Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.Beschreibung Cap-Verd, allwo diese Fische sehr grausam seynd/einer von unseren Schiffleuten über Boort gefallen/ entweder durch ein Unglück/ oder gewisser Ursachen halber sich heruntergelassen/ (welches mir entfallen/) und weil er nicht wohl schwimmen können/ in Gefahr zu versauffen gerathen/ vermittelst grossen Glückes aber von einem Hay oder Requiem gar gelinde bey dem Fuß ergriffen/ an Boort eines von diesen Schif- fen sey getragen worden. Welches dafern es wahr ist/ gewißlich weit mehr zu verwundern/ als da ehedes- sen der berühmte Arion vermöge seiner wohl lauten- den Leyer-Music das Glück hatte von einem Meer- schweine an den Strand getragen zu werden/ indem dieser Hay oder Requiem durch nichts bewogen/ son- dern von freyen Stücken dergleichen herrliches Freundstück erwiese; dahero ich dieses vor eine gründ- liche Wahrheit nicht annehmen kan/ ehe und bevor ich mehr Zeugniß davon habe/ wiewol mir die Persohn/ Tag/ und Ort genennet worden/ insonderheit weil fol- gende zwey Gründe Schnur stracks darwider streiten; erstlich seynd diese Thiere über alle Massen grausam und gefräßig; zweytens können sie auf den Bauch lie- gende mit ihrem Rüssel nicht das geringste berühren oder anfassen/ muß dahero dieser nothwendig auf den Rücken gelegen haben da er den Schiffmann erwi- schet und der Gefahr entnommen hat/ oder er mag vielleicht in seiner Jugend gelernet haben auf dem Rü- cken zu schwimmen/ wie die Jungens in Holland sich zu üben pflegen/ damit er sich in vorfallender Ge- legenheit dessen bedienen könnte. Was brauchts demnach weiter zu sagen/ als daß die Natur in ihren Wercken sehr wunderbahr ist; hiebey lasset uns stille stehen/
Beſchreibung Cap-Verd, allwo dieſe Fiſche ſehr grauſam ſeynd/einer von unſeren Schiffleuten uͤber Boort gefallen/ entweder durch ein Ungluͤck/ oder gewiſſer Urſachen halber ſich heruntergelaſſen/ (welches mir entfallen/) und weil er nicht wohl ſchwimmen koͤnnen/ in Gefahr zu verſauffen gerathen/ vermittelſt groſſen Gluͤckes aber von einem Hay oder Requiem gar gelinde bey dem Fuß ergriffen/ an Boort eines von dieſen Schif- fen ſey getragen worden. Welches dafern es wahr iſt/ gewißlich weit mehr zu verwundern/ als da ehedeſ- ſen der beruͤhmte Arion vermoͤge ſeiner wohl lauten- den Leyer-Muſic das Gluͤck hatte von einem Meer- ſchweine an den Strand getragen zu werden/ indem dieſer Hay oder Requiem durch nichts bewogen/ ſon- dern von freyen Stuͤcken dergleichen herrliches Freundſtuͤck erwieſe; dahero ich dieſes vor eine gruͤnd- liche Wahrheit nicht annehmen kan/ ehe und bevor ich mehr Zeugniß davon habe/ wiewol mir die Perſohn/ Tag/ und Ort genennet worden/ inſonderheit weil fol- gende zwey Gruͤnde Schnur ſtracks darwider ſtreiten; erſtlich ſeynd dieſe Thiere uͤber alle Maſſen grauſam und gefraͤßig; zweytens koͤnnen ſie auf den Bauch lie- gende mit ihrem Ruͤſſel nicht das geringſte beruͤhren oder anfaſſen/ muß dahero dieſer nothwendig auf den Ruͤcken gelegen haben da er den Schiffmann erwi- ſchet und der Gefahr entnommen hat/ oder er mag vielleicht in ſeiner Jugend gelernet haben auf dem Ruͤ- cken zu ſchwimmen/ wie die Jungens in Holland ſich zu uͤben pflegen/ damit er ſich in vorfallender Ge- legenheit deſſen bedienen koͤnnte. Was brauchts demnach weiter zu ſagen/ als daß die Natur in ihren Wercken ſehr wunderbahr iſt; hiebey laſſet uns ſtille ſtehen/
