Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.

Bild:
<< vorherige Seite

Beschreibung
er zu seiner Lust Zincken brauchen will/ von andern
dieselbige lehnen.

Noch ists nicht alles/ sondern es muß auch ein sol-
cher der sich in Ansehen bringen will/ alsobald einen
Schild/ und nachgehends gar zwey verfertigen lassen/
welche er mit eben dergleichen Pracht als seine Hör-
ner öffentlich muß sehen lassen. Die erste Nacht ge-
het er mit allen seinen Leuten gewaffnet über die Stras-
se/ um zu zeigen/ daß er in Krieges-Zeiten die gröste
Gefahr nicht scheuen wolle für die Seinige zu fechten:
drauff folgenden Tag bringet er mit schiessen und an-
dern Krieges-Ubungen zu/ nebst seinen Leuten: als-
denn erlustiget er sich unterschiedliche Tage nach ein-
ander mit tantzen und mehreren Lustigkeiten/ (denn
diese Ceremonien dauren gantzer 8. Tage) indem
seine Weiber und übrige Hausgenossen in prächti-
ger Kleidung alle ihre Schätze/ die sie in der Welt be-
sitzen/ für Augen legen. Gleichwol kostet ihm diese zwey-
te Zusammenkunfft bey weiten nicht so viel als die erste/
denn hier muß er Geschencke und Verehrungen an
andere geben/ an statt daß er im zweyten von anderen
und bisweilen ansehnliche Geschencke einnimmt. Da-
fern er nun einstens Lust hätte im Kriege zu dienen/
mag er jederzeit zwey Schilde vor ihm tragen lassen;
welches doch kein Mohr sich unterfangen muß/ er ha-
be denn auf itzt erwehnte Art sein Recht erworben.

Dieses sollen zwar ihre so genannten Edelleute seyn/
allein es ist ohnstreitig/ daß sie davor nicht können ge-
halten werden; denn erstens kan sich kein Mensch
selbst zum Edelmann machen/ entweder muß man dazu
gebohren/ oder von andern die hiezu einiges Recht be-
sitzen/ gemacht seyn/ welches gleichwol beydes von die-

sen

Beſchreibung
er zu ſeiner Luſt Zincken brauchen will/ von andern
dieſelbige lehnen.

Noch iſts nicht alles/ ſondern es muß auch ein ſol-
cher der ſich in Anſehen bringen will/ alſobald einen
Schild/ und nachgehends gar zwey verfertigen laſſen/
welche er mit eben dergleichen Pracht als ſeine Hoͤr-
ner oͤffentlich muß ſehen laſſen. Die erſte Nacht ge-
het er mit allen ſeinen Leuten gewaffnet uͤber die Straſ-
ſe/ um zu zeigen/ daß er in Krieges-Zeiten die groͤſte
Gefahr nicht ſcheuen wolle fuͤr die Seinige zu fechten:
drauff folgenden Tag bringet er mit ſchieſſen und an-
dern Krieges-Ubungen zu/ nebſt ſeinen Leuten: als-
denn erluſtiget er ſich unterſchiedliche Tage nach ein-
ander mit tantzen und mehreren Luſtigkeiten/ (denn
dieſe Ceremonien dauren gantzer 8. Tage) indem
ſeine Weiber und uͤbrige Hausgenoſſen in praͤchti-
ger Kleidung alle ihre Schaͤtze/ die ſie in der Welt be-
ſitzen/ fuͤr Augen legen. Gleichwol koſtet ihm dieſe zwey-
te Zuſammenkunfft bey weiten nicht ſo viel als die erſte/
denn hier muß er Geſchencke und Verehrungen an
andere geben/ an ſtatt daß er im zweyten von anderen
und bisweilen anſehnliche Geſchencke einnimmt. Da-
fern er nun einſtens Luſt haͤtte im Kriege zu dienen/
mag er jederzeit zwey Schilde vor ihm tragen laſſen;
welches doch kein Mohr ſich unterfangen muß/ er ha-
be denn auf itzt erwehnte Art ſein Recht erworben.

Dieſes ſollen zwar ihre ſo genannten Edelleute ſeyn/
allein es iſt ohnſtreitig/ daß ſie davor nicht koͤnnen ge-
halten werden; denn erſtens kan ſich kein Menſch
ſelbſt zum Edelmann machen/ entweder muß man dazu
gebohren/ oder von andern die hiezu einiges Recht be-
ſitzen/ gemacht ſeyn/ welches gleichwol beydes von die-

