Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.Beschreibung ter Straffe verdammen/ so daß der König nicht miß-vergnügt sey. Sonsten kan man sie in ihren Residentzen von an- Ubrigens sind diese Herren dermassen geitzig und Moh-
Beſchreibung ter Straffe verdammen/ ſo daß der Koͤnig nicht miß-vergnuͤgt ſey. Sonſten kan man ſie in ihren Reſidentzen von an- Ubrigens ſind dieſe Herren dermaſſen geitzig und Moh-
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Beſchreibung
ter Straffe verdammen/ ſo daß der Koͤnig nicht miß-
vergnuͤgt ſey.
Sonſten kan man ſie in ihren Reſidentzen von an-
dren nicht fuͤglich unterſcheiden/ indem ſie weder Wa-
che vor ihrer Thuͤre noch viele Haus-Bediente halten;
und wenn ſie heraus gehen in die Doͤrffer/ haben ſie
nicht mehr als zwey kleine Jungens hinter ſich/ deren
einer ihren Saͤbel/ der andere einen Stuhl traͤget.
Auf der Straſſe im begegnen/ wird ihnen eben ſo we-
nig Ehre erzeiget/ als wir in unſerm Lande der gering-
ſten Perſohn ſind gewohnet anzuthun/ die man nicht
wuͤrdig achtet mit einem Hut-abziehen zu begruͤſſen; ja
nicht der Geringſte/ ſo gar kein Sclave wuͤrde ihnen
einen Fuß breit aus dem Wege gehen. Dafern aber
ſie jemanden im andern Dorff beſuchen wollen/ oder
dergleichen Ehre von andern empfangen/ wiſſen ſie ſo
viel beſſer ihre Grandezza in acht zu nehmen; alsdenn
nemlich werden ſie von vielem Gefolge begleitet/ laſſen
vor ſich einige Schilder her tragen/ und uͤber dem
Haupt einen Schirm/ vermuthlich damit ihre zarte
Haut von der Sonnen Hitze nicht ſchwartz werde.
Jhre Weiber ſind ebenfals bey ſolcher Gelegenheit
praͤchtig ausgezieret/ und mit ungemeinem vielen Gold
und Conte de Terra bedecket; in ihrem Dorff aber
tragen dieſe ſowol als ihre Maͤnner gantz ſchlechte Klei-
dung/ ſo daß ſie von dem allergeringſten Sclaven in
keinem Stuͤck zu unterſcheiden.
Ubrigens ſind dieſe Herren dermaſſen geitzig und
begierig/ daß ſie auch vom geringſten und unvermoͤ-
genſten Menſchen die geringſte Beſchenckung anzu-
nehmen kein Bedencken tragen wuͤrden. Dahero iſt
ihre Kuͤche eben ſo ſchlecht beſtellet als eines geringen
Moh-
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