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0388" n="336"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Beſchreibung</hi></fw><lb/><hi rendition="#aq">Cap-Verd,</hi> allwo dieſe Fiſche ſehr grauſam ſeynd/<lb/> einer von unſeren Schiffleuten uͤber Boort gefallen/<lb/> entweder durch ein Ungluͤck/ oder gewiſſer Urſachen<lb/> halber ſich heruntergelaſſen/ (welches mir entfallen/)<lb/> und weil er nicht wohl ſchwimmen koͤnnen/ in Gefahr<lb/> zu verſauffen gerathen/ vermittelſt groſſen Gluͤckes<lb/> aber von einem <hi rendition="#aq">Hay</hi> oder <hi rendition="#aq">Requiem</hi> gar gelinde bey<lb/> dem Fuß ergriffen/ an Boort eines von dieſen Schif-<lb/> fen ſey getragen worden. Welches dafern es wahr<lb/> iſt/ gewißlich weit mehr zu verwundern/ als da ehedeſ-<lb/> ſen der beruͤhmte <hi rendition="#aq">Arion</hi> vermoͤge ſeiner wohl lauten-<lb/> den Leyer-<hi rendition="#aq">Muſic</hi> das Gluͤck hatte von einem Meer-<lb/> ſchweine an den Strand getragen zu werden/ indem<lb/> dieſer <hi rendition="#aq">Hay</hi> oder <hi rendition="#aq">Requiem</hi> durch nichts bewogen/ ſon-<lb/> dern von freyen Stuͤcken dergleichen herrliches<lb/> Freundſtuͤck erwieſe; dahero ich dieſes vor eine gruͤnd-<lb/> liche Wahrheit nicht annehmen kan/ ehe und bevor ich<lb/> mehr Zeugniß davon habe/ wiewol mir die Perſohn/<lb/> Tag/ und Ort genennet worden/ inſonderheit weil fol-<lb/> gende zwey Gruͤnde Schnur ſtracks darwider ſtreiten;<lb/> erſtlich ſeynd dieſe Thiere uͤber alle Maſſen grauſam<lb/> und gefraͤßig; zweytens koͤnnen ſie auf den Bauch lie-<lb/> gende mit ihrem Ruͤſſel nicht das geringſte beruͤhren<lb/> oder anfaſſen/ muß dahero dieſer nothwendig auf den<lb/> Ruͤcken gelegen haben da er den Schiffmann erwi-<lb/> ſchet und der Gefahr entnommen hat/ oder er mag<lb/> vielleicht in ſeiner Jugend gelernet haben auf dem Ruͤ-<lb/> cken zu ſchwimmen/ wie die Jungens in Holland ſich<lb/> zu uͤben pflegen/ damit er ſich in vorfallender Ge-<lb/> legenheit deſſen bedienen koͤnnte. Was brauchts<lb/> demnach weiter zu ſagen/ als daß die Natur in ihren<lb/> Wercken ſehr wunderbahr iſt; hiebey laſſet uns ſtille<lb/> <fw place="bottom" type="catch">ſtehen/</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [336/0388]
Beſchreibung
Cap-Verd, allwo dieſe Fiſche ſehr grauſam ſeynd/
einer von unſeren Schiffleuten uͤber Boort gefallen/
entweder durch ein Ungluͤck/ oder gewiſſer Urſachen
halber ſich heruntergelaſſen/ (welches mir entfallen/)
und weil er nicht wohl ſchwimmen koͤnnen/ in Gefahr
zu verſauffen gerathen/ vermittelſt groſſen Gluͤckes
aber von einem Hay oder Requiem gar gelinde bey
dem Fuß ergriffen/ an Boort eines von dieſen Schif-
fen ſey getragen worden. Welches dafern es wahr
iſt/ gewißlich weit mehr zu verwundern/ als da ehedeſ-
ſen der beruͤhmte Arion vermoͤge ſeiner wohl lauten-
den Leyer-Muſic das Gluͤck hatte von einem Meer-
ſchweine an den Strand getragen zu werden/ indem
dieſer Hay oder Requiem durch nichts bewogen/ ſon-
dern von freyen Stuͤcken dergleichen herrliches
Freundſtuͤck erwieſe; dahero ich dieſes vor eine gruͤnd-
liche Wahrheit nicht annehmen kan/ ehe und bevor ich
mehr Zeugniß davon habe/ wiewol mir die Perſohn/
Tag/ und Ort genennet worden/ inſonderheit weil fol-
gende zwey Gruͤnde Schnur ſtracks darwider ſtreiten;
erſtlich ſeynd dieſe Thiere uͤber alle Maſſen grauſam
und gefraͤßig; zweytens koͤnnen ſie auf den Bauch lie-
gende mit ihrem Ruͤſſel nicht das geringſte beruͤhren
oder anfaſſen/ muß dahero dieſer nothwendig auf den
Ruͤcken gelegen haben da er den Schiffmann erwi-
ſchet und der Gefahr entnommen hat/ oder er mag
vielleicht in ſeiner Jugend gelernet haben auf dem Ruͤ-
cken zu ſchwimmen/ wie die Jungens in Holland ſich
zu uͤben pflegen/ damit er ſich in vorfallender Ge-
legenheit deſſen bedienen koͤnnte. Was brauchts
demnach weiter zu ſagen/ als daß die Natur in ihren
Wercken ſehr wunderbahr iſt; hiebey laſſet uns ſtille
ſtehen/
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |