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Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.

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Beschreibung
alsobald an ein bekandtes Wasser gebracht werde/
welches tieff im Lande sich unter den Nahmen Bos-
manqve
findet/ (sonder Zweiffel müssen sie hiedurch
die Seelen verstehen/ denn den Leib sehen oder behalten
sie bey sich/) und alda von einem Götzen gefraget wer-
de/ wie er zeithero in der Welt gelebet; dafern er nun
seinem Abgott reichlich und fleißig geopffert/ niemahls
eyd-brüchig worden/ auch kein verbotenes Fleisch zu
sich genommen/ lässet ihn der Götze allgemach mit Ge-
lindigkeit über den Fluß herüber/ und geleite denselben
in ein sehr köstliches Land/ dem Paradies des Maho-
mets
nicht ungleich; Wäre es aber/ daß der Todte
von verbotenem Fleisch genossen/ auch die dem Gö-
tzen gewidmete Tage nicht fleißig in acht genommen/
stürtzet er denselbigen ins Meer/ ersauffe denselben/
und sey also seiner in Ewigkeit vergessen.

Noch andere meynen/ daß der Todte in das Land
der Europäer versetzet/ wieder in weisse Leute verwan-
delt werden/ welche denn einiger massen mit des Py-
thagori
seiner übereinstimmet/ und zur Genüge be-
weiset/ wie hoch sie die weissen Leute in Ehren halten.

Uberdem wissen diejenigen Mohren/ so tieff aus
dem Lande kommen/ denen unter uns wohnenden gar
füglich einzubilden/ es halte sich bey ihnen ein grosser
Feticheer in einem prächtigen Hause auf/ von dem
sie sehr seltsame Dinge erzehlen/ daß er nemlich nach
eigenem Belieben und Wohlgefallen das Wetter än-
dern könne; sein Haus aber wäre unbedecket gleich-
wol niemahls vom Regen incommodiret; daß er
auch alle vergangene und zukünfftige Dinge so genau
wisse/ als wenn er selbst zu gegen gewesen; imgleichen
auch allerhand Kranckheiten heile/ ja mit einem Wort

so

Beſchreibung
alſobald an ein bekandtes Waſſer gebracht werde/
welches tieff im Lande ſich unter den Nahmen Bos-
manqve
findet/ (ſonder Zweiffel muͤſſen ſie hiedurch
die Seelen verſtehen/ denn den Leib ſehen oder behalten
ſie bey ſich/) und alda von einem Goͤtzen gefraget wer-
de/ wie er zeithero in der Welt gelebet; dafern er nun
ſeinem Abgott reichlich und fleißig geopffert/ niemahls
eyd-bruͤchig worden/ auch kein verbotenes Fleiſch zu
ſich genommen/ laͤſſet ihn der Goͤtze allgemach mit Ge-
lindigkeit uͤber den Fluß heruͤber/ und geleite denſelben
in ein ſehr koͤſtliches Land/ dem Paradies des Maho-
mets
nicht ungleich; Waͤre es aber/ daß der Todte
von verbotenem Fleiſch genoſſen/ auch die dem Goͤ-
tzen gewidmete Tage nicht fleißig in acht genommen/
ſtuͤrtzet er denſelbigen ins Meer/ erſauffe denſelben/
und ſey alſo ſeiner in Ewigkeit vergeſſen.

Noch andere meynen/ daß der Todte in das Land
der Europaͤer verſetzet/ wieder in weiſſe Leute verwan-
delt werden/ welche denn einiger maſſen mit des Py-
thagori
ſeiner uͤbereinſtimmet/ und zur Genuͤge be-
weiſet/ wie hoch ſie die weiſſen Leute in Ehren halten.

Uberdem wiſſen diejenigen Mohren/ ſo tieff aus
dem Lande kommen/ denen unter uns wohnenden gar
fuͤglich einzubilden/ es halte ſich bey ihnen ein groſſer
Feticheer in einem praͤchtigen Hauſe auf/ von dem
ſie ſehr ſeltſame Dinge erzehlen/ daß er nemlich nach
eigenem Belieben und Wohlgefallen das Wetter aͤn-
dern koͤnne; ſein Haus aber waͤre unbedecket gleich-
wol niemahls vom Regen incommodiret; daß er
auch alle vergangene und zukuͤnfftige Dinge ſo genau
wiſſe/ als wenn er ſelbſt zu gegen geweſen; imgleichen
auch allerhand Kranckheiten heile/ ja mit einem Wort

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[190/0234] Beſchreibung alſobald an ein bekandtes Waſſer gebracht werde/ welches tieff im Lande ſich unter den Nahmen Bos- manqve findet/ (ſonder Zweiffel muͤſſen ſie hiedurch die Seelen verſtehen/ denn den Leib ſehen oder behalten ſie bey ſich/) und alda von einem Goͤtzen gefraget wer- de/ wie er zeithero in der Welt gelebet; dafern er nun ſeinem Abgott reichlich und fleißig geopffert/ niemahls eyd-bruͤchig worden/ auch kein verbotenes Fleiſch zu ſich genommen/ laͤſſet ihn der Goͤtze allgemach mit Ge- lindigkeit uͤber den Fluß heruͤber/ und geleite denſelben in ein ſehr koͤſtliches Land/ dem Paradies des Maho- mets nicht ungleich; Waͤre es aber/ daß der Todte von verbotenem Fleiſch genoſſen/ auch die dem Goͤ- tzen gewidmete Tage nicht fleißig in acht genommen/ ſtuͤrtzet er denſelbigen ins Meer/ erſauffe denſelben/ und ſey alſo ſeiner in Ewigkeit vergeſſen. Noch andere meynen/ daß der Todte in das Land der Europaͤer verſetzet/ wieder in weiſſe Leute verwan- delt werden/ welche denn einiger maſſen mit des Py- thagori ſeiner uͤbereinſtimmet/ und zur Genuͤge be- weiſet/ wie hoch ſie die weiſſen Leute in Ehren halten. Uberdem wiſſen diejenigen Mohren/ ſo tieff aus dem Lande kommen/ denen unter uns wohnenden gar fuͤglich einzubilden/ es halte ſich bey ihnen ein groſſer Feticheer in einem praͤchtigen Hauſe auf/ von dem ſie ſehr ſeltſame Dinge erzehlen/ daß er nemlich nach eigenem Belieben und Wohlgefallen das Wetter aͤn- dern koͤnne; ſein Haus aber waͤre unbedecket gleich- wol niemahls vom Regen incommodiret; daß er auch alle vergangene und zukuͤnfftige Dinge ſo genau wiſſe/ als wenn er ſelbſt zu gegen geweſen; imgleichen auch allerhand Kranckheiten heile/ ja mit einem Wort ſo

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Zitationshilfe: Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708, S. 190. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/234>, abgerufen am 24.11.2024.