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Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.

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Beschreibung
mit einigen meiner Leute nach Ancober, da mir ohn-
gefehr 3. Meilen von unserer Vestung/ ein gantzer
Trouppen von 500. gewaffneten Mohren begegnete/
in der Meynung mich dadurch zu schrecken/ oder in
meinem Vortrag zaghafft zu machen; nichts weniger
dagegen fing ich nach abgelegter Begrüssung an zu
fragen/ wer sie so kühn gemachet/ daß sie den Gehorsam
der Compagnie aufgekündiget/ mit dem Erinnern/
sie möchten sich wol vorsehen/ damit sie sich kein Un-
glück über den Hals zögen. Darauf gaben sie mir
zur Antwort/ daß man sie fälschlich beschuldiget/ und
niemahls gesonnen wären die Holländer zu verlassen/
vielweniger aus ihrem dem Lande höchst-nöthigen
Schutz zu begeben. Nun ware ich hiemit sehr wohl
zufrieden/ fragte deswegen weiter/ ob sie mir die Mör-
der aushändigen wolten/ damit ich sie zu verdienter
Straffe ziehen könne; darauff sie mit Nein antworte-
ten/ und daß sie selbst vielleicht sie abstraffen wolten.
Nahme hiemit Abschied/ nachdem ich öffentlich aus-
gesaget/ ich hielte sie alle des begangenen Mords schul-
dig/ mit angehängter Bedrohung alle diejenigen wel-
che ich aus ihrem Lande würde antreffen können/ fest-
setzen/ und als Meuchel-Mörder abstraffen zu lassen.
Womit ich so viel erhielte/ daß/ nachdem sie die Sache
unter einander überleget/ einige sich zu mir naheten/ bit-
tende ein Augenblick zu warten/ sie wolten über die
Sache Raht nehmen/ und mir eine gründliche Ant-
wort bringen; kaum hatte ich eine Viertelstund ge-
harret/ so brachten sie die Meuchel-Mörder in Ketten
und Fesseln vor mich/ und baten ich möchte sie nicht ehe
bestraffen/ bis sie alle zugegen wären/ so ich ihnen leicht
versprechen konnte; so daß ich endlich nach wohl ver-

richte-

Beſchreibung
mit einigen meiner Leute nach Ancober, da mir ohn-
gefehr 3. Meilen von unſerer Veſtung/ ein gantzer
Trouppen von 500. gewaffneten Mohren begegnete/
in der Meynung mich dadurch zu ſchrecken/ oder in
meinem Vortrag zaghafft zu machen; nichts weniger
dagegen fing ich nach abgelegter Begruͤſſung an zu
fragen/ wer ſie ſo kuͤhn gemachet/ daß ſie den Gehorſam
der Compagnie aufgekuͤndiget/ mit dem Erinnern/
ſie moͤchten ſich wol vorſehen/ damit ſie ſich kein Un-
gluͤck uͤber den Hals zoͤgen. Darauf gaben ſie mir
zur Antwort/ daß man ſie faͤlſchlich beſchuldiget/ und
niemahls geſonnen waͤren die Hollaͤnder zu verlaſſen/
vielweniger aus ihrem dem Lande hoͤchſt-noͤthigen
Schutz zu begeben. Nun ware ich hiemit ſehr wohl
zufrieden/ fragte deswegen weiter/ ob ſie mir die Moͤr-
der aushaͤndigen wolten/ damit ich ſie zu verdienter
Straffe ziehen koͤnne; darauff ſie mit Nein antworte-
ten/ und daß ſie ſelbſt vielleicht ſie abſtraffen wolten.
Nahme hiemit Abſchied/ nachdem ich oͤffentlich aus-
geſaget/ ich hielte ſie alle des begangenen Mords ſchul-
dig/ mit angehaͤngter Bedrohung alle diejenigen wel-
che ich aus ihrem Lande wuͤrde antreffen koͤnnen/ feſt-
ſetzen/ und als Meuchel-Moͤrder abſtraffen zu laſſen.
Womit ich ſo viel erhielte/ daß/ nachdem ſie die Sache
unter einander uͤberleget/ einige ſich zu mir naheten/ bit-
tende ein Augenblick zu warten/ ſie wolten uͤber die
Sache Raht nehmen/ und mir eine gruͤndliche Ant-
wort bringen; kaum hatte ich eine Viertelſtund ge-
harret/ ſo brachten ſie die Meuchel-Moͤrder in Ketten
und Feſſeln vor mich/ und baten ich moͤchte ſie nicht ehe
beſtraffen/ bis ſie alle zugegen waͤren/ ſo ich ihnen leicht
verſprechen konnte; ſo daß ich endlich nach wohl ver-

richte-
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[212/0256] Beſchreibung mit einigen meiner Leute nach Ancober, da mir ohn- gefehr 3. Meilen von unſerer Veſtung/ ein gantzer Trouppen von 500. gewaffneten Mohren begegnete/ in der Meynung mich dadurch zu ſchrecken/ oder in meinem Vortrag zaghafft zu machen; nichts weniger dagegen fing ich nach abgelegter Begruͤſſung an zu fragen/ wer ſie ſo kuͤhn gemachet/ daß ſie den Gehorſam der Compagnie aufgekuͤndiget/ mit dem Erinnern/ ſie moͤchten ſich wol vorſehen/ damit ſie ſich kein Un- gluͤck uͤber den Hals zoͤgen. Darauf gaben ſie mir zur Antwort/ daß man ſie faͤlſchlich beſchuldiget/ und niemahls geſonnen waͤren die Hollaͤnder zu verlaſſen/ vielweniger aus ihrem dem Lande hoͤchſt-noͤthigen Schutz zu begeben. Nun ware ich hiemit ſehr wohl zufrieden/ fragte deswegen weiter/ ob ſie mir die Moͤr- der aushaͤndigen wolten/ damit ich ſie zu verdienter Straffe ziehen koͤnne; darauff ſie mit Nein antworte- ten/ und daß ſie ſelbſt vielleicht ſie abſtraffen wolten. Nahme hiemit Abſchied/ nachdem ich oͤffentlich aus- geſaget/ ich hielte ſie alle des begangenen Mords ſchul- dig/ mit angehaͤngter Bedrohung alle diejenigen wel- che ich aus ihrem Lande wuͤrde antreffen koͤnnen/ feſt- ſetzen/ und als Meuchel-Moͤrder abſtraffen zu laſſen. Womit ich ſo viel erhielte/ daß/ nachdem ſie die Sache unter einander uͤberleget/ einige ſich zu mir naheten/ bit- tende ein Augenblick zu warten/ ſie wolten uͤber die Sache Raht nehmen/ und mir eine gruͤndliche Ant- wort bringen; kaum hatte ich eine Viertelſtund ge- harret/ ſo brachten ſie die Meuchel-Moͤrder in Ketten und Feſſeln vor mich/ und baten ich moͤchte ſie nicht ehe beſtraffen/ bis ſie alle zugegen waͤren/ ſo ich ihnen leicht verſprechen konnte; ſo daß ich endlich nach wohl ver- richte-

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Zitationshilfe: Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708, S. 212. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/256>, abgerufen am 23.11.2024.