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Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.

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des Landes Gvinea.
die meisten übereinkommen/ etwas zu erinnern vor-
habens bin.

Die meisten zwar unter hiesiges Landes Einwoh-
nern/ glauben einen einigen wahren GOtt/ welcher
den Himmel/ Erde und Wasser nebst allen darinn
befindlichen Geschöpffen erschaffen/ dennoch aber glau-
ben sie dieses so obenhin/ und haben keinen rechten
Begriff von ihrem Schöpffer/ eben wie sie auch glau-
ben daß alles erschaffene Wesen durch GOtt erhal-
ten und regieret werde. Nun haben sie dieses in An-
sehung ihres unvollkommenen zerstümmelten Glau-
bens/ nicht von ihnen selbst/ noch durch mündliche Er-
theilung von ihren Vorfahren/ sondern eintzig und
allein durch täglichen Umgang von denen Europäern
erlernet/ als welche ihnen allmählich gesuchet
diese Lehre beyzubringen. Welches nach meiner
Meynung durch folgende zwey Beweis-Gründe kan
bestätiget werden; der erste ist/ daß sie niemahls die-
sem GOtt opffern/ noch weniger in vorfallenden Nö-
then denselbigen anruffen/ sondern in allen Unglücks-
Fällen zu ihrem Fetiche sich machen/ (dessen Be-
schreibung unten folgen soll) und denselbigen um glück-
liche Gesegnung ihres Vorhabens erbitten. Der
zweyte ist dieser/ daß in Sachen der Erschaffung ihre
Meynungen sehr ungleich seynd; angesehen ihre viele
noch heutiges Tages glauben/ daß der Mensch von
der Anansie (welches eine grosse Spinne ist) erschaf-
fen/ auch diese ihre Meynung mit ungeziemender
Halsstarrigkeit zu verfechten suchen. Die andre glau-
ben zwar daß GOtt der Urheber aller erschaffenen
Dinge sey/ aber mercket auf was Art/ anlangend das
menschliche Geschlecht/ halten sie davor/ das GOtt im

An-
M

des Landes Gvinea.
die meiſten uͤbereinkommen/ etwas zu erinnern vor-
habens bin.

Die meiſten zwar unter hieſiges Landes Einwoh-
nern/ glauben einen einigen wahren GOtt/ welcher
den Himmel/ Erde und Waſſer nebſt allen darinn
befindlichen Geſchoͤpffen erſchaffen/ dennoch aber glau-
ben ſie dieſes ſo obenhin/ und haben keinen rechten
Begriff von ihrem Schoͤpffer/ eben wie ſie auch glau-
ben daß alles erſchaffene Weſen durch GOtt erhal-
ten und regieret werde. Nun haben ſie dieſes in An-
ſehung ihres unvollkommenen zerſtuͤmmelten Glau-
bens/ nicht von ihnen ſelbſt/ noch durch muͤndliche Er-
theilung von ihren Vorfahren/ ſondern eintzig und
allein durch taͤglichen Umgang von denen Europaͤern
erlernet/ als welche ihnen allmaͤhlich geſuchet
dieſe Lehre beyzubringen. Welches nach meiner
Meynung durch folgende zwey Beweis-Gruͤnde kan
beſtaͤtiget werden; der erſte iſt/ daß ſie niemahls die-
ſem GOtt opffern/ noch weniger in vorfallenden Noͤ-
then denſelbigen anruffen/ ſondern in allen Ungluͤcks-
Faͤllen zu ihrem Fetiche ſich machen/ (deſſen Be-
ſchreibung unten folgen ſoll) und denſelbigen um gluͤck-
liche Geſegnung ihres Vorhabens erbitten. Der
zweyte iſt dieſer/ daß in Sachen der Erſchaffung ihre
Meynungen ſehr ungleich ſeynd; angeſehen ihre viele
noch heutiges Tages glauben/ daß der Menſch von
der Ananſie (welches eine groſſe Spinne iſt) erſchaf-
fen/ auch dieſe ihre Meynung mit ungeziemender
Halsſtarrigkeit zu verfechten ſuchen. Die andre glau-
ben zwar daß GOtt der Urheber aller erſchaffenen
Dinge ſey/ aber mercket auf was Art/ anlangend das
menſchliche Geſchlecht/ halten ſie davor/ das GOtt im

An-
M
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[177/0221] des Landes Gvinea. die meiſten uͤbereinkommen/ etwas zu erinnern vor- habens bin. Die meiſten zwar unter hieſiges Landes Einwoh- nern/ glauben einen einigen wahren GOtt/ welcher den Himmel/ Erde und Waſſer nebſt allen darinn befindlichen Geſchoͤpffen erſchaffen/ dennoch aber glau- ben ſie dieſes ſo obenhin/ und haben keinen rechten Begriff von ihrem Schoͤpffer/ eben wie ſie auch glau- ben daß alles erſchaffene Weſen durch GOtt erhal- ten und regieret werde. Nun haben ſie dieſes in An- ſehung ihres unvollkommenen zerſtuͤmmelten Glau- bens/ nicht von ihnen ſelbſt/ noch durch muͤndliche Er- theilung von ihren Vorfahren/ ſondern eintzig und allein durch taͤglichen Umgang von denen Europaͤern erlernet/ als welche ihnen allmaͤhlich geſuchet dieſe Lehre beyzubringen. Welches nach meiner Meynung durch folgende zwey Beweis-Gruͤnde kan beſtaͤtiget werden; der erſte iſt/ daß ſie niemahls die- ſem GOtt opffern/ noch weniger in vorfallenden Noͤ- then denſelbigen anruffen/ ſondern in allen Ungluͤcks- Faͤllen zu ihrem Fetiche ſich machen/ (deſſen Be- ſchreibung unten folgen ſoll) und denſelbigen um gluͤck- liche Geſegnung ihres Vorhabens erbitten. Der zweyte iſt dieſer/ daß in Sachen der Erſchaffung ihre Meynungen ſehr ungleich ſeynd; angeſehen ihre viele noch heutiges Tages glauben/ daß der Menſch von der Ananſie (welches eine groſſe Spinne iſt) erſchaf- fen/ auch dieſe ihre Meynung mit ungeziemender Halsſtarrigkeit zu verfechten ſuchen. Die andre glau- ben zwar daß GOtt der Urheber aller erſchaffenen Dinge ſey/ aber mercket auf was Art/ anlangend das menſchliche Geſchlecht/ halten ſie davor/ das GOtt im An- M

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Zitationshilfe: Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708, S. 177. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/221>, abgerufen am 25.11.2024.