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Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.

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Beschreibung
muste/ dennoch aber denen Schweinen wegen gedach-
ter Abschnitte nichts abhaben konte.

Es gelunge mir dieser Anschlag so wohl/ daß den
dritten Tag nach Verfertigung dieser Invention,
mitten in der Nacht den Tyger gefangen bekam/ wel-
cher an Statt wie ich mir vermuthete eines ungeheu-
ren Geheules/ sein Gebiß exercirte und sich aufs na-
gen legte/ um wo möglich aus dem Gefängniß her-
auszukommen/ wäre auch ohnfehlbahr angegangen/
fals er noch eine halbe Stunde Zeit gehabt/ denn die
Thüre und Pfahle waren allbereit halb durchfressen
als ich dazu kam und ihn in seiner Arbeit störete; nahm
deswegen ohne langes Bedencken/ oder langes zielen
meine Flinte mit 3. Kugeln geladen zur Hand/ steckte
dieselbige zwischen die Pfähle hindurch/ alsofort kam
der Tyger und bisse darauf mit der größten Gewalt/
wodurch ich Gelegenheit gewann ihn auf einmahl todt
zu schiessen/ jener aber vor den so offt begangenen Dieb-
stahl das Leben einbüssen muste. Wir fanden hernach
daß er so groß wie ein Kalb/ und mit grossen Klauen so-
wol als sehr scharffen Zähnen versehen war.

Nachdem wir also dieses Thier gefället/ machten
wir uns acht Tage nach einander tapffer lustig; sinte-
mahlen es im Lande von Ante die Gewohnheit ist/ daß
wer einen Tyger fänget/ die Freyheit hat acht Tage
lang allen zu Marckt kommenden Palmwein
vor nichts wegzunehmen; folgends auch wir dieser
Gewohnheit nachkommende/ uns gantzer acht Tage
mit denen Mohren tapfer lustig und frölig erzeigten/
so daß diese des Schiessens/ Tantzens und Sprin-
gens kein Ende finden konnten.

Das Land Axim, und Ante ist noch mehr/ mit

die-

Beſchreibung
muſte/ dennoch aber denen Schweinen wegen gedach-
ter Abſchnitte nichts abhaben konte.

Es gelunge mir dieſer Anſchlag ſo wohl/ daß den
dritten Tag nach Verfertigung dieſer Invention,
mitten in der Nacht den Tyger gefangen bekam/ wel-
cher an Statt wie ich mir vermuthete eines ungeheu-
ren Geheules/ ſein Gebiß exercirte und ſich aufs na-
gen legte/ um wo moͤglich aus dem Gefaͤngniß her-
auszukommen/ waͤre auch ohnfehlbahr angegangen/
fals er noch eine halbe Stunde Zeit gehabt/ denn die
Thuͤre und Pfahle waren allbereit halb durchfreſſen
als ich dazu kam und ihn in ſeiner Arbeit ſtoͤrete; nahm
deswegen ohne langes Bedencken/ oder langes zielen
meine Flinte mit 3. Kugeln geladen zur Hand/ ſteckte
dieſelbige zwiſchen die Pfaͤhle hindurch/ alſofort kam
der Tyger und biſſe darauf mit der groͤßten Gewalt/
wodurch ich Gelegenheit gewann ihn auf einmahl todt
zu ſchieſſen/ jener aber vor den ſo offt begangenen Dieb-
ſtahl das Leben einbuͤſſen muſte. Wir fanden hernach
daß er ſo groß wie ein Kalb/ und mit groſſen Klauen ſo-
wol als ſehr ſcharffen Zaͤhnen verſehen war.

Nachdem wir alſo dieſes Thier gefaͤllet/ machten
wir uns acht Tage nach einander tapffer luſtig; ſinte-
mahlen es im Lande von Ante die Gewohnheit iſt/ daß
wer einen Tyger faͤnget/ die Freyheit hat acht Tage
lang allen zu Marckt kommenden Palmwein
vor nichts wegzunehmen; folgends auch wir dieſer
Gewohnheit nachkommende/ uns gantzer acht Tage
mit denen Mohren tapfer luſtig und froͤlig erzeigten/
ſo daß dieſe des Schieſſens/ Tantzens und Sprin-
gens kein Ende finden konnten.

Das Land Axim, und Ante iſt noch mehr/ mit

die-
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[374/0426] Beſchreibung muſte/ dennoch aber denen Schweinen wegen gedach- ter Abſchnitte nichts abhaben konte. Es gelunge mir dieſer Anſchlag ſo wohl/ daß den dritten Tag nach Verfertigung dieſer Invention, mitten in der Nacht den Tyger gefangen bekam/ wel- cher an Statt wie ich mir vermuthete eines ungeheu- ren Geheules/ ſein Gebiß exercirte und ſich aufs na- gen legte/ um wo moͤglich aus dem Gefaͤngniß her- auszukommen/ waͤre auch ohnfehlbahr angegangen/ fals er noch eine halbe Stunde Zeit gehabt/ denn die Thuͤre und Pfahle waren allbereit halb durchfreſſen als ich dazu kam und ihn in ſeiner Arbeit ſtoͤrete; nahm deswegen ohne langes Bedencken/ oder langes zielen meine Flinte mit 3. Kugeln geladen zur Hand/ ſteckte dieſelbige zwiſchen die Pfaͤhle hindurch/ alſofort kam der Tyger und biſſe darauf mit der groͤßten Gewalt/ wodurch ich Gelegenheit gewann ihn auf einmahl todt zu ſchieſſen/ jener aber vor den ſo offt begangenen Dieb- ſtahl das Leben einbuͤſſen muſte. Wir fanden hernach daß er ſo groß wie ein Kalb/ und mit groſſen Klauen ſo- wol als ſehr ſcharffen Zaͤhnen verſehen war. Nachdem wir alſo dieſes Thier gefaͤllet/ machten wir uns acht Tage nach einander tapffer luſtig; ſinte- mahlen es im Lande von Ante die Gewohnheit iſt/ daß wer einen Tyger faͤnget/ die Freyheit hat acht Tage lang allen zu Marckt kommenden Palmwein vor nichts wegzunehmen; folgends auch wir dieſer Gewohnheit nachkommende/ uns gantzer acht Tage mit denen Mohren tapfer luſtig und froͤlig erzeigten/ ſo daß dieſe des Schieſſens/ Tantzens und Sprin- gens kein Ende finden konnten. Das Land Axim, und Ante iſt noch mehr/ mit die-

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Zitationshilfe: Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708, S. 374. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/426>, abgerufen am 22.11.2024.