Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.des Landes Gvinea. willigen würde/ wolte sie es ihrem Manne angeben/ alswäre sie von ihm zum Ehebruch verleitet worden. Ge- setzt daß nun ein solcher Mann keuscher und züchtiger wäre als der Joseph/ würde es dennoch nicht helffen/ sondern genung seyn/ wenn man ihn auf solche Art bey einer entkleideten Frauen finden würde/ da ihm ohn- geachtet aller seiner Vertheidigung kein Glauben/ son- dern der Frauen allein beygemessen wird; wie ich denn solcher Exempel unterschiedliche gesehen und mit Ver- wunderung erlernet/ was bey solcher Gelegenheit eine Frau ausrichten könne. Noch andre practiciren sich heimlich ins Bette Unstreitig wahr ist es/ daß Eyffersucht und Liebe ben Q 5
des Landes Gvinea. willigen wuͤrde/ wolte ſie es ihrem Manne angeben/ alswaͤre ſie von ihm zum Ehebruch verleitet worden. Ge- ſetzt daß nun ein ſolcher Mann keuſcher und zuͤchtiger waͤre als der Joſeph/ wuͤrde es dennoch nicht helffen/ ſondern genung ſeyn/ wenn man ihn auf ſolche Art bey einer entkleideten Frauen finden wuͤrde/ da ihm ohn- geachtet aller ſeiner Vertheidigung kein Glauben/ ſon- dern der Frauen allein beygemeſſen wird; wie ich denn ſolcher Exempel unterſchiedliche geſehen und mit Ver- wunderung erlernet/ was bey ſolcher Gelegenheit eine Frau ausrichten koͤnne. Noch andre practiciren ſich heimlich ins Bette Unſtreitig wahr iſt es/ daß Eyfferſucht und Liebe ben Q 5
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des Landes Gvinea.
willigen wuͤrde/ wolte ſie es ihrem Manne angeben/ als
waͤre ſie von ihm zum Ehebruch verleitet worden. Ge-
ſetzt daß nun ein ſolcher Mann keuſcher und zuͤchtiger
waͤre als der Joſeph/ wuͤrde es dennoch nicht helffen/
ſondern genung ſeyn/ wenn man ihn auf ſolche Art bey
einer entkleideten Frauen finden wuͤrde/ da ihm ohn-
geachtet aller ſeiner Vertheidigung kein Glauben/ ſon-
dern der Frauen allein beygemeſſen wird; wie ich denn
ſolcher Exempel unterſchiedliche geſehen und mit Ver-
wunderung erlernet/ was bey ſolcher Gelegenheit eine
Frau ausrichten koͤnne.
Noch andre practiciren ſich heimlich ins Bette
eines jungen Mannes/ und bedrohen denſelbigen
wenn er erwachet/ ein groſſes Geſchrey zu machen/ und
die gantze Nachbarſchafft herbey zu ruffen/ da er dem
Tode nicht entgehen wuͤrde. Sehet wie dieſe GOt-
tes vergeſſene Leute ihre viehiſche Begierden ſtillen/ und
wie diejenigen Manns-Perſonen denen ſolches Un-
gluͤck begegnet/ hoͤchſtens zu beklagen ſeyn.
Unſtreitig wahr iſt es/ daß Eyfferſucht und Liebe
allezeit beyſammen/ denn dieſe ſo genau mit einander
verbunden/ daß ohnangeſehen ihrer widrigen Wuͤr-
ckungen/ ſie dennoch nicht getrennet werden koͤnnen.
Wie eyfferſuͤchtig auch der Mohren ihre Weiber
ſind/ doͤrffen ſie dennoch nichts ihren Maͤnnern vor-
werffen/ wenn dieſelbige mit andern Frauensleuten
etwas zu thun gehabt/ ſondern muͤſſen bemuͤhet ſeyn
mit guten Worten und Gelindigkeit ſie davon abzu-
bringen; die einige Alt-Frau/ ſo Muliere grande oder
groſſe Frau genennet wird/ hat etwas Freyheit wider
ihren Mann zu zuͤrnen/ ſelbſt auch zu bedrohen/ ſie
wolle ihn verlaſſen/ daferne er von ſeinem gottloſen Le-
ben
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