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Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.

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des Landes Gvinea.
so daß es scheinet kein hefftiger Todt zu seyn/ kan derje-
nige damit sein Leben retten/ wenn er den Todten ehr-
lich begraben/ und an seine Stelle einen Sclaven ster-
ben lässet/ so daß er diesem wenn er als ein Opfer ge-
würget wird die Stirne kniend berühren/ und nachge-
hends den dreyen Hommes grandes ein gut Stück
Geldes darbieten/ alsdenn er in vollkommene Freyheit
gestellet/ und die nächsten Anverwandten zufrieden
seyn müssen.

Vom Ehebruch und dessen Straff habe ich oben Er-
innerung gethan. Die übrige Missethaten sie mögen
Nahmen haben wie sie wollen/ werden mit Geld-
Straffen gebüsset/ welche nach der Grösse oder We-
nigkeit des Verbrechens gemäßiget seynd. Der aber
kein Geld zu bezahlen hat/ muß sich die Haut tapfer voll
schlagen lassen.

Wenn auch jemand einer That beschuldiget/ und
nicht gnugsam überführet werden kan/ muß sich der
Beschuldigte vermittelst eines Eydes purgiren/ wel-
ches auf 5. unterschiedliche Arten geschiehet. Die 4.
ersten werden in bürgerlichen und geringen Sachen in
acht genommen/ der fünfste und letzte aber ist allein in
Hals-Sachen gebräuchlich/ als Verrätherey/ Zu-
sammen-Verbindung auf des Königes Leben/ und
dergleichen grobliche Verbrechen. Zu dem letzteren
werden lauter vornehme Leute hinzugelassen/ und
gleichwol auch diese nicht ohne besondere Erlaubniß des
Königes.

Die erste Art ist/ daß man den Beschuldigten zu
den Geistlichen hinführet/ und selbigem mit einer Fe-
der vom Huhne die wohlgeschmieret ist/ die Zunge
durchstechen lässet. Dafern nun die Feder gar leicht

durch-

des Landes Gvinea.
ſo daß es ſcheinet kein hefftiger Todt zu ſeyn/ kan derje-
nige damit ſein Leben retten/ wenn er den Todten ehr-
lich begraben/ und an ſeine Stelle einen Sclaven ſter-
ben laͤſſet/ ſo daß er dieſem wenn er als ein Opfer ge-
wuͤrget wird die Stirne kniend beruͤhren/ und nachge-
hends den dreyen Hommes grandes ein gut Stuͤck
Geldes darbieten/ alsdenn er in vollkommene Freyheit
geſtellet/ und die naͤchſten Anverwandten zufrieden
ſeyn muͤſſen.

Vom Ehebruch und deſſen Straff habe ich oben Er-
innerung gethan. Die uͤbrige Miſſethaten ſie moͤgen
Nahmen haben wie ſie wollen/ werden mit Geld-
Straffen gebuͤſſet/ welche nach der Groͤſſe oder We-
nigkeit des Verbrechens gemaͤßiget ſeynd. Der aber
kein Geld zu bezahlen hat/ muß ſich die Haut tapfer voll
ſchlagen laſſen.

Wenn auch jemand einer That beſchuldiget/ und
nicht gnugſam uͤberfuͤhret werden kan/ muß ſich der
Beſchuldigte vermittelſt eines Eydes purgiren/ wel-
ches auf 5. unterſchiedliche Arten geſchiehet. Die 4.
erſten werden in buͤrgerlichen und geringen Sachen in
acht genommen/ der fuͤnfſte und letzte aber iſt allein in
Hals-Sachen gebraͤuchlich/ als Verraͤtherey/ Zu-
ſammen-Verbindung auf des Koͤniges Leben/ und
dergleichen grobliche Verbrechen. Zu dem letzteren
werden lauter vornehme Leute hinzugelaſſen/ und
gleichwol auch dieſe nicht ohne beſondere Erlaubniß des
Koͤniges.

Die erſte Art iſt/ daß man den Beſchuldigten zu
den Geiſtlichen hinfuͤhret/ und ſelbigem mit einer Fe-
der vom Huhne die wohlgeſchmieret iſt/ die Zunge
durchſtechen laͤſſet. Dafern nun die Feder gar leicht

durch-
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[541/0601] des Landes Gvinea. ſo daß es ſcheinet kein hefftiger Todt zu ſeyn/ kan derje- nige damit ſein Leben retten/ wenn er den Todten ehr- lich begraben/ und an ſeine Stelle einen Sclaven ſter- ben laͤſſet/ ſo daß er dieſem wenn er als ein Opfer ge- wuͤrget wird die Stirne kniend beruͤhren/ und nachge- hends den dreyen Hommes grandes ein gut Stuͤck Geldes darbieten/ alsdenn er in vollkommene Freyheit geſtellet/ und die naͤchſten Anverwandten zufrieden ſeyn muͤſſen. Vom Ehebruch und deſſen Straff habe ich oben Er- innerung gethan. Die uͤbrige Miſſethaten ſie moͤgen Nahmen haben wie ſie wollen/ werden mit Geld- Straffen gebuͤſſet/ welche nach der Groͤſſe oder We- nigkeit des Verbrechens gemaͤßiget ſeynd. Der aber kein Geld zu bezahlen hat/ muß ſich die Haut tapfer voll ſchlagen laſſen. Wenn auch jemand einer That beſchuldiget/ und nicht gnugſam uͤberfuͤhret werden kan/ muß ſich der Beſchuldigte vermittelſt eines Eydes purgiren/ wel- ches auf 5. unterſchiedliche Arten geſchiehet. Die 4. erſten werden in buͤrgerlichen und geringen Sachen in acht genommen/ der fuͤnfſte und letzte aber iſt allein in Hals-Sachen gebraͤuchlich/ als Verraͤtherey/ Zu- ſammen-Verbindung auf des Koͤniges Leben/ und dergleichen grobliche Verbrechen. Zu dem letzteren werden lauter vornehme Leute hinzugelaſſen/ und gleichwol auch dieſe nicht ohne beſondere Erlaubniß des Koͤniges. Die erſte Art iſt/ daß man den Beſchuldigten zu den Geiſtlichen hinfuͤhret/ und ſelbigem mit einer Fe- der vom Huhne die wohlgeſchmieret iſt/ die Zunge durchſtechen laͤſſet. Dafern nun die Feder gar leicht durch-

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Zitationshilfe: Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708, S. 541. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/601>, abgerufen am 25.11.2024.