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Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.

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des Landes Gvinea.

Ebener Massen wird auch dem Meer geopffert
wenn es sehr unruhig und hinderlich ist unsre Waaren
an Land zu bringen/ oder auch lange Zeit keine Schiffe
angekommen/ welche sie mit grosser Ungedult erwar-
ten. Alsdenn bringen sie sehr reiche Opffer-Gaben
dem Meer/ wiewohl die Geistlichen auf solche Opf-
fer nicht viel halten/ weilen sie keinen Theil daran
haben.

So hatte auch ein gewisser König von Groß-Ar-
dra
grosse Opffer gethan an das Meer/ und von sei-
nen Leuten gehöret (denn nach ihrem Gesetze war es
ihm nicht erlaubet persönlich dabey zu seyn) alles wäre
Vergebens gewesen/ darauf er so erbittert wurde/ wie
der Xerxes welcher das Meer mit Ruthen streichen
liesse/ weil es seiner Flotte so viel Schaden gethan hätte.

Ehe ich schliesse/ müssen wir noch diejenige besehen
welche den Götzendienst verwalten. Dieses seynd nun
theils Manns theils Weibes-Leute/ welche beyderseits
unter den Mohren so hoch angesehen/ daß sie niemahls
am Leben gestraffet werden wenn sie noch so viel ver-
brochen haben; wiewohl der heutige König dieses Ge-
setz mit Bewilligung seiner vornehmsten Bedienten
nicht in acht genommen. Wie denn solches die höch-
ste Noth erfodert/ sintemahlen ein gewisser Geistlicher
mit seinem Bruder einen Anschlag auf das Reich und
des Königes Person selbst gemachet/ und dahero so
wol der Bruder als der Geistliche beyderseits gleich
schuldige auf Befehl des Königes das Leben lassen
musten.

Die Weiber derer Geistlichen seynd wenigstens
eben so hoch angesehen als ihre Männer/ und wenn es
auch blosse Sclavinnen wären; zumahlen sie sich

den
des Landes Gvinea.

Ebener Maſſen wird auch dem Meer geopffert
wenn es ſehr unruhig und hinderlich iſt unſre Waaren
an Land zu bringen/ oder auch lange Zeit keine Schiffe
angekommen/ welche ſie mit groſſer Ungedult erwar-
ten. Alsdenn bringen ſie ſehr reiche Opffer-Gaben
dem Meer/ wiewohl die Geiſtlichen auf ſolche Opf-
fer nicht viel halten/ weilen ſie keinen Theil daran
haben.

So hatte auch ein gewiſſer Koͤnig von Groß-Ar-
dra
groſſe Opffer gethan an das Meer/ und von ſei-
nen Leuten gehoͤret (denn nach ihrem Geſetze war es
ihm nicht erlaubet perſoͤnlich dabey zu ſeyn) alles waͤre
Vergebens geweſen/ darauf er ſo erbittert wurde/ wie
der Xerxes welcher das Meer mit Ruthen ſtreichen
lieſſe/ weil es ſeiner Flotte ſo viel Schaden gethan haͤtte.

Ehe ich ſchlieſſe/ muͤſſen wir noch diejenige beſehen
welche den Goͤtzendienſt verwalten. Dieſes ſeynd nun
theils Manns theils Weibes-Leute/ welche beyderſeits
unter den Mohren ſo hoch angeſehen/ daß ſie niemahls
am Leben geſtraffet werden wenn ſie noch ſo viel ver-
brochen haben; wiewohl der heutige Koͤnig dieſes Ge-
ſetz mit Bewilligung ſeiner vornehmſten Bedienten
nicht in acht genommen. Wie denn ſolches die hoͤch-
ſte Noth erfodert/ ſintemahlen ein gewiſſer Geiſtlicher
mit ſeinem Bruder einen Anſchlag auf das Reich und
des Koͤniges Perſon ſelbſt gemachet/ und dahero ſo
wol der Bruder als der Geiſtliche beyderſeits gleich
ſchuldige auf Befehl des Koͤniges das Leben laſſen
muſten.

Die Weiber derer Geiſtlichen ſeynd wenigſtens
eben ſo hoch angeſehen als ihre Maͤnner/ und wenn es
auch bloſſe Sclavinnen waͤren; zumahlen ſie ſich

den
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[463/0523] des Landes Gvinea. Ebener Maſſen wird auch dem Meer geopffert wenn es ſehr unruhig und hinderlich iſt unſre Waaren an Land zu bringen/ oder auch lange Zeit keine Schiffe angekommen/ welche ſie mit groſſer Ungedult erwar- ten. Alsdenn bringen ſie ſehr reiche Opffer-Gaben dem Meer/ wiewohl die Geiſtlichen auf ſolche Opf- fer nicht viel halten/ weilen ſie keinen Theil daran haben. So hatte auch ein gewiſſer Koͤnig von Groß-Ar- dra groſſe Opffer gethan an das Meer/ und von ſei- nen Leuten gehoͤret (denn nach ihrem Geſetze war es ihm nicht erlaubet perſoͤnlich dabey zu ſeyn) alles waͤre Vergebens geweſen/ darauf er ſo erbittert wurde/ wie der Xerxes welcher das Meer mit Ruthen ſtreichen lieſſe/ weil es ſeiner Flotte ſo viel Schaden gethan haͤtte. Ehe ich ſchlieſſe/ muͤſſen wir noch diejenige beſehen welche den Goͤtzendienſt verwalten. Dieſes ſeynd nun theils Manns theils Weibes-Leute/ welche beyderſeits unter den Mohren ſo hoch angeſehen/ daß ſie niemahls am Leben geſtraffet werden wenn ſie noch ſo viel ver- brochen haben; wiewohl der heutige Koͤnig dieſes Ge- ſetz mit Bewilligung ſeiner vornehmſten Bedienten nicht in acht genommen. Wie denn ſolches die hoͤch- ſte Noth erfodert/ ſintemahlen ein gewiſſer Geiſtlicher mit ſeinem Bruder einen Anſchlag auf das Reich und des Koͤniges Perſon ſelbſt gemachet/ und dahero ſo wol der Bruder als der Geiſtliche beyderſeits gleich ſchuldige auf Befehl des Koͤniges das Leben laſſen muſten. Die Weiber derer Geiſtlichen ſeynd wenigſtens eben ſo hoch angeſehen als ihre Maͤnner/ und wenn es auch bloſſe Sclavinnen waͤren; zumahlen ſie ſich den

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Zitationshilfe: Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708, S. 463. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/523>, abgerufen am 22.11.2024.