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Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.

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Beschreibung
mit gutem Fug sagen/ daß sie bey erhaltener Lei-
bes Gesundheit selbigen Himmel-hoch erheben.

Dafern aber die Kranckheit gar nicht nachlässet/
oder von neuen wieder zunimmet/ wird abermahls ge-
opffert/ und zwar weit köstlicher als zuvor/ so lange bis
entweder der Krancke gesund worden oder gar ge-
storben.

Offters lohnet man auch den alten oder ersten Me-
dicum
ab/ und nimmet einen andern an in dessen
Stelle/ welcher von neuem einige Artzneyen aufsetzet/
und sich seines Mit-Collegen Unglück gar wohl weiß zu
Nutz zu machen. Jndem er erstlich (welches unsere
Ärtzte ebenfals zu thun pflegen) alles verwirfft was
der vorige zur Erhaltung der Gesundheit gut befunden/
und also selbigen unterschiedlicher grober Unwissenheit
beschuldiget; darauff einige andre Opffer welche weit
kostbahrer sind zu opffern anbefiehlet; denn dieser gute
Schlucker fürchtet sich es möchte ihm nicht viel besser
gehen als seinen Vorfahren/ darum suchet er auf alle er-
sinnliche Art und Wege mit solcher Listigkeit sich zu berei-
chern/ daß er es vielen Europäischen Medicis hierin-
nen zuvor thun würde/ wenn sie auch noch so gewitziget
wären. Doch nehmet euch dieses nicht an/ denn ihr
seyd hierzu viel zu aufrichtig/ daß man dergleichen von
euch sagen oder gedencken könnte.

Sie haben bisweilen mehr als 20. Medicos, und
lassen sichs bey jeder Veränderung ein ziemliches ko-
sten/ denn sie glauben so fest an ihr Opffer/ daß sie ihre
Geistlichen selbst darzu zwingen. Ja es gehen die jun-
gen Leute so denen Weissen dienen und einen guten
Herrn haben/ wenn dieser die gerinste Unpäßligkeit
spüret/ ohne sein Wissen zu den Geistlichen/ und brin-

gen

Beſchreibung
mit gutem Fug ſagen/ daß ſie bey erhaltener Lei-
bes Geſundheit ſelbigen Himmel-hoch erheben.

Dafern aber die Kranckheit gar nicht nachlaͤſſet/
oder von neuen wieder zunimmet/ wird abermahls ge-
opffert/ und zwar weit koͤſtlicher als zuvor/ ſo lange bis
entweder der Krancke geſund worden oder gar ge-
ſtorben.

Offters lohnet man auch den alten oder erſten Me-
dicum
ab/ und nimmet einen andern an in deſſen
Stelle/ welcher von neuem einige Artzneyen aufſetzet/
und ſich ſeines Mit-Collegen Ungluͤck gar wohl weiß zu
Nutz zu machen. Jndem er erſtlich (welches unſere
Aͤrtzte ebenfals zu thun pflegen) alles verwirfft was
der vorige zur Erhaltung der Geſundheit gut befunden/
und alſo ſelbigen unterſchiedlicher grober Unwiſſenheit
beſchuldiget; darauff einige andre Opffer welche weit
koſtbahrer ſind zu opffern anbefiehlet; denn dieſer gute
Schlucker fuͤrchtet ſich es moͤchte ihm nicht viel beſſer
gehen als ſeinen Vorfahren/ darum ſuchet er auf alle er-
ſinnliche Art uñ Wege mit ſolcher Liſtigkeit ſich zu berei-
chern/ daß er es vielen Europaͤiſchen Medicis hierin-
nen zuvor thun wuͤrde/ wenn ſie auch noch ſo gewitziget
waͤren. Doch nehmet euch dieſes nicht an/ denn ihr
ſeyd hierzu viel zu aufrichtig/ daß man dergleichen von
euch ſagen oder gedencken koͤnnte.

Sie haben bisweilen mehr als 20. Medicos, und
laſſen ſichs bey jeder Veraͤnderung ein ziemliches ko-
ſten/ denn ſie glauben ſo feſt an ihr Opffer/ daß ſie ihre
Geiſtlichen ſelbſt darzu zwingen. Ja es gehen die jun-
gen Leute ſo denen Weiſſen dienen und einen guten
Herrn haben/ wenn dieſer die gerinſte Unpaͤßligkeit
ſpuͤret/ ohne ſein Wiſſen zu den Geiſtlichen/ und brin-

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[262/0306] Beſchreibung mit gutem Fug ſagen/ daß ſie bey erhaltener Lei- bes Geſundheit ſelbigen Himmel-hoch erheben. Dafern aber die Kranckheit gar nicht nachlaͤſſet/ oder von neuen wieder zunimmet/ wird abermahls ge- opffert/ und zwar weit koͤſtlicher als zuvor/ ſo lange bis entweder der Krancke geſund worden oder gar ge- ſtorben. Offters lohnet man auch den alten oder erſten Me- dicum ab/ und nimmet einen andern an in deſſen Stelle/ welcher von neuem einige Artzneyen aufſetzet/ und ſich ſeines Mit-Collegen Ungluͤck gar wohl weiß zu Nutz zu machen. Jndem er erſtlich (welches unſere Aͤrtzte ebenfals zu thun pflegen) alles verwirfft was der vorige zur Erhaltung der Geſundheit gut befunden/ und alſo ſelbigen unterſchiedlicher grober Unwiſſenheit beſchuldiget; darauff einige andre Opffer welche weit koſtbahrer ſind zu opffern anbefiehlet; denn dieſer gute Schlucker fuͤrchtet ſich es moͤchte ihm nicht viel beſſer gehen als ſeinen Vorfahren/ darum ſuchet er auf alle er- ſinnliche Art uñ Wege mit ſolcher Liſtigkeit ſich zu berei- chern/ daß er es vielen Europaͤiſchen Medicis hierin- nen zuvor thun wuͤrde/ wenn ſie auch noch ſo gewitziget waͤren. Doch nehmet euch dieſes nicht an/ denn ihr ſeyd hierzu viel zu aufrichtig/ daß man dergleichen von euch ſagen oder gedencken koͤnnte. Sie haben bisweilen mehr als 20. Medicos, und laſſen ſichs bey jeder Veraͤnderung ein ziemliches ko- ſten/ denn ſie glauben ſo feſt an ihr Opffer/ daß ſie ihre Geiſtlichen ſelbſt darzu zwingen. Ja es gehen die jun- gen Leute ſo denen Weiſſen dienen und einen guten Herrn haben/ wenn dieſer die gerinſte Unpaͤßligkeit ſpuͤret/ ohne ſein Wiſſen zu den Geiſtlichen/ und brin- gen

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Zitationshilfe: Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708, S. 262. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/306>, abgerufen am 24.11.2024.