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Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.

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Beschreibung
zukommt. Demnach aber ist diese seine Gewalt durch
unterschiedliche alte erfahrne Land-Rähte sehr einge-
schräncket/ so daß ihre Regierung (wenn mir ein Ver-
gleich erlaubet ist) fast mit dem Parlament in Engel-
land übereinkommt; wiewol sie nichts mehr als ein
Schatten eines vornehmen Durchlauchtigen Cör-
pers abbilden. Diese alte Leute sage ich führen das
Regiment nach ihren Gutbefinden/ ohne die geringste
Reflexion auf ihren Brasso zu machen. Uber diese
alte und halb im Grab stehende Leute hat noch ein jedes
Theil im Lande Fantin sein eigenes Oberhaupt/ wel-
cher ebenfals gar viel zu sagen/ und bisweilen dem
Brasso nicht viel nachgiebet; so daß jener zwar den
Nahmen eines höchsten Oberhaupts unstreitig führet
aber in der That nichts weniger ist als eben dieses.

Diejenige so etwas tieff im Lande wohnen/ legen
sich insonderheit auf den Ackerbau/ und das Wein ma-
chen aus Palmen/ deren eine gewisse Art welche sie
Qväcker nennen/ hiezu gebrauchet wird; welches
Wort in Holländischer Sprach die Natur ihres Ge-
träncks gar artig an den Tag leget/ indem selbiges in
Uberfluß getruncken solche wunderbahre und seltsame
Gedancken beybringet/ als bey uns die Qväcker (eine
gewisse Art Wiedertäuffer oder Schwermer) zu füh-
ren pflegen. Gleichwol ist dieser Wein zweymahl so
theuer als der andere/ und nichts destoweniger so be-
liebt/ daß er für Geld nicht gnug zu bekommen.

Diejenige Fantinische Mohren welche längst dem
Strande des Meers wohnen/ treiben grosse Hand-
lung mit denen nicht privilegirten Schiffen/ und zwar
frey und offenbahr für den Augen beyder/ sowol En-
glisch-als Holländischen Nation, ohne daß sich jemand

unter-

Beſchreibung
zukommt. Demnach aber iſt dieſe ſeine Gewalt durch
unterſchiedliche alte erfahrne Land-Raͤhte ſehr einge-
ſchraͤncket/ ſo daß ihre Regierung (wenn mir ein Ver-
gleich erlaubet iſt) faſt mit dem Parlament in Engel-
land uͤbereinkommt; wiewol ſie nichts mehr als ein
Schatten eines vornehmen Durchlauchtigen Coͤr-
pers abbilden. Dieſe alte Leute ſage ich fuͤhren das
Regiment nach ihren Gutbefinden/ ohne die geringſte
Reflexion auf ihren Braſſo zu machen. Uber dieſe
alte und halb im Grab ſtehende Leute hat noch ein jedes
Theil im Lande Fantin ſein eigenes Oberhaupt/ wel-
cher ebenfals gar viel zu ſagen/ und bisweilen dem
Braſſo nicht viel nachgiebet; ſo daß jener zwar den
Nahmen eines hoͤchſten Oberhaupts unſtreitig fuͤhret
aber in der That nichts weniger iſt als eben dieſes.

Diejenige ſo etwas tieff im Lande wohnen/ legen
ſich inſonderheit auf den Ackerbau/ und das Wein ma-
chen aus Palmen/ deren eine gewiſſe Art welche ſie
Qvaͤcker nennen/ hiezu gebrauchet wird; welches
Wort in Hollaͤndiſcher Sprach die Natur ihres Ge-
traͤncks gar artig an den Tag leget/ indem ſelbiges in
Uberfluß getruncken ſolche wunderbahre und ſeltſame
Gedancken beybringet/ als bey uns die Qvaͤcker (eine
gewiſſe Art Wiedertaͤuffer oder Schwermer) zu fuͤh-
ren pflegen. Gleichwol iſt dieſer Wein zweymahl ſo
theuer als der andere/ und nichts deſtoweniger ſo be-
liebt/ daß er fuͤr Geld nicht gnug zu bekommen.

Diejenige Fantiniſche Mohren welche laͤngſt dem
Strande des Meers wohnen/ treiben groſſe Hand-
lung mit denen nicht privilegirtẽ Schiffen/ und zwar
frey und offenbahr fuͤr den Augen beyder/ ſowol En-
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[76/0108] Beſchreibung zukommt. Demnach aber iſt dieſe ſeine Gewalt durch unterſchiedliche alte erfahrne Land-Raͤhte ſehr einge- ſchraͤncket/ ſo daß ihre Regierung (wenn mir ein Ver- gleich erlaubet iſt) faſt mit dem Parlament in Engel- land uͤbereinkommt; wiewol ſie nichts mehr als ein Schatten eines vornehmen Durchlauchtigen Coͤr- pers abbilden. Dieſe alte Leute ſage ich fuͤhren das Regiment nach ihren Gutbefinden/ ohne die geringſte Reflexion auf ihren Braſſo zu machen. Uber dieſe alte und halb im Grab ſtehende Leute hat noch ein jedes Theil im Lande Fantin ſein eigenes Oberhaupt/ wel- cher ebenfals gar viel zu ſagen/ und bisweilen dem Braſſo nicht viel nachgiebet; ſo daß jener zwar den Nahmen eines hoͤchſten Oberhaupts unſtreitig fuͤhret aber in der That nichts weniger iſt als eben dieſes. Diejenige ſo etwas tieff im Lande wohnen/ legen ſich inſonderheit auf den Ackerbau/ und das Wein ma- chen aus Palmen/ deren eine gewiſſe Art welche ſie Qvaͤcker nennen/ hiezu gebrauchet wird; welches Wort in Hollaͤndiſcher Sprach die Natur ihres Ge- traͤncks gar artig an den Tag leget/ indem ſelbiges in Uberfluß getruncken ſolche wunderbahre und ſeltſame Gedancken beybringet/ als bey uns die Qvaͤcker (eine gewiſſe Art Wiedertaͤuffer oder Schwermer) zu fuͤh- ren pflegen. Gleichwol iſt dieſer Wein zweymahl ſo theuer als der andere/ und nichts deſtoweniger ſo be- liebt/ daß er fuͤr Geld nicht gnug zu bekommen. Diejenige Fantiniſche Mohren welche laͤngſt dem Strande des Meers wohnen/ treiben groſſe Hand- lung mit denen nicht privilegirtẽ Schiffen/ und zwar frey und offenbahr fuͤr den Augen beyder/ ſowol En- gliſch-als Hollaͤndiſchen Nation, ohne daß ſich jemand unter-

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Zitationshilfe: Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/108>, abgerufen am 24.11.2024.