Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.

Bild:
<< vorherige Seite

des Landes Gvinea.
Dame überaus grossen Verstand/ und suchet auch
nicht zu heyrathen/ damit sie nicht weichen oder min-
stens ihr Ansehen theilen dörffe. Gleichwol aber da-
mit sie auch aller Liebes-Vergnügligkeit nicht entbeh-
ren möge/ hat sie einen gantz jungen Sclaven bey ihr/
mit welchen sie sich ergetzet/ und deswegen dieser ver-
bunden ist bey Verlust seines Lebens kein ander Frau-
ensbild zu berühren; welchen sie/ wenn sie ihn nun-
mehro überdrüßig/ wieder abschaffet/ und an seine
Statt einen andern aufnimmet. Man sagt auch
daß sie so ehrbar sey und nicht mehr als allezeit einen
zu ihrem Vergnügen halte/ so gewiß ein Zeichen einer
grossen Mäßigkeit/ ja ein Schein eines Wunder-
wercks ist/ sintemahleu ihres gleichen ich in der Welt
nicht gar viel anzutreffen wüste/ weil sie ohne Be-
fürchtung einer bösen Nachrede/ so viel lieben könnte
als sie immer wolte.

Ohngefehr mitten im Lande Agonna lieget eine
kleine Vestung/ von denen Engelländern im Jahr
1694. erbauet; ihr könnet dieselbige in Kupffer sehen
unter num. 14. und 15. Oben auf ist sie gantz platt be-
decket/ hat 4. Bollwercke/ aber so niedrig/ daß gar
leicht darüber zu springen; imgleichen ist das Geschütz
nicht weit her/ angesehen deren einige nur ein halb Lb.
Eysen schiessen. Kurtz es kömmt mir so für wie unsere
Vestungen bey Boutei Zaconde, Chama und A-
pam,
oder wie diejenige welche die Engelländer zu
Diekischorff haben/ das ist von solcher Gattung der-
gleichen man auf dem Kauff eines andern zur Zugabe
gebrauchen würde. Das Dorff nechst bey dieser
Vestung/ von einigen Wimpa, von andren Simpa
genennet/ ist ungemein groß/ aber auch von meist lauter

Schif-
F 3

des Landes Gvinea.
Dame uͤberaus groſſen Verſtand/ und ſuchet auch
nicht zu heyrathen/ damit ſie nicht weichen oder min-
ſtens ihr Anſehen theilen doͤrffe. Gleichwol aber da-
mit ſie auch aller Liebes-Vergnuͤgligkeit nicht entbeh-
ren moͤge/ hat ſie einen gantz jungen Sclaven bey ihr/
mit welchen ſie ſich ergetzet/ und deswegen dieſer ver-
bunden iſt bey Verluſt ſeines Lebens kein ander Frau-
ensbild zu beruͤhren; welchen ſie/ wenn ſie ihn nun-
mehro uͤberdruͤßig/ wieder abſchaffet/ und an ſeine
Statt einen andern aufnimmet. Man ſagt auch
daß ſie ſo ehrbar ſey und nicht mehr als allezeit einen
zu ihrem Vergnuͤgen halte/ ſo gewiß ein Zeichen einer
groſſen Maͤßigkeit/ ja ein Schein eines Wunder-
wercks iſt/ ſintemahleu ihres gleichen ich in der Welt
nicht gar viel anzutreffen wuͤſte/ weil ſie ohne Be-
fuͤrchtung einer boͤſen Nachrede/ ſo viel lieben koͤnnte
als ſie immer wolte.

Ohngefehr mitten im Lande Agonna lieget eine
kleine Veſtung/ von denen Engellaͤndern im Jahr
1694. erbauet; ihr koͤnnet dieſelbige in Kupffer ſehen
unter num. 14. und 15. Oben auf iſt ſie gantz platt be-
decket/ hat 4. Bollwercke/ aber ſo niedrig/ daß gar
leicht daruͤber zu ſpringen; imgleichen iſt das Geſchuͤtz
nicht weit her/ angeſehen deren einige nur ein halb ℔.
Eyſen ſchieſſen. Kurtz es koͤmmt mir ſo fuͤr wie unſere
Veſtungen bey Boutei Zaconde, Chama und A-
pam,
oder wie diejenige welche die Engellaͤnder zu
Diekiſchorff haben/ das iſt von ſolcher Gattung der-
gleichen man auf dem Kauff eines andern zur Zugabe
gebrauchen wuͤrde. Das Dorff nechſt bey dieſer
Veſtung/ von einigen Wimpa, von andren Simpa
genennet/ iſt ungemein groß/ aber auch von meiſt lauter

