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Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.

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des Landes Gvinea.
Pracht und reichen Beschenckungen/ sintemahlen sie
nicht nur der Schlangen ansehnliche Opffer-Gaben
darreichten/ sondern auch unter die Grossen ihres Ge-
folges unterschiedliche Köstligkeiten austheileten; folg-
lich diese Wallfahrt ein merckliches gekostet.

Der Jetzige aber hat solches gäntzlich abgeschaffet/
und schon seit einigen Jahren eingestellet. Und hat
man mir erzehlet/ daß das letzte mahl ein gewisser Fran-
tzösischer Capitain Nahmens Ducas dabey gewesen/
welcher zu grosser Schande derer Europäer so när-
risch gewesen/ daß er sich mit einer Tyger-Haut und an-
dern Narrenpossen behangen hat/ und dem Könige in
solcher Kleidung bis zu dem Schlangen Haus gefol-
get/ um selbigen in seinem Götzendienst so viel mehr zu
stärcken. Dafern es sich nun also verhält/ ist es viel
unverantwortlicher/ als was dorten der Naaman von
Syrien seinem König im Tempel von Rimmon zu
Gefallen thate. Denn dieser obwol kurtz zuvor Be-
kehrter/ hatte einen Heyden zum Herrn/ und bate den
Propheten um Erlaubniß zu thun was er vorhätte;
allein dieses gehöret nicht hieher.

So hält demnach der heutige König die vorige
Wallfahrten nicht mehr in eigener Person/ sondern
lässet es durch einige seiner Weiber verrichten/ welches
bey weitem nicht so hoch zu stehen kommt/ und die einige
Ursach ist daß der König selbst es bleiben lässet.

Da nun aber gedachter Schlangen-Dienst so viel
dem Könige zu stehen kommt/ ist auch der daraus erfol-
gende Gewinnst nicht geringe. Weil nemlich alle Jahr
von Maj. an wenn der kleine Milhio gesäet/ so lange
bis er eines Menschen Höhe erlanget/ der König so wol
als die Geistlichen guten Vortheil daraus ziehen. Denn

die
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des Landes Gvinea.
Pracht und reichen Beſchenckungen/ ſintemahlen ſie
nicht nur der Schlangen anſehnliche Opffer-Gaben
darreichten/ ſondern auch unter die Groſſen ihres Ge-
folges unterſchiedliche Koͤſtligkeiten austheileten; folg-
lich dieſe Wallfahrt ein merckliches gekoſtet.

Der Jetzige aber hat ſolches gaͤntzlich abgeſchaffet/
und ſchon ſeit einigen Jahren eingeſtellet. Und hat
man mir erzehlet/ daß das letzte mahl ein gewiſſer Fran-
tzoͤſiſcher Capitain Nahmens Ducas dabey geweſen/
welcher zu groſſer Schande derer Europaͤer ſo naͤr-
riſch geweſen/ daß er ſich mit einer Tyger-Haut und an-
dern Narrenpoſſen behangen hat/ und dem Koͤnige in
ſolcher Kleidung bis zu dem Schlangen Haus gefol-
get/ um ſelbigen in ſeinem Goͤtzendienſt ſo viel mehr zu
ſtaͤrcken. Dafern es ſich nun alſo verhaͤlt/ iſt es viel
unverantwortlicher/ als was dorten der Naaman von
Syrien ſeinem Koͤnig im Tempel von Rimmon zu
Gefallen thate. Denn dieſer obwol kurtz zuvor Be-
kehrter/ hatte einen Heyden zum Herrn/ und bate den
Propheten um Erlaubniß zu thun was er vorhaͤtte;
allein dieſes gehoͤret nicht hieher.

So haͤlt demnach der heutige Koͤnig die vorige
Wallfahrten nicht mehr in eigener Perſon/ ſondern
laͤſſet es durch einige ſeiner Weiber verrichten/ welches
bey weitem nicht ſo hoch zu ſtehen kommt/ und die einige
Urſach iſt daß der Koͤnig ſelbſt es bleiben laͤſſet.

Da nun aber gedachter Schlangen-Dienſt ſo viel
dem Koͤnige zu ſtehen kommt/ iſt auch der daraus erfol-
gende Gewinnſt nicht geringe. Weil nemlich alle Jahr
von Maj. an wenn der kleine Milhio geſaͤet/ ſo lange
bis er eines Menſchen Hoͤhe erlanget/ der Koͤnig ſo wol
als die Geiſtlichen guten Vortheil daraus ziehen. Denn

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[449/0505] des Landes Gvinea. Pracht und reichen Beſchenckungen/ ſintemahlen ſie nicht nur der Schlangen anſehnliche Opffer-Gaben darreichten/ ſondern auch unter die Groſſen ihres Ge- folges unterſchiedliche Koͤſtligkeiten austheileten; folg- lich dieſe Wallfahrt ein merckliches gekoſtet. Der Jetzige aber hat ſolches gaͤntzlich abgeſchaffet/ und ſchon ſeit einigen Jahren eingeſtellet. Und hat man mir erzehlet/ daß das letzte mahl ein gewiſſer Fran- tzoͤſiſcher Capitain Nahmens Ducas dabey geweſen/ welcher zu groſſer Schande derer Europaͤer ſo naͤr- riſch geweſen/ daß er ſich mit einer Tyger-Haut und an- dern Narrenpoſſen behangen hat/ und dem Koͤnige in ſolcher Kleidung bis zu dem Schlangen Haus gefol- get/ um ſelbigen in ſeinem Goͤtzendienſt ſo viel mehr zu ſtaͤrcken. Dafern es ſich nun alſo verhaͤlt/ iſt es viel unverantwortlicher/ als was dorten der Naaman von Syrien ſeinem Koͤnig im Tempel von Rimmon zu Gefallen thate. Denn dieſer obwol kurtz zuvor Be- kehrter/ hatte einen Heyden zum Herrn/ und bate den Propheten um Erlaubniß zu thun was er vorhaͤtte; allein dieſes gehoͤret nicht hieher. So haͤlt demnach der heutige Koͤnig die vorige Wallfahrten nicht mehr in eigener Perſon/ ſondern laͤſſet es durch einige ſeiner Weiber verrichten/ welches bey weitem nicht ſo hoch zu ſtehen kommt/ und die einige Urſach iſt daß der Koͤnig ſelbſt es bleiben laͤſſet. Da nun aber gedachter Schlangen-Dienſt ſo viel dem Koͤnige zu ſtehen kommt/ iſt auch der daraus erfol- gende Gewinnſt nicht geringe. Weil nemlich alle Jahr von Maj. an wenn der kleine Milhio geſaͤet/ ſo lange bis er eines Menſchen Hoͤhe erlanget/ der Koͤnig ſo wol als die Geiſtlichen guten Vortheil daraus ziehen. Denn die F f

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Zitationshilfe: Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708, S. 449. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/505>, abgerufen am 22.11.2024.