Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.Beschreibung te Hülffs-Völcker vor so weniges Geld nicht viel ver-mögen können/ allein die Hoffnung zur Beute ma- chet sie muthig/ an deren Stelle sie dennoch offt tapfe- re Schläge mit nach Hause bringen/ denn die Capi- tains oder Hauptleute theilen das gemachte Geld un- ter sich/ und wenn etwas weniges überbleibet/ be- kommen es die Manceros, so zuweilen auf einen jeden nicht über zwey oder drey Gulden ausmachet/ biswei- len gar die Helffte nicht einmahl/ indem die Capitains so künstlich ihre Rechnung wissen einzurichten/ daß sehr selten etwas übrig bleibet. Nichts destoweniger kan einjeder seinen bescheiden Theil von der Beute füglich erhaschen/ denn obwol dergleichen Gelder zu denen Krieges-Unkosten gewidmet/ und wenn denn etwas übrig bleibet/ unter alle zusammen getheilet werden sollen; siehet nur einjeder darauf/ wie er et- was mit bekommen möge/ ohne die geringste Sorge wegen Bezahlung derer Krieges-Kosten. Dannen- hero die Manceros auch sehr bald den Krieg verlas- sen/ und einjeder nach Hause eilet/ wenn es keine son- derliche Beuten geben will. Wenn sie zu Felde gehen/ stellet sich einjeder unter Jch
Beſchreibung te Huͤlffs-Voͤlcker vor ſo weniges Geld nicht viel ver-moͤgen koͤnnen/ allein die Hoffnung zur Beute ma- chet ſie muthig/ an deren Stelle ſie dennoch offt tapfe- re Schlaͤge mit nach Hauſe bringen/ denn die Capi- tains oder Hauptleute theilen das gemachte Geld un- ter ſich/ und wenn etwas weniges uͤberbleibet/ be- kommen es die Manceros, ſo zuweilen auf einen jeden nicht uͤber zwey oder drey Gulden ausmachet/ biswei- len gar die Helffte nicht einmahl/ indem die Capitains ſo kuͤnſtlich ihre Rechnung wiſſen einzurichten/ daß ſehr ſelten etwas uͤbrig bleibet. Nichts deſtoweniger kan einjeder ſeinen beſcheiden Theil von der Beute fuͤglich erhaſchen/ denn obwol dergleichen Gelder zu denen Krieges-Unkoſten gewidmet/ und wenn denn etwas uͤbrig bleibet/ unter alle zuſammen getheilet werden ſollen; ſiehet nur einjeder darauf/ wie er et- was mit bekommen moͤge/ ohne die geringſte Sorge wegen Bezahlung derer Krieges-Koſten. Dannen- hero die Manceros auch ſehr bald den Krieg verlaſ- ſen/ und einjeder nach Hauſe eilet/ wenn es keine ſon- derliche Beuten geben will. Wenn ſie zu Felde gehen/ ſtellet ſich einjeder unter Jch
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Beſchreibung
te Huͤlffs-Voͤlcker vor ſo weniges Geld nicht viel ver-
moͤgen koͤnnen/ allein die Hoffnung zur Beute ma-
chet ſie muthig/ an deren Stelle ſie dennoch offt tapfe-
re Schlaͤge mit nach Hauſe bringen/ denn die Capi-
tains oder Hauptleute theilen das gemachte Geld un-
ter ſich/ und wenn etwas weniges uͤberbleibet/ be-
kommen es die Manceros, ſo zuweilen auf einen jeden
nicht uͤber zwey oder drey Gulden ausmachet/ biswei-
len gar die Helffte nicht einmahl/ indem die Capitains
ſo kuͤnſtlich ihre Rechnung wiſſen einzurichten/ daß
ſehr ſelten etwas uͤbrig bleibet. Nichts deſtoweniger
kan einjeder ſeinen beſcheiden Theil von der Beute
fuͤglich erhaſchen/ denn obwol dergleichen Gelder zu
denen Krieges-Unkoſten gewidmet/ und wenn denn
etwas uͤbrig bleibet/ unter alle zuſammen getheilet
werden ſollen; ſiehet nur einjeder darauf/ wie er et-
was mit bekommen moͤge/ ohne die geringſte Sorge
wegen Bezahlung derer Krieges-Koſten. Dannen-
hero die Manceros auch ſehr bald den Krieg verlaſ-
ſen/ und einjeder nach Hauſe eilet/ wenn es keine ſon-
derliche Beuten geben will.
Wenn ſie zu Felde gehen/ ſtellet ſich einjeder unter
das Commando eines derer Ober-Officirer, doch
haben dieſe nur bloß uͤber ihre Sclaven zu befehlen/
ein frey-gebohrner Mohr wird ſich dieſen/ ja ſelbſt ih-
ren Koͤnigen nicht unterwerffen/ er ſey denn durch
groͤſſere Macht hiezu gezwungen; ſonſten aber lebet
und handelt einjeder nach ſeinem Gutbefinden/ ſo daß/
wenn ſich ihr Oberhaupt unterſtuͤnde/ ſelbſt auf den
Feind los zu gehen/ er ſolches ungehindert thun koͤnne/
und anbey ſehen/ wer ihm von ſeinen Leuten in den
Streit folgen will.
Jch
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