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Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.

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Beschreibung
wohnet/ mit deren Vermehrung auch das Dorff
grösser wird.

Diese demnach unzählbare Menge von kleinen
Dörffern/ deren Häuser fast durchgehends oben gantz
rund entweder mit aufgeworffener Erde/ oder einer
Hecke umgeben sind/ die ungemeine Anzahl un-
terschiedlicher schöner Bäume/ welche nach der
Schnur scheinen gesetzet zu seyn/ machen das aller-
schönste Gesicht von der Welt/ und vergnügen das
Auge der Reysenden. Und zwar um so vielmehr/ weil
keine Berge oder Hügel solches verhindern/ wiewol
das Land allgemach höher lieget/ ohne daß man es
mercken kan/ bis man ein oder zwey Meilen fortgegan-
gen und sich umkehret/ da man die ersinnlich schönsten
Thäler siehet/ schöner als sie in der gantzen Welt anzu-
treffen. Sonsten ist das Land die mehreste Jahrs
Zeit über grün/ da man allezeit dreyerley Arten Korn/
Bohnen/ Patates und andere Feld-Früchte mehr an-
trifft/ welche so nahe bey einander gesäet/ daß an den
meisten Oertern nur ein kleiner Fußsteig übrig ist:
denn die Mohren seyn mit ihrem Lande so geitzig/ daß
sie alles besäen und bepflantzen was ein wenig frucht-
bar ist/ selbst auch die Hecken um ihre Häuser nicht ein-
mahl ledig stehen lassen/ und zwar mit solcher Emsig-
keit/ daß sie den einen Tag die Früchte einsamlen/ den
andern wieder von neuen einsäen/ folglich dem Lande
keine Ruhe gönnen.

Es hatte mich die Schönheit dieses Landes so weit
verführet/ daß ich schier zu Ende kommen ehe ichs
mich versahe/ will demnach von demselbigen um seiner
Annehmlichkeit halber ein sonderliche Beschreibung
geben/ und selbige in drey Theile abtheilen/ das erste

von

Beſchreibung
wohnet/ mit deren Vermehrung auch das Dorff
groͤſſer wird.

Dieſe demnach unzaͤhlbare Menge von kleinen
Doͤrffern/ deren Haͤuſer faſt durchgehends oben gantz
rund entweder mit aufgeworffener Erde/ oder einer
Hecke umgeben ſind/ die ungemeine Anzahl un-
terſchiedlicher ſchoͤner Baͤume/ welche nach der
Schnur ſcheinen geſetzet zu ſeyn/ machen das aller-
ſchoͤnſte Geſicht von der Welt/ und vergnuͤgen das
Auge der Reyſenden. Und zwar um ſo vielmehr/ weil
keine Berge oder Huͤgel ſolches verhindern/ wiewol
das Land allgemach hoͤher lieget/ ohne daß man es
mercken kan/ bis man ein oder zwey Meilen fortgegan-
gen und ſich umkehret/ da man die erſinnlich ſchoͤnſten
Thaͤler ſiehet/ ſchoͤner als ſie in der gantzen Welt anzu-
treffen. Sonſten iſt das Land die mehreſte Jahrs
Zeit uͤber gruͤn/ da man allezeit dreyerley Arten Korn/
Bohnen/ Patates und andere Feld-Fruͤchte mehr an-
trifft/ welche ſo nahe bey einander geſaͤet/ daß an den
meiſten Oertern nur ein kleiner Fußſteig uͤbrig iſt:
denn die Mohren ſeyn mit ihrem Lande ſo geitzig/ daß
ſie alles beſaͤen und bepflantzen was ein wenig frucht-
bar iſt/ ſelbſt auch die Hecken um ihre Haͤuſer nicht ein-
mahl ledig ſtehen laſſen/ und zwar mit ſolcher Emſig-
keit/ daß ſie den einen Tag die Fruͤchte einſamlen/ den
andern wieder von neuen einſaͤen/ folglich dem Lande
keine Ruhe goͤnnen.

Es hatte mich die Schoͤnheit dieſes Landes ſo weit
verfuͤhret/ daß ich ſchier zu Ende kommen ehe ichs
mich verſahe/ will demnach von demſelbigen um ſeiner
Annehmlichkeit halber ein ſonderliche Beſchreibung
geben/ und ſelbige in drey Theile abtheilen/ das erſte

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[404/0460] Beſchreibung wohnet/ mit deren Vermehrung auch das Dorff groͤſſer wird. Dieſe demnach unzaͤhlbare Menge von kleinen Doͤrffern/ deren Haͤuſer faſt durchgehends oben gantz rund entweder mit aufgeworffener Erde/ oder einer Hecke umgeben ſind/ die ungemeine Anzahl un- terſchiedlicher ſchoͤner Baͤume/ welche nach der Schnur ſcheinen geſetzet zu ſeyn/ machen das aller- ſchoͤnſte Geſicht von der Welt/ und vergnuͤgen das Auge der Reyſenden. Und zwar um ſo vielmehr/ weil keine Berge oder Huͤgel ſolches verhindern/ wiewol das Land allgemach hoͤher lieget/ ohne daß man es mercken kan/ bis man ein oder zwey Meilen fortgegan- gen und ſich umkehret/ da man die erſinnlich ſchoͤnſten Thaͤler ſiehet/ ſchoͤner als ſie in der gantzen Welt anzu- treffen. Sonſten iſt das Land die mehreſte Jahrs Zeit uͤber gruͤn/ da man allezeit dreyerley Arten Korn/ Bohnen/ Patates und andere Feld-Fruͤchte mehr an- trifft/ welche ſo nahe bey einander geſaͤet/ daß an den meiſten Oertern nur ein kleiner Fußſteig uͤbrig iſt: denn die Mohren ſeyn mit ihrem Lande ſo geitzig/ daß ſie alles beſaͤen und bepflantzen was ein wenig frucht- bar iſt/ ſelbſt auch die Hecken um ihre Haͤuſer nicht ein- mahl ledig ſtehen laſſen/ und zwar mit ſolcher Emſig- keit/ daß ſie den einen Tag die Fruͤchte einſamlen/ den andern wieder von neuen einſaͤen/ folglich dem Lande keine Ruhe goͤnnen. Es hatte mich die Schoͤnheit dieſes Landes ſo weit verfuͤhret/ daß ich ſchier zu Ende kommen ehe ichs mich verſahe/ will demnach von demſelbigen um ſeiner Annehmlichkeit halber ein ſonderliche Beſchreibung geben/ und ſelbige in drey Theile abtheilen/ das erſte von

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Zitationshilfe: Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708, S. 404. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/460>, abgerufen am 23.11.2024.