Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.

Bild:
<< vorherige Seite

Beschreibung
chet/ ohne daß ichs verhindern konnte/ denn indem ich
das grobe Geschütz lösen wolte/ fand ich solches gantz
und gar vernagelt/ welchen Possen allem Ansehen
nach ein gewisser Büchsen-Meister uns gespielet da-
hero ich ihn in Ketten gefesselt nach der Haupt-Stadt
auf Befehl des Generals gesendet/ der dazumahl
schwore er wolte ihn mit gröster Schärffe andern zur
Warnung abstraffen/ allein nichts weniger als die-
ses/ denn er ihm nicht nur bald darauf seine vollkom-
mene Freyheit gegeben/ sondern aufs neue in einer an-
dern Haupt-Vestung ihn zum Büchsen-Meister ge-
macht. Dieses unverhoffte Unglück war also die Ur-
sache daß ich so jämmerlich umkommen sahe diejenigen
deren Hülffe ich benöthiget war/ und gleichwol sie
nicht retten könnte/ ja wenn die Mohren zu eben der
Zeit auf das Schloß einen Angriff gewaget hätten/
würden sie nicht nur Meister davon geworden seyn/
sondern wir alle hätten unser Leben verlohren/ da sie
aber noch 24. Stunden säumeten gewann ich inzwi-
schen Zeit mich in Gegewehr zu setzen/ und sie uner-
schrocken abzuwarten/ wie allbereits erwehnet. Hie-
bey muß ich noch was Lächerliches erzehlen/ so in Zeit
dieser Uberrumpelung geschahe: Jndem ich alle Po-
sten besuchte/ um zu sehen/ ob sie wohl bestellet waren/
findet sich ein Soldat von seinen Posten bey mir ein
klagend es wüsten die Mohren gar wol daß er in dieser
gantzen Welt den einigen Hut nur hätte/ und gleich-
wol hätten sie ihm auf dem Haupt ihn gantz zerschos-
sen als wäre selbiger mit dem Messer durchschnitten/
bäte dannenhero um Freyheit sich an seinem Feind mit
Granaten zu rächen/ welches ich gar leichlich gesche-
hen liesse/ indem ich des Lachens über seinen Unmuth

mich

Beſchreibung
chet/ ohne daß ichs verhindern konnte/ denn indem ich
das grobe Geſchuͤtz loͤſen wolte/ fand ich ſolches gantz
und gar vernagelt/ welchen Poſſen allem Anſehen
nach ein gewiſſer Buͤchſen-Meiſter uns geſpielet da-
hero ich ihn in Ketten gefeſſelt nach der Haupt-Stadt
auf Befehl des Generals geſendet/ der dazumahl
ſchwore er wolte ihn mit groͤſter Schaͤrffe andern zur
Warnung abſtraffen/ allein nichts weniger als die-
ſes/ denn er ihm nicht nur bald darauf ſeine vollkom-
mene Freyheit gegeben/ ſondern aufs neue in einer an-
dern Haupt-Veſtung ihn zum Buͤchſen-Meiſter ge-
macht. Dieſes unverhoffte Ungluͤck war alſo die Ur-
ſache daß ich ſo jaͤmmerlich umkommen ſahe diejenigen
deren Huͤlffe ich benoͤthiget war/ und gleichwol ſie
nicht retten koͤnnte/ ja wenn die Mohren zu eben der
Zeit auf das Schloß einen Angriff gewaget haͤtten/
wuͤrden ſie nicht nur Meiſter davon geworden ſeyn/
ſondern wir alle haͤtten unſer Leben verlohren/ da ſie
aber noch 24. Stunden ſaͤumeten gewann ich inzwi-
ſchen Zeit mich in Gegewehr zu ſetzen/ und ſie uner-
ſchrocken abzuwarten/ wie allbereits erwehnet. Hie-
bey muß ich noch was Laͤcherliches erzehlen/ ſo in Zeit
dieſer Uberrumpelung geſchahe: Jndem ich alle Po-
ſten beſuchte/ um zu ſehen/ ob ſie wohl beſtellet waren/
findet ſich ein Soldat von ſeinen Poſten bey mir ein
klagend es wuͤſten die Mohren gar wol daß er in dieſer
gantzen Welt den einigen Hut nur haͤtte/ und gleich-
wol haͤtten ſie ihm auf dem Haupt ihn gantz zerſchoſ-
ſen als waͤre ſelbiger mit dem Meſſer durchſchnitten/
baͤte dannenhero um Freyheit ſich an ſeinem Feind mit
Granaten zu raͤchen/ welches ich gar leichlich geſche-
hen lieſſe/ indem ich des Lachens uͤber ſeinen Unmuth

