Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.des Landes Gvinea. sterben des Vatern zu einem einheimischen Kriege hin-auslauffen; indem die meisten auf diesen zweyten drin- gen werden/ und zu ihrem Könige verlangen/ welches der Aeltere nicht gestatten wird/ sondern mit aller Macht/ ja selbst mit Zuziehung auswärtiger Hülffe dawider seyn. Und werden die Europäer auch nicht die Hände in Schooß legen können/ sondern dafern sie klug seynd mit dem Zweyten es suchen zu halten. Eben wie es mit dem heutigen gegangen/ da ohngeachtet ei- nes ältern Printzens welcher in der Regierung folgen solte/ dieser vermittelst derer Holländer/ Frantzosen und Portugiesen Bewerbung zu dem Thron gekommen/ dem älteren Bruder zum Trutz/ welcher aus dem Lan- de verjaget wurde/ wannenhero jener bis dato denen Europäern noch ziemlich geneigt ist. Nun muß ich auch von der bösen verwerfflichen Gesetzt auch daß die Vornehmsten des Landes sich bend E e 5
des Landes Gvinea. ſterben des Vatern zu einem einheimiſchen Kriege hin-auslauffen; indem die meiſten auf dieſen zweyten drin- gen werden/ und zu ihrem Koͤnige verlangen/ welches der Aeltere nicht geſtatten wird/ ſondern mit aller Macht/ ja ſelbſt mit Zuziehung auswaͤrtiger Huͤlffe dawider ſeyn. Und werden die Europaͤer auch nicht die Haͤnde in Schooß legen koͤnnen/ ſondern dafern ſie klug ſeynd mit dem Zweyten es ſuchen zu halten. Eben wie es mit dem heutigen gegangen/ da ohngeachtet ei- nes aͤltern Printzens welcher in der Regierung folgen ſolte/ dieſer vermittelſt derer Hollaͤnder/ Frantzoſen und Portugieſen Bewerbung zu dem Thron gekommen/ dem aͤlteren Bruder zum Trutz/ welcher aus dem Lan- de verjaget wurde/ wannenhero jener bis dato denen Europaͤern noch ziemlich geneigt iſt. Nun muß ich auch von der boͤſen verwerfflichen Geſetzt auch daß die Vornehmſten des Landes ſich bend E e 5
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0497" n="441"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">des Landes <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Gvinea.</hi></hi></hi></fw><lb/> ſterben des Vatern zu einem einheimiſchen Kriege hin-<lb/> auslauffen; indem die meiſten auf dieſen zweyten drin-<lb/> gen werden/ und zu ihrem Koͤnige verlangen/ welches<lb/> der Aeltere nicht geſtatten wird/ ſondern mit aller<lb/> Macht/ ja ſelbſt mit Zuziehung auswaͤrtiger Huͤlffe<lb/> dawider ſeyn. Und werden die Europaͤer auch nicht<lb/> die Haͤnde in Schooß legen koͤnnen/ ſondern dafern ſie<lb/> klug ſeynd mit dem Zweyten es ſuchen zu halten. Eben<lb/> wie es mit dem heutigen gegangen/ da ohngeachtet ei-<lb/> nes aͤltern Printzens welcher in der Regierung folgen<lb/> ſolte/ dieſer vermittelſt derer Hollaͤnder/ Frantzoſen und<lb/> Portugieſen Bewerbung zu dem Thron gekommen/<lb/> dem aͤlteren Bruder zum Trutz/ welcher aus dem Lan-<lb/> de verjaget wurde/ wannenhero jener bis <hi rendition="#aq">dato</hi> denen<lb/> Europaͤern noch ziemlich geneigt iſt.