Schif-
F 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0123" n="85"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">des Landes <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Gvinea.</hi></hi></hi></fw><lb/><hi rendition="#aq">Dame</hi> u&#x0364;beraus gro&#x017F;&#x017F;en Ver&#x017F;tand/ und &#x017F;uchet auch<lb/>
nicht zu heyrathen/ damit &#x017F;ie nicht weichen oder min-<lb/>
&#x017F;tens ihr An&#x017F;ehen theilen do&#x0364;rffe. Gleichwol aber da-<lb/>
mit &#x017F;ie auch aller Liebes-Vergnu&#x0364;gligkeit nicht entbeh-<lb/>
ren mo&#x0364;ge/ hat &#x017F;ie einen gantz jungen Sclaven bey ihr/<lb/>
mit welchen &#x017F;ie &#x017F;ich ergetzet/ und deswegen die&#x017F;er ver-<lb/>
bunden i&#x017F;t bey Verlu&#x017F;t &#x017F;eines Lebens kein ander Frau-<lb/>
ensbild zu beru&#x0364;hren; welchen &#x017F;ie/ wenn &#x017F;ie ihn nun-<lb/>
mehro u&#x0364;berdru&#x0364;ßig/ wieder ab&#x017F;chaffet/ und an &#x017F;eine<lb/>
Statt einen andern aufnimmet. Man &#x017F;agt auch<lb/>
daß &#x017F;ie &#x017F;o ehrbar &#x017F;ey und nicht mehr als allezeit einen<lb/>
zu ihrem Vergnu&#x0364;gen halte/ &#x017F;o gewiß ein Zeichen einer<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;en Ma&#x0364;ßigkeit/ ja ein Schein eines Wunder-<lb/>
wercks i&#x017F;t/ &#x017F;intemahleu ihres gleichen ich in der Welt<lb/>
nicht gar viel anzutreffen wu&#x0364;&#x017F;te/ weil &#x017F;ie ohne Be-<lb/>
fu&#x0364;rchtung einer bo&#x0364;&#x017F;en Nachrede/ &#x017F;o viel lieben ko&#x0364;nnte<lb/>
als &#x017F;ie immer wolte.</p><lb/>
        <p>Ohngefehr mitten im Lande <hi rendition="#aq">Agonna</hi> lieget eine<lb/>
kleine Ve&#x017F;tung/ von denen Engella&#x0364;ndern im Jahr<lb/>
1694. erbauet; ihr ko&#x0364;nnet die&#x017F;elbige in Kupffer &#x017F;ehen<lb/>
unter <hi rendition="#aq">num.</hi> 14. und 15. Oben auf i&#x017F;t &#x017F;ie gantz platt be-<lb/>
decket/ hat 4. Bollwercke/ aber &#x017F;o niedrig/ daß gar<lb/>
leicht daru&#x0364;ber zu &#x017F;pringen; imgleichen i&#x017F;t das Ge&#x017F;chu&#x0364;tz<lb/>
nicht weit her/ ange&#x017F;ehen deren einige nur ein halb &#x2114;.<lb/>
Ey&#x017F;en &#x017F;chie&#x017F;&#x017F;en. Kurtz es ko&#x0364;mmt mir &#x017F;o fu&#x0364;r wie un&#x017F;ere<lb/>
Ve&#x017F;tungen bey <hi rendition="#aq">Boutei Zaconde, Chama</hi> und <hi rendition="#aq">A-<lb/>
pam,</hi> oder wie diejenige welche die Engella&#x0364;nder zu<lb/><hi rendition="#aq">Dieki&#x017F;chorff</hi> haben/ das i&#x017F;t von &#x017F;olcher Gattung der-<lb/>
gleichen man auf dem Kauff eines andern zur Zugabe<lb/>
gebrauchen wu&#x0364;rde. Das Dorff nech&#x017F;t bey die&#x017F;er<lb/>
Ve&#x017F;tung/ von einigen <hi rendition="#aq">Wimpa,</hi> von andren <hi rendition="#aq">Simpa</hi><lb/>
genennet/ i&#x017F;t ungemein groß/ aber auch von mei&#x017F;t lauter<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">F 3</fw><fw place="bottom" type="catch">Schif-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[85/0123] des Landes Gvinea. Dame uͤberaus groſſen Verſtand/ und ſuchet auch nicht zu heyrathen/ damit ſie nicht weichen oder min- ſtens ihr Anſehen theilen doͤrffe. Gleichwol aber da- mit ſie auch aller Liebes-Vergnuͤgligkeit nicht entbeh- ren moͤge/ hat ſie einen gantz jungen Sclaven bey ihr/ mit welchen ſie ſich ergetzet/ und deswegen dieſer ver- bunden iſt bey Verluſt ſeines Lebens kein ander Frau- ensbild zu beruͤhren; welchen ſie/ wenn ſie ihn nun- mehro uͤberdruͤßig/ wieder abſchaffet/ und an ſeine Statt einen andern aufnimmet. Man ſagt auch daß ſie ſo ehrbar ſey und nicht mehr als allezeit einen zu ihrem Vergnuͤgen halte/ ſo gewiß ein Zeichen einer groſſen Maͤßigkeit/ ja ein Schein eines Wunder- wercks iſt/ ſintemahleu ihres gleichen ich in der Welt nicht gar viel anzutreffen wuͤſte/ weil ſie ohne Be- fuͤrchtung einer boͤſen Nachrede/ ſo viel lieben koͤnnte als ſie immer wolte. Ohngefehr mitten im Lande Agonna lieget eine kleine Veſtung/ von denen Engellaͤndern im Jahr 1694. erbauet; ihr koͤnnet dieſelbige in Kupffer ſehen unter num. 14. und 15. Oben auf iſt ſie gantz platt be- decket/ hat 4. Bollwercke/ aber ſo niedrig/ daß gar leicht daruͤber zu ſpringen; imgleichen iſt das Geſchuͤtz nicht weit her/ angeſehen deren einige nur ein halb ℔. Eyſen ſchieſſen. Kurtz es koͤmmt mir ſo fuͤr wie unſere Veſtungen bey Boutei Zaconde, Chama und A- pam, oder wie diejenige welche die Engellaͤnder zu Diekiſchorff haben/ das iſt von ſolcher Gattung der- gleichen man auf dem Kauff eines andern zur Zugabe gebrauchen wuͤrde. Das Dorff nechſt bey dieſer Veſtung/ von einigen Wimpa, von andren Simpa genennet/ iſt ungemein groß/ aber auch von meiſt lauter Schif- F 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/123
Zitationshilfe: Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/123>, abgerufen am 24.11.2024.