ſen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0212" n="168"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Be&#x017F;chreibung</hi></fw><lb/>
er zu &#x017F;einer Lu&#x017F;t Zincken brauchen will/ von andern<lb/>
die&#x017F;elbige lehnen.</p><lb/>
        <p>Noch i&#x017F;ts nicht alles/ &#x017F;ondern es muß auch ein &#x017F;ol-<lb/>
cher der &#x017F;ich in An&#x017F;ehen bringen will/ al&#x017F;obald einen<lb/>
Schild/ und nachgehends gar zwey verfertigen la&#x017F;&#x017F;en/<lb/>
welche er mit eben dergleichen Pracht als &#x017F;eine Ho&#x0364;r-<lb/>
ner o&#x0364;ffentlich muß &#x017F;ehen la&#x017F;&#x017F;en. Die er&#x017F;te Nacht ge-<lb/>
het er mit allen &#x017F;einen Leuten gewaffnet u&#x0364;ber die Stra&#x017F;-<lb/>
&#x017F;e/ um zu zeigen/ daß er in Krieges-Zeiten die gro&#x0364;&#x017F;te<lb/>
Gefahr nicht &#x017F;cheuen wolle fu&#x0364;r die Seinige zu fechten:<lb/>
drauff folgenden Tag bringet er mit &#x017F;chie&#x017F;&#x017F;en und an-<lb/>
dern Krieges-Ubungen zu/ neb&#x017F;t &#x017F;einen Leuten<hi rendition="#i">:</hi> als-<lb/>
denn erlu&#x017F;tiget er &#x017F;ich unter&#x017F;chiedliche Tage nach ein-<lb/>
ander mit tantzen und mehreren Lu&#x017F;tigkeiten/ (denn<lb/>
die&#x017F;e <hi rendition="#aq">Ceremonien</hi> dauren gantzer 8. Tage) indem<lb/>
&#x017F;eine Weiber und u&#x0364;brige Hausgeno&#x017F;&#x017F;en in pra&#x0364;chti-<lb/>
ger Kleidung alle ihre Scha&#x0364;tze/ die &#x017F;ie in der Welt be-<lb/>
&#x017F;itzen/ fu&#x0364;r Augen legen. Gleichwol ko&#x017F;tet ihm die&#x017F;e zwey-<lb/>
te Zu&#x017F;ammenkunfft bey weiten nicht &#x017F;o viel als die er&#x017F;te/<lb/>
denn hier muß er Ge&#x017F;chencke und Verehrungen an<lb/>
andere geben/ an &#x017F;tatt daß er im zweyten von anderen<lb/>
und bisweilen an&#x017F;ehnliche Ge&#x017F;chencke einnimmt. Da-<lb/>
fern er nun ein&#x017F;tens Lu&#x017F;t ha&#x0364;tte im Kriege zu dienen/<lb/>
mag er jederzeit zwey Schilde vor ihm tragen la&#x017F;&#x017F;en;<lb/>
welches doch kein Mohr &#x017F;ich unterfangen muß/ er ha-<lb/>
be denn auf itzt erwehnte Art &#x017F;ein Recht erworben.</p><lb/>
        <p>Die&#x017F;es &#x017F;ollen zwar ihre &#x017F;o genannten Edelleute &#x017F;eyn/<lb/>
allein es i&#x017F;t ohn&#x017F;treitig/ daß &#x017F;ie davor nicht ko&#x0364;nnen ge-<lb/>
halten werden; denn er&#x017F;tens kan &#x017F;ich kein Men&#x017F;ch<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t zum Edelmann machen/ entweder muß man dazu<lb/>
gebohren/ oder von andern die hiezu einiges Recht be-<lb/>
&#x017F;itzen/ gemacht &#x017F;eyn/ welches gleichwol beydes von die-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;en</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[168/0212] Beſchreibung er zu ſeiner Luſt Zincken brauchen will/ von andern dieſelbige lehnen. Noch iſts nicht alles/ ſondern es muß auch ein ſol- cher der ſich in Anſehen bringen will/ alſobald einen Schild/ und nachgehends gar zwey verfertigen laſſen/ welche er mit eben dergleichen Pracht als ſeine Hoͤr- ner oͤffentlich muß ſehen laſſen. Die erſte Nacht ge- het er mit allen ſeinen Leuten gewaffnet uͤber die Straſ- ſe/ um zu zeigen/ daß er in Krieges-Zeiten die groͤſte Gefahr nicht ſcheuen wolle fuͤr die Seinige zu fechten: drauff folgenden Tag bringet er mit ſchieſſen und an- dern Krieges-Ubungen zu/ nebſt ſeinen Leuten: als- denn erluſtiget er ſich unterſchiedliche Tage nach ein- ander mit tantzen und mehreren Luſtigkeiten/ (denn dieſe Ceremonien dauren gantzer 8. Tage) indem ſeine Weiber und uͤbrige Hausgenoſſen in praͤchti- ger Kleidung alle ihre Schaͤtze/ die ſie in der Welt be- ſitzen/ fuͤr Augen legen. Gleichwol koſtet ihm dieſe zwey- te Zuſammenkunfft bey weiten nicht ſo viel als die erſte/ denn hier muß er Geſchencke und Verehrungen an andere geben/ an ſtatt daß er im zweyten von anderen und bisweilen anſehnliche Geſchencke einnimmt. Da- fern er nun einſtens Luſt haͤtte im Kriege zu dienen/ mag er jederzeit zwey Schilde vor ihm tragen laſſen; welches doch kein Mohr ſich unterfangen muß/ er ha- be denn auf itzt erwehnte Art ſein Recht erworben. Dieſes ſollen zwar ihre ſo genannten Edelleute ſeyn/ allein es iſt ohnſtreitig/ daß ſie davor nicht koͤnnen ge- halten werden; denn erſtens kan ſich kein Menſch ſelbſt zum Edelmann machen/ entweder muß man dazu gebohren/ oder von andern die hiezu einiges Recht be- ſitzen/ gemacht ſeyn/ welches gleichwol beydes von die- ſen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/212
Zitationshilfe: Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708, S. 168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/212>, abgerufen am 22.11.2024.