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Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.

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Beschreibung
ihrer Schwester Sohn zum Erben einsetzen; Weilen
sie versichert seyn können/ daß der Schwester Sohn
aus ihrem Geblüt entsprossen/ von ihrem eigenen Kin-
de aber solche Gewißheit nicht haben. Womit diese zu
verhindern gedencken, daß die Krohne keiner fremden
Familie zu Theilwerde; die Mohren aber/ damit ihr
Vermögen in keine fremde Hände gerahten möge.
Weil aber Ehre allezeit vor dem Reichthum hergehen
muß/ finde ich derer Jndianischen Könige Gewonheit
besser als derer Mohren/ zweiffle auch nicht ihr werdet
mit mir einerley Meynung hegen.

Gesetzt daß nun dergleichen Erbnehmere nicht
wären/ so wird das Erbgut zwischen Bruder und
Schwester getheilet/ und wenn auch diese nicht zuge-
gen/ so fället es auf die nächste Anverwandten mütter-
licher Seiten. Allein die Geburts Linien sind so durch
einander verwirret/ daß bis dato kein Europäer sich
gründlich daraus vernehmen können/ glaube auch
nicht/ daß jemand von uns dazu gelangen werde/ ohn-
geachtet die Mohren so läuffig und verschlagen darin-
nen seynd/ daß sie sich niemahls verstossen. Dennoch
entstehen zum öfftern grosse Sreitigkeiten wegen Erb-
schafften/ nicht sowol wegen Unwissenheit der Mohren/
als ob sie nicht erkenneten welches die rechtmäßigen
Erben seyn/ sondern weil diejenigen so die Gewalt in
Händen haben/ einer Erbschafft sich anmassen/ die sie
mit keinen Recht behaupten können.

Jhre gröste Ehre bestehet in Vielheit von Weibern/
und ihr bestes Vermögen in grosser Anzahl von Scla-
ven/ und gleichwol ists zum öfftern ihr gröstes Ver-
derben wenn sie ihrer viele haben/ angesehen sie vor ihre
Sclaven stehen/ und wenn sie etwas verbrochen/ alle

Geld-

Beſchreibung
ihrer Schweſter Sohn zum Erben einſetzen; Weilen
ſie verſichert ſeyn koͤnnen/ daß der Schweſter Sohn
aus ihrem Gebluͤt entſproſſen/ von ihrem eigenen Kin-
de aber ſolche Gewißheit nicht haben. Womit dieſe zu
verhindern gedencken, daß die Krohne keiner fremden
Familie zu Theilwerde; die Mohren aber/ damit ihr
Vermoͤgen in keine fremde Haͤnde gerahten moͤge.
Weil aber Ehre allezeit vor dem Reichthum hergehen
muß/ finde ich derer Jndianiſchen Koͤnige Gewonheit
beſſer als derer Mohren/ zweiffle auch nicht ihr werdet
mit mir einerley Meynung hegen.

Geſetzt daß nun dergleichen Erbnehmere nicht
waͤren/ ſo wird das Erbgut zwiſchen Bruder und
Schweſter getheilet/ und wenn auch dieſe nicht zuge-
gen/ ſo faͤllet es auf die naͤchſte Anverwandten muͤtter-
licher Seiten. Allein die Geburts Linien ſind ſo durch
einander verwirret/ daß bis dato kein Europaͤer ſich
gruͤndlich daraus vernehmen koͤnnen/ glaube auch
nicht/ daß jemand von uns dazu gelangen werde/ ohn-
geachtet die Mohren ſo laͤuffig und verſchlagen darin-
nen ſeynd/ daß ſie ſich niemahls verſtoſſen. Dennoch
entſtehen zum oͤfftern groſſe Sreitigkeiten wegen Erb-
ſchafften/ nicht ſowol wegen Unwiſſenheit der Mohren/
als ob ſie nicht erkenneten welches die rechtmaͤßigen
Erben ſeyn/ ſondern weil diejenigen ſo die Gewalt in
Haͤnden haben/ einer Erbſchafft ſich anmaſſen/ die ſie
mit keinen Recht behaupten koͤnnen.

Jhre groͤſte Ehre beſtehet in Vielheit von Weibern/
und ihr beſtes Vermoͤgen in groſſer Anzahl von Scla-
ven/ und gleichwol iſts zum oͤfftern ihr groͤſtes Ver-
derben wenn ſie ihrer viele haben/ angeſehen ſie vor ihre
Sclaven ſtehen/ und wenn ſie etwas verbrochen/ alle

Geld-
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[246/0290] Beſchreibung ihrer Schweſter Sohn zum Erben einſetzen; Weilen ſie verſichert ſeyn koͤnnen/ daß der Schweſter Sohn aus ihrem Gebluͤt entſproſſen/ von ihrem eigenen Kin- de aber ſolche Gewißheit nicht haben. Womit dieſe zu verhindern gedencken, daß die Krohne keiner fremden Familie zu Theilwerde; die Mohren aber/ damit ihr Vermoͤgen in keine fremde Haͤnde gerahten moͤge. Weil aber Ehre allezeit vor dem Reichthum hergehen muß/ finde ich derer Jndianiſchen Koͤnige Gewonheit beſſer als derer Mohren/ zweiffle auch nicht ihr werdet mit mir einerley Meynung hegen. Geſetzt daß nun dergleichen Erbnehmere nicht waͤren/ ſo wird das Erbgut zwiſchen Bruder und Schweſter getheilet/ und wenn auch dieſe nicht zuge- gen/ ſo faͤllet es auf die naͤchſte Anverwandten muͤtter- licher Seiten. Allein die Geburts Linien ſind ſo durch einander verwirret/ daß bis dato kein Europaͤer ſich gruͤndlich daraus vernehmen koͤnnen/ glaube auch nicht/ daß jemand von uns dazu gelangen werde/ ohn- geachtet die Mohren ſo laͤuffig und verſchlagen darin- nen ſeynd/ daß ſie ſich niemahls verſtoſſen. Dennoch entſtehen zum oͤfftern groſſe Sreitigkeiten wegen Erb- ſchafften/ nicht ſowol wegen Unwiſſenheit der Mohren/ als ob ſie nicht erkenneten welches die rechtmaͤßigen Erben ſeyn/ ſondern weil diejenigen ſo die Gewalt in Haͤnden haben/ einer Erbſchafft ſich anmaſſen/ die ſie mit keinen Recht behaupten koͤnnen. Jhre groͤſte Ehre beſtehet in Vielheit von Weibern/ und ihr beſtes Vermoͤgen in groſſer Anzahl von Scla- ven/ und gleichwol iſts zum oͤfftern ihr groͤſtes Ver- derben wenn ſie ihrer viele haben/ angeſehen ſie vor ihre Sclaven ſtehen/ und wenn ſie etwas verbrochen/ alle Geld-

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Zitationshilfe: Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708, S. 246. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/290>, abgerufen am 25.11.2024.