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Borinski, Karl: Deutsche Poetik. Stuttgart, 1895.

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W.'s von Humboldt*) seine Hexameter durchweg daraufhin pbo_078.002
geändert. Also in der Elegie (Spaziergang) V. 116

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Si1ehe da | wi2mmeln die | Mä3rkte, || der | Krahn von | fröhlichem pbo_078.004
| Leben

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statt der ersten Form:

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Si1ehe da | wi2mmeln von | fröhl3ichem | Leb4en || die | Krahne pbo_078.007
die | Märkte.

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Eine typische Diärese pflegt sich nur dort einzustellen, pbo_078.009
wo ein Auseinanderfallen des Verses nicht mehr zu befürchten pbo_078.010
ist, nämlich nach dem vierten Fuße:

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Sage hier | von auch | uns ein | weniges, || Tochter Kro | nions.

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Wegen seines häufigen Vorkommens in der idyllischen (bukolischen) pbo_078.013
Hirtendichtung wird dieser Abschnitt auch allgemein pbo_078.014
bukolische Caesur genannt.

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Dem Hexameter eine Anakrusis vorsetzen, wie dies Ewald pbo_078.016
von Kleist in seinem Frühlingsidyll versuchte, heißt keine bloße pbo_078.017
Spielart des Verses schaffen, sondern ihn radikal aus einem pbo_078.018
daktylischen in einen anapästischen verwandeln, wenngleich pbo_078.019
dadurch, daß man den ersten Fuß nicht daktylisch gestaltet, der pbo_078.020
anapästische Einsatz etwas bemäntelt werden kann:

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O | dreimal | seliges Volk das keine Sorgen beschweret, pbo_078.022
Kein | Neid ver | suchet, kein Stolz! Dein Leben fließet verborgen.

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Man hat aber dann durch ein Opfer an Bewegungsfreiheit pbo_078.024
immer noch keine Hexameter erzielt. Denn der Charakter pbo_078.025
des Hexameters ist in der Mannigfaltigkeit seiner Bewegung pbo_078.026
ein streng geschlossener. Er trägt alle Variationen