</p><lb/> <p>Nun muß ich auch von der boͤſen verwerfflichen<lb/> Gewohnheit derer zu <hi rendition="#aq">Fida</hi> bey Abſterben ihres Koͤni-<lb/> ges etwas melden. So bald der nur verblichen/ raubet<lb/> und ſtiehlet einjeder ſeinem Naͤchſten was er zur Hand<lb/> bekommt/ ohne die geringſte Scheu/ ſelbſt wenn aller<lb/> Welt Augen auf ihn gerichtet/ ohne daß jemand Ge-<lb/> walt haͤtte ſich zu raͤchen/ nicht anders/ als waͤre mit<lb/> dem Koͤnige alle Gerechtigkeit mit abgeſtorben. Solch<lb/> ſtehlen nun dauret ſo lange bis man einen neuen Koͤ-<lb/> nig erwaͤhlet/ da denn alſofort oͤffentlich geboten hin-<lb/> fuͤhro alles Stehlens ſich zu enthalten/ und ſo gleich<lb/> auch aufs genaueſte in allen Stuͤcken dieſem Gebote<lb/> nachgelebet wird.</p><lb/> <p>Geſetzt auch daß die Vornehmſten des Landes ſich<lb/> uͤber der Wahl eines neuen Koͤniges nicht vergleichen<lb/> koͤnnen/ laſſen ſie nichts deſtoweniger eben dergleichen<lb/> Verbot <hi rendition="#aq">publici</hi>ꝛen/ um nur den gemeinen Mann glau-<lb/> <fw place="bottom" type="sig">E e 5</fw><fw place="bottom" type="catch">bend</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [441/0497]
des Landes Gvinea.
ſterben des Vatern zu einem einheimiſchen Kriege hin-
auslauffen; indem die meiſten auf dieſen zweyten drin-
gen werden/ und zu ihrem Koͤnige verlangen/ welches
der Aeltere nicht geſtatten wird/ ſondern mit aller
Macht/ ja ſelbſt mit Zuziehung auswaͤrtiger Huͤlffe
dawider ſeyn. Und werden die Europaͤer auch nicht
die Haͤnde in Schooß legen koͤnnen/ ſondern dafern ſie
klug ſeynd mit dem Zweyten es ſuchen zu halten. Eben
wie es mit dem heutigen gegangen/ da ohngeachtet ei-
nes aͤltern Printzens welcher in der Regierung folgen
ſolte/ dieſer vermittelſt derer Hollaͤnder/ Frantzoſen und
Portugieſen Bewerbung zu dem Thron gekommen/
dem aͤlteren Bruder zum Trutz/ welcher aus dem Lan-
de verjaget wurde/ wannenhero jener bis dato denen
Europaͤern noch ziemlich geneigt iſt.
Nun muß ich auch von der boͤſen verwerfflichen
Gewohnheit derer zu Fida bey Abſterben ihres Koͤni-
ges etwas melden. So bald der nur verblichen/ raubet
und ſtiehlet einjeder ſeinem Naͤchſten was er zur Hand
bekommt/ ohne die geringſte Scheu/ ſelbſt wenn aller
Welt Augen auf ihn gerichtet/ ohne daß jemand Ge-
walt haͤtte ſich zu raͤchen/ nicht anders/ als waͤre mit
dem Koͤnige alle Gerechtigkeit mit abgeſtorben. Solch
ſtehlen nun dauret ſo lange bis man einen neuen Koͤ-
nig erwaͤhlet/ da denn alſofort oͤffentlich geboten hin-
fuͤhro alles Stehlens ſich zu enthalten/ und ſo gleich
auch aufs genaueſte in allen Stuͤcken dieſem Gebote
nachgelebet wird.
Geſetzt auch daß die Vornehmſten des Landes ſich
uͤber der Wahl eines neuen Koͤniges nicht vergleichen
koͤnnen/ laſſen ſie nichts deſtoweniger eben dergleichen
Verbot publiciꝛen/ um nur den gemeinen Mann glau-
bend
E e 5
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/497 |
Zitationshilfe: | Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708, S. 441. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/497>, abgerufen am 31.07.2024. |