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Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.

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Beschreibung
funden/ so daß er nichts liebers siehet als wenn wir et-
was von ihm zu bitten haben. Und würden wir alles
von ihm erlangen können/ falls nicht die verdrießlichen
Fuchsschwäntzer ihm jederzeit in den Ohren liegen/
um etwas sparsamer zu seyn/ nicht so wol in Absicht
dessen Nutzens als ihres eigenen Vortheils/ denen er
allbereit anfänget in vielen Stücken Gehör zu ge-
ben wie ichs denn selbst empfunden/ daß er nun-
mehro lange nicht so freygebig als vor diesem/ ja selbst
in Handlungs-Sachen so verdrießlich daß wir kaum
mit ihm zu rechte kommen können. Anfänglich war
er sehr höfflich gegen uns/ itzund aber müssen wir thun
was er will/ und ihm vor seinen Sclaven die aller-
besten und am meisten gangbahre Waaren gerne
dahin geben/ welches denen Kauff-Leuten sehr
nachtheilig. Denn da wir ihm den dritten oder
vierdten Theil vor seine Sclawen mehr geben müssen
als einem andern/ bleiben uns die übrige Waaren
auf dem Halse sitzen und können derselbigen ohne
grossen Verlust nicht loß werden; an statt daß wir
dieselbigen viel leichter und mit mehreren Gewinst ver-
handeln könten/ falls er noch so gesinnet wäre als bey
meiner ersten und zweyten Reise.

Seine Hoffstadt ist sehr schlecht und keines Redens
werth/ sintemahlen er ausserhalb seinen Weibern kei-
nen zur Auffwartung lässet.

Jm gantzen Jahr gehet er über zweymahl nicht
aus/ alsdann sein Gefolge prächtig genung/ inson-
derheit die Weiber so in tausenden ihn begleiten/ durch-
gehends sehr herrlich gezieret. Und kan man zu der
Zeit die schönste seiner Weiber/ welche sonsten einiger
Massen verschlossen/ in köstlichem Geschmeide von

Gold/

Beſchreibung
funden/ ſo daß er nichts liebers ſiehet als wenn wir et-
was von ihm zu bitten haben. Und wuͤrden wir alles
von ihm erlangen koͤnnen/ falls nicht die verdrießlichen
Fuchsſchwaͤntzer ihm jederzeit in den Ohren liegen/
um etwas ſparſamer zu ſeyn/ nicht ſo wol in Abſicht
deſſen Nutzens als ihres eigenen Vortheils/ denen er
allbereit anfaͤnget in vielen Stuͤcken Gehoͤr zu ge-
ben wie ichs denn ſelbſt empfunden/ daß er nun-
mehro lange nicht ſo freygebig als vor dieſem/ ja ſelbſt
in Handlungs-Sachen ſo verdrießlich daß wir kaum
mit ihm zu rechte kommen koͤnnen. Anfaͤnglich war
er ſehr hoͤfflich gegen uns/ itzund aber muͤſſen wir thun
was er will/ und ihm vor ſeinen Sclaven die aller-
beſten und am meiſten gangbahre Waaren gerne
dahin geben/ welches denen Kauff-Leuten ſehr
nachtheilig. Denn da wir ihm den dritten oder
vierdten Theil vor ſeine Sclawen mehr geben muͤſſen
als einem andern/ bleiben uns die uͤbrige Waaren
auf dem Halſe ſitzen und koͤnnen derſelbigen ohne
groſſen Verluſt nicht loß werden; an ſtatt daß wir
dieſelbigen viel leichter und mit mehreren Gewinſt ver-
handeln koͤnten/ falls er noch ſo geſinnet waͤre als bey
meiner erſten und zweyten Reiſe.

Seine Hoffſtadt iſt ſehr ſchlecht und keines Redens
werth/ ſintemahlen er auſſerhalb ſeinen Weibern kei-
nen zur Auffwartung laͤſſet.

Jm gantzen Jahr gehet er uͤber zweymahl nicht
aus/ alsdann ſein Gefolge praͤchtig genung/ inſon-
derheit die Weiber ſo in tauſenden ihn begleiten/ durch-
gehends ſehr herrlich gezieret. Und kan man zu der
Zeit die ſchoͤnſte ſeiner Weiber/ welche ſonſten einiger
Maſſen verſchloſſen/ in koͤſtlichem Geſchmeide von

Gold/
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[428/0484] Beſchreibung funden/ ſo daß er nichts liebers ſiehet als wenn wir et- was von ihm zu bitten haben. Und wuͤrden wir alles von ihm erlangen koͤnnen/ falls nicht die verdrießlichen Fuchsſchwaͤntzer ihm jederzeit in den Ohren liegen/ um etwas ſparſamer zu ſeyn/ nicht ſo wol in Abſicht deſſen Nutzens als ihres eigenen Vortheils/ denen er allbereit anfaͤnget in vielen Stuͤcken Gehoͤr zu ge- ben wie ichs denn ſelbſt empfunden/ daß er nun- mehro lange nicht ſo freygebig als vor dieſem/ ja ſelbſt in Handlungs-Sachen ſo verdrießlich daß wir kaum mit ihm zu rechte kommen koͤnnen. Anfaͤnglich war er ſehr hoͤfflich gegen uns/ itzund aber muͤſſen wir thun was er will/ und ihm vor ſeinen Sclaven die aller- beſten und am meiſten gangbahre Waaren gerne dahin geben/ welches denen Kauff-Leuten ſehr nachtheilig. Denn da wir ihm den dritten oder vierdten Theil vor ſeine Sclawen mehr geben muͤſſen als einem andern/ bleiben uns die uͤbrige Waaren auf dem Halſe ſitzen und koͤnnen derſelbigen ohne groſſen Verluſt nicht loß werden; an ſtatt daß wir dieſelbigen viel leichter und mit mehreren Gewinſt ver- handeln koͤnten/ falls er noch ſo geſinnet waͤre als bey meiner erſten und zweyten Reiſe. Seine Hoffſtadt iſt ſehr ſchlecht und keines Redens werth/ ſintemahlen er auſſerhalb ſeinen Weibern kei- nen zur Auffwartung laͤſſet. Jm gantzen Jahr gehet er uͤber zweymahl nicht aus/ alsdann ſein Gefolge praͤchtig genung/ inſon- derheit die Weiber ſo in tauſenden ihn begleiten/ durch- gehends ſehr herrlich gezieret. Und kan man zu der Zeit die ſchoͤnſte ſeiner Weiber/ welche ſonſten einiger Maſſen verſchloſſen/ in koͤſtlichem Geſchmeide von Gold/

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Zitationshilfe: Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708, S. 428. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/484>, abgerufen am 26.11.2024.