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Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.

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Beschreibung
alle dasjenige für richtig und gethan in der grossen
Blindheit annehmen was ihnen der Feticheer im
Nahmen des Götzen andeutet/ machen auch nicht die
geringste Schwürigkeit allem gewiß nachzuleben/ das
ist ihrem Götzen zu opffern/ Schaaffe/ Schweine/
Hühner/ Hunde und Katzen; bisweilen Kleider/
Wein/ Gold/ nachdem nemlich der Geistliche dieses
oder jenes zu seiner Nohtdurfft brauchet; denn dieser
behält alles/ und giebet an dessen Statt dem Götzen
nichts als Mist/ und das Gedärm vom geschlachteten
und geopferten Viehe; ohne was ihm noch für den
Dienst des Opffers an Geld muß gereichet werden/
damit er seine Mühe für das bischen Fragen an den
Götzen bezahlet bekomme.

Wenn nun der Geistliche günstig ist/ demjenigen
welcher etwas bey den Götzen erfragen will/ hat er
zweyerley Handgriff selbiges in des andern Beyseyn
zu bezeugen; entweder mit einem Bündlein von ohn-
gefehr 20. langen und schmalen Stücklein Leder/ in
dessen Mitte sie von obbemeldten Sachen aus dem Ge-
fässe etwas zusammen binden/ und einige Glück/ die
andre Unglück bedeuten. Dieses Bündel wirffet
der Feticheer unterschiedliche mahl in die Höhe/
wenn im herunterfallen lauter Glück bedeutende Sa-
chen zusammenkommen/ hat der Fragende ein gros-
ses Glück zu hoffen. Doch muß man mercken/ daß
der Geistliche dieses so offt thun kan als er selbst will/
und wenn lauter unglückliche Sachen zusammen sich
gefunden/ eintzig an dem Geistlichen fehle/ welcher
von dem Fragenden noch mehrere Opffer-Gaben ver-
langet; nicht anders/ als wenn der Götze erzürnet/ auf
solche Art müste befriediget werden; dadurch der Geist-

liche

Beſchreibung
alle dasjenige fuͤr richtig und gethan in der groſſen
Blindheit annehmen was ihnen der Feticheer im
Nahmen des Goͤtzen andeutet/ machen auch nicht die
geringſte Schwuͤrigkeit allem gewiß nachzuleben/ das
iſt ihrem Goͤtzen zu opffern/ Schaaffe/ Schweine/
Huͤhner/ Hunde und Katzen; bisweilen Kleider/
Wein/ Gold/ nachdem nemlich der Geiſtliche dieſes
oder jenes zu ſeiner Nohtdurfft brauchet; denn dieſer
behaͤlt alles/ und giebet an deſſen Statt dem Goͤtzen
nichts als Miſt/ und das Gedaͤrm vom geſchlachteten
und geopferten Viehe; ohne was ihm noch fuͤr den
Dienſt des Opffers an Geld muß gereichet werden/
damit er ſeine Muͤhe fuͤr das biſchen Fragen an den
Goͤtzen bezahlet bekomme.

Wenn nun der Geiſtliche guͤnſtig iſt/ demjenigen
welcher etwas bey den Goͤtzen erfragen will/ hat er
zweyerley Handgriff ſelbiges in des andern Beyſeyn
zu bezeugen; entweder mit einem Buͤndlein von ohn-
gefehr 20. langen und ſchmalen Stuͤcklein Leder/ in
deſſen Mitte ſie von obbemeldten Sachen aus dem Ge-
faͤſſe etwas zuſammen binden/ und einige Gluͤck/ die
andre Ungluͤck bedeuten. Dieſes Buͤndel wirffet
der Feticheer unterſchiedliche mahl in die Hoͤhe/
wenn im herunterfallen lauter Gluͤck bedeutende Sa-
chen zuſammenkommen/ hat der Fragende ein groſ-
ſes Gluͤck zu hoffen. Doch muß man mercken/ daß
der Geiſtliche dieſes ſo offt thun kan als er ſelbſt will/
und wenn lauter ungluͤckliche Sachen zuſammen ſich
gefunden/ eintzig an dem Geiſtlichen fehle/ welcher
von dem Fragenden noch mehrere Opffer-Gaben ver-
langet; nicht anders/ als wenn der Goͤtze erzuͤrnet/ auf
ſolche Art muͤſte befriediget werden; dadurch der Geiſt-

liche
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[184/0228] Beſchreibung alle dasjenige fuͤr richtig und gethan in der groſſen Blindheit annehmen was ihnen der Feticheer im Nahmen des Goͤtzen andeutet/ machen auch nicht die geringſte Schwuͤrigkeit allem gewiß nachzuleben/ das iſt ihrem Goͤtzen zu opffern/ Schaaffe/ Schweine/ Huͤhner/ Hunde und Katzen; bisweilen Kleider/ Wein/ Gold/ nachdem nemlich der Geiſtliche dieſes oder jenes zu ſeiner Nohtdurfft brauchet; denn dieſer behaͤlt alles/ und giebet an deſſen Statt dem Goͤtzen nichts als Miſt/ und das Gedaͤrm vom geſchlachteten und geopferten Viehe; ohne was ihm noch fuͤr den Dienſt des Opffers an Geld muß gereichet werden/ damit er ſeine Muͤhe fuͤr das biſchen Fragen an den Goͤtzen bezahlet bekomme. Wenn nun der Geiſtliche guͤnſtig iſt/ demjenigen welcher etwas bey den Goͤtzen erfragen will/ hat er zweyerley Handgriff ſelbiges in des andern Beyſeyn zu bezeugen; entweder mit einem Buͤndlein von ohn- gefehr 20. langen und ſchmalen Stuͤcklein Leder/ in deſſen Mitte ſie von obbemeldten Sachen aus dem Ge- faͤſſe etwas zuſammen binden/ und einige Gluͤck/ die andre Ungluͤck bedeuten. Dieſes Buͤndel wirffet der Feticheer unterſchiedliche mahl in die Hoͤhe/ wenn im herunterfallen lauter Gluͤck bedeutende Sa- chen zuſammenkommen/ hat der Fragende ein groſ- ſes Gluͤck zu hoffen. Doch muß man mercken/ daß der Geiſtliche dieſes ſo offt thun kan als er ſelbſt will/ und wenn lauter ungluͤckliche Sachen zuſammen ſich gefunden/ eintzig an dem Geiſtlichen fehle/ welcher von dem Fragenden noch mehrere Opffer-Gaben ver- langet; nicht anders/ als wenn der Goͤtze erzuͤrnet/ auf ſolche Art muͤſte befriediget werden; dadurch der Geiſt- liche

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Zitationshilfe: Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708, S. 184. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/228>, abgerufen am 25.11.2024.