mich
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0058" n="38"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Be&#x017F;chreibung</hi></fw><lb/>
chet/ ohne daß ichs verhindern konnte/ denn indem ich<lb/>
das grobe Ge&#x017F;chu&#x0364;tz lo&#x0364;&#x017F;en wolte/ fand ich &#x017F;olches gantz<lb/>
und gar vernagelt/ welchen Po&#x017F;&#x017F;en allem An&#x017F;ehen<lb/>
nach ein gewi&#x017F;&#x017F;er Bu&#x0364;ch&#x017F;en-Mei&#x017F;ter uns ge&#x017F;pielet da-<lb/>
hero ich ihn in Ketten gefe&#x017F;&#x017F;elt nach der Haupt-Stadt<lb/>
auf Befehl des <hi rendition="#aq">Generals</hi> ge&#x017F;endet/ der dazumahl<lb/>
&#x017F;chwore er wolte ihn mit gro&#x0364;&#x017F;ter Scha&#x0364;rffe andern zur<lb/>
Warnung ab&#x017F;traffen/ allein nichts weniger als die-<lb/>
&#x017F;es/ denn er ihm nicht nur bald darauf &#x017F;eine vollkom-<lb/>
mene Freyheit gegeben/ &#x017F;ondern aufs neue in einer an-<lb/>
dern Haupt-Ve&#x017F;tung ihn zum Bu&#x0364;ch&#x017F;en-Mei&#x017F;ter ge-<lb/>
macht. Die&#x017F;es unverhoffte Unglu&#x0364;ck war al&#x017F;o die Ur-<lb/>
&#x017F;ache daß ich &#x017F;o ja&#x0364;mmerlich umkommen &#x017F;ahe diejenigen<lb/>
deren Hu&#x0364;lffe ich beno&#x0364;thiget war/ und gleichwol &#x017F;ie<lb/>
nicht retten ko&#x0364;nnte/ ja wenn die Mohren zu eben der<lb/>
Zeit auf das Schloß einen Angriff gewaget ha&#x0364;tten/<lb/>
wu&#x0364;rden &#x017F;ie nicht nur Mei&#x017F;ter davon geworden &#x017F;eyn/<lb/>
&#x017F;ondern wir alle ha&#x0364;tten un&#x017F;er Leben verlohren/ da &#x017F;ie<lb/>
aber noch 24. Stunden &#x017F;a&#x0364;umeten gewann ich inzwi-<lb/>
&#x017F;chen Zeit mich in Gegewehr zu &#x017F;etzen/ und &#x017F;ie uner-<lb/>
&#x017F;chrocken abzuwarten/ wie allbereits erwehnet. Hie-<lb/>
bey muß ich noch was La&#x0364;cherliches erzehlen/ &#x017F;o in Zeit<lb/>
die&#x017F;er Uberrumpelung ge&#x017F;chahe: Jndem ich alle Po-<lb/>
&#x017F;ten be&#x017F;uchte/ um zu &#x017F;ehen/ ob &#x017F;ie wohl be&#x017F;tellet waren/<lb/>
findet &#x017F;ich ein Soldat von &#x017F;einen Po&#x017F;ten bey mir ein<lb/>
klagend es wu&#x0364;&#x017F;ten die Mohren gar wol daß er in die&#x017F;er<lb/>
gantzen Welt den einigen Hut nur ha&#x0364;tte/ und gleich-<lb/>
wol ha&#x0364;tten &#x017F;ie ihm auf dem Haupt ihn gantz zer&#x017F;cho&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en als wa&#x0364;re &#x017F;elbiger mit dem Me&#x017F;&#x017F;er durch&#x017F;chnitten/<lb/>
ba&#x0364;te dannenhero um Freyheit &#x017F;ich an &#x017F;einem Feind mit<lb/>
Granaten zu ra&#x0364;chen/ welches ich gar leichlich ge&#x017F;che-<lb/>
hen lie&#x017F;&#x017F;e/ indem ich des Lachens u&#x0364;ber &#x017F;einen Unmuth<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">mich</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[38/0058] Beſchreibung chet/ ohne daß ichs verhindern konnte/ denn indem ich das grobe Geſchuͤtz loͤſen wolte/ fand ich ſolches gantz und gar vernagelt/ welchen Poſſen allem Anſehen nach ein gewiſſer Buͤchſen-Meiſter uns geſpielet da- hero ich ihn in Ketten gefeſſelt nach der Haupt-Stadt auf Befehl des Generals geſendet/ der dazumahl ſchwore er wolte ihn mit groͤſter Schaͤrffe andern zur Warnung abſtraffen/ allein nichts weniger als die- ſes/ denn er ihm nicht nur bald darauf ſeine vollkom- mene Freyheit gegeben/ ſondern aufs neue in einer an- dern Haupt-Veſtung ihn zum Buͤchſen-Meiſter ge- macht. Dieſes unverhoffte Ungluͤck war alſo die Ur- ſache daß ich ſo jaͤmmerlich umkommen ſahe diejenigen deren Huͤlffe ich benoͤthiget war/ und gleichwol ſie nicht retten koͤnnte/ ja wenn die Mohren zu eben der Zeit auf das Schloß einen Angriff gewaget haͤtten/ wuͤrden ſie nicht nur Meiſter davon geworden ſeyn/ ſondern wir alle haͤtten unſer Leben verlohren/ da ſie aber noch 24. Stunden ſaͤumeten gewann ich inzwi- ſchen Zeit mich in Gegewehr zu ſetzen/ und ſie uner- ſchrocken abzuwarten/ wie allbereits erwehnet. Hie- bey muß ich noch was Laͤcherliches erzehlen/ ſo in Zeit dieſer Uberrumpelung geſchahe: Jndem ich alle Po- ſten beſuchte/ um zu ſehen/ ob ſie wohl beſtellet waren/ findet ſich ein Soldat von ſeinen Poſten bey mir ein klagend es wuͤſten die Mohren gar wol daß er in dieſer gantzen Welt den einigen Hut nur haͤtte/ und gleich- wol haͤtten ſie ihm auf dem Haupt ihn gantz zerſchoſ- ſen als waͤre ſelbiger mit dem Meſſer durchſchnitten/ baͤte dannenhero um Freyheit ſich an ſeinem Feind mit Granaten zu raͤchen/ welches ich gar leichlich geſche- hen lieſſe/ indem ich des Lachens uͤber ſeinen Unmuth mich

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/58
Zitationshilfe: Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/58>, abgerufen am 28.11.2024.