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Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.

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des Landes Gvinea.
wesen/ denn er ohnfehlbar hätte sterben müssen/ falls
es die Geistlichen zu wissen bekommen.

Zeit meines Anwesens zu Fida, ließ der König
selbst seine eigene Tochter von der Schlangen ange-
fochten/ (er ließ es sage ich/ wie solches aus folgenden
erhellen wird) und nach den Gefangen-Hause gefüh-
ret werden/ allwo sie einige Zeitlang bleiben muste/
wiewol nicht so lange als sonsten gewöhnlich/ und ihr zu
Liebe übrige alle auch viel eher herausgelassen wurden.

Kaum war der Tag ihrer Entledigung hereinge-
brochen/ wurde sie mit grosser Pracht aus dem Ge-
fängniß abgeholet/ vor den König geführet nebst allen
den jungen Töchtern so nebst ihr waren heraus ge-
kommen/ und itzo rund um sie herumsassen. Sie war
gantz nackend/ ausgenommen daß sie zwischen den Bei-
nen eine seidene Decke hatte/ so mit Conte de Terra
und Agrie, zwey unterschiedlichen Corallen bedecket/
von deren Wehrt ich allbereit mehrmahlen gehandelt.

Zeit ihres Daseyns machte sie auf unterschiedlichen
Klang derer Seitenspiele/ unterschiedliche Bewegun-
gen und Narrenpossen/ welches die Mohren noch vor
ein Uberbleibsel ihrer Tollheit hielten/ und der zu frühen
Herauslassung ihrer Gefangenschafft Schuld gaben,

Darauf fanden sich alle Vornehmen des Landes
ein/ und brachten ihr köstliche Geschencke so lange sie
noch vor dem Vater saße/ welches weil alle diese nicht
an einem Tage sich einstellen konten/ sondern wol 3.
bis 4. Tage daurete/ auf ein ansehnliches Stück Gel-
des hinaus lieff; folglich des Königes Tochter gantz
anders begegnet wurde/ sintemahlen andre noch gros-
ses Geld dazu geben müssen/ wenn sie sich frey wissen
wollen/ diese hergegen noch Geld dazu bekam.

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des Landes Gvinea.
weſen/ denn er ohnfehlbar haͤtte ſterben muͤſſen/ falls
es die Geiſtlichen zu wiſſen bekommen.

Zeit meines Anweſens zu Fida, ließ der Koͤnig
ſelbſt ſeine eigene Tochter von der Schlangen ange-
fochten/ (er ließ es ſage ich/ wie ſolches aus folgenden
erhellen wird) und nach den Gefangen-Hauſe gefuͤh-
ret werden/ allwo ſie einige Zeitlang bleiben muſte/
wiewol nicht ſo lange als ſonſten gewoͤhnlich/ und ihr zu
Liebe uͤbrige alle auch viel eher herausgelaſſen wurden.

Kaum war der Tag ihrer Entledigung hereinge-
brochen/ wurde ſie mit groſſer Pracht aus dem Ge-
faͤngniß abgeholet/ vor den Koͤnig gefuͤhret nebſt allen
den jungen Toͤchtern ſo nebſt ihr waren heraus ge-
kommen/ und itzo rund um ſie herumſaſſen. Sie war
gantz nackend/ ausgenommen daß ſie zwiſchen den Bei-
nen eine ſeidene Decke hatte/ ſo mit Conte de Terra
und Agrie, zwey unterſchiedlichen Corallen bedecket/
von deren Wehrt ich allbereit mehrmahlen gehandelt.

Zeit ihres Daſeyns machte ſie auf unterſchiedlichen
Klang derer Seitenſpiele/ unterſchiedliche Bewegun-
gen und Narrenpoſſen/ welches die Mohren noch vor
ein Uberbleibſel ihrer Tollheit hielten/ und der zu fruͤhen
Herauslaſſung ihrer Gefangenſchafft Schuld gaben,

Darauf fanden ſich alle Vornehmen des Landes
ein/ und brachten ihr koͤſtliche Geſchencke ſo lange ſie
noch vor dem Vater ſaße/ welches weil alle dieſe nicht
an einem Tage ſich einſtellen konten/ ſondern wol 3.
bis 4. Tage daurete/ auf ein anſehnliches Stuͤck Gel-
des hinaus lieff; folglich des Koͤniges Tochter gantz
anders begegnet wurde/ ſintemahlen andre noch groſ-
ſes Geld dazu geben muͤſſen/ wenn ſie ſich frey wiſſen
wollen/ dieſe hergegen noch Geld dazu bekam.

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[453/0509] des Landes Gvinea. weſen/ denn er ohnfehlbar haͤtte ſterben muͤſſen/ falls es die Geiſtlichen zu wiſſen bekommen. Zeit meines Anweſens zu Fida, ließ der Koͤnig ſelbſt ſeine eigene Tochter von der Schlangen ange- fochten/ (er ließ es ſage ich/ wie ſolches aus folgenden erhellen wird) und nach den Gefangen-Hauſe gefuͤh- ret werden/ allwo ſie einige Zeitlang bleiben muſte/ wiewol nicht ſo lange als ſonſten gewoͤhnlich/ und ihr zu Liebe uͤbrige alle auch viel eher herausgelaſſen wurden. Kaum war der Tag ihrer Entledigung hereinge- brochen/ wurde ſie mit groſſer Pracht aus dem Ge- faͤngniß abgeholet/ vor den Koͤnig gefuͤhret nebſt allen den jungen Toͤchtern ſo nebſt ihr waren heraus ge- kommen/ und itzo rund um ſie herumſaſſen. Sie war gantz nackend/ ausgenommen daß ſie zwiſchen den Bei- nen eine ſeidene Decke hatte/ ſo mit Conte de Terra und Agrie, zwey unterſchiedlichen Corallen bedecket/ von deren Wehrt ich allbereit mehrmahlen gehandelt. Zeit ihres Daſeyns machte ſie auf unterſchiedlichen Klang derer Seitenſpiele/ unterſchiedliche Bewegun- gen und Narrenpoſſen/ welches die Mohren noch vor ein Uberbleibſel ihrer Tollheit hielten/ und der zu fruͤhen Herauslaſſung ihrer Gefangenſchafft Schuld gaben, Darauf fanden ſich alle Vornehmen des Landes ein/ und brachten ihr koͤſtliche Geſchencke ſo lange ſie noch vor dem Vater ſaße/ welches weil alle dieſe nicht an einem Tage ſich einſtellen konten/ ſondern wol 3. bis 4. Tage daurete/ auf ein anſehnliches Stuͤck Gel- des hinaus lieff; folglich des Koͤniges Tochter gantz anders begegnet wurde/ ſintemahlen andre noch groſ- ſes Geld dazu geben muͤſſen/ wenn ſie ſich frey wiſſen wollen/ dieſe hergegen noch Geld dazu bekam. Ob F f 3

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Zitationshilfe: Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708, S. 453. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/509>, abgerufen am 28.11.2024.