daß ſie keinen Augen-
blick Ruhe haben/ nichts deſtoweniger alles dieſes mit
Luſt und Freuden verrichten.

Auf die Europaͤer halten ſie ſehr viel/ inſonderheit
die Hollaͤnder/ doch koͤnnen ſie die Portugieſen im Her-
tzen nicht vertragen.

Den Koͤniglichen Hof muͤſſen wir nicht vergeſſen/
welcher den groͤſten Theil des Dorffs in ſich begreifft.
Selbiger lieget nun in einer groſſen Ebene gantz allein
von keinen Haͤuſern umgeben/ hat auſſerhalb ſeiner
ungemeinen Weitlaͤufftigkeit nichtes beſonders in ſich.
Gleich bey dem Eingang komt man auf eine ſehr lange
Galerie, welche auf 58. Dielen an ſtatt derer Pfeiler
ruhet/ ſo ohngefehr 11. oder 12. Fuß hoch ſeynd; Und
oben mit ſchlechten Brettern welche nicht geſaͤget oder
geſchnitzet/ ſondern bloß gehauen/ bedecket wird. Von
dieſer Galerie kommt man an eine Mauer von Erde/
in welcher drey Thuͤren eine in der Mitten und zu je-
der Seite eine anzutreffen; uͤber der mittleren ſtehet
ein hoͤltzerner Thurm wie ein Schornſtein/ bis in die
70. Fuß hoch aufgefuͤhret. Oben in dieſem Thurm
ſiehet man eine eherne Schlange mit dem Kopf nach
unten zu aufgehangen/ welche ſo kuͤnſtlich gegoſſen/ und
einer lebendige Schlange ſo aͤhnlich/ daß man ſelbige
fuͤglich unter die Raritaͤten des Landes Benin zehlen
koͤnne. Durch obbeſagte Pforte gehet man auf einen
viereckigten Platz/ der ohngefehr eine viertheil Meile
lang/ und rund umher mit leimichten oder irrdenen

Mau-
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[556/0616] Beſchreibung nicht ſo ſclaviſch und veraͤchtlich gehalten als zu Be- nin, taͤglich muͤſſen ſie zu Marck gehen/ vor ihr Haus und Kinder ſorgen/ die Kuͤche und Land beſchicken/ ja mit einem Wort/ ſo viel thun/ daß ſie keinen Augen- blick Ruhe haben/ nichts deſtoweniger alles dieſes mit Luſt und Freuden verrichten. Auf die Europaͤer halten ſie ſehr viel/ inſonderheit die Hollaͤnder/ doch koͤnnen ſie die Portugieſen im Her- tzen nicht vertragen. Den Koͤniglichen Hof muͤſſen wir nicht vergeſſen/ welcher den groͤſten Theil des Dorffs in ſich begreifft. Selbiger lieget nun in einer groſſen Ebene gantz allein von keinen Haͤuſern umgeben/ hat auſſerhalb ſeiner ungemeinen Weitlaͤufftigkeit nichtes beſonders in ſich. Gleich bey dem Eingang komt man auf eine ſehr lange Galerie, welche auf 58. Dielen an ſtatt derer Pfeiler ruhet/ ſo ohngefehr 11. oder 12. Fuß hoch ſeynd; Und oben mit ſchlechten Brettern welche nicht geſaͤget oder geſchnitzet/ ſondern bloß gehauen/ bedecket wird. Von dieſer Galerie kommt man an eine Mauer von Erde/ in welcher drey Thuͤren eine in der Mitten und zu je- der Seite eine anzutreffen; uͤber der mittleren ſtehet ein hoͤltzerner Thurm wie ein Schornſtein/ bis in die 70. Fuß hoch aufgefuͤhret. Oben in dieſem Thurm ſiehet man eine eherne Schlange mit dem Kopf nach unten zu aufgehangen/ welche ſo kuͤnſtlich gegoſſen/ und einer lebendige Schlange ſo aͤhnlich/ daß man ſelbige fuͤglich unter die Raritaͤten des Landes Benin zehlen koͤnne. Durch obbeſagte Pforte gehet man auf einen viereckigten Platz/ der ohngefehr eine viertheil Meile lang/ und rund umher mit leimichten oder irrdenen Mau-

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Zitationshilfe: Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708, S. 556. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/616>, abgerufen am 22.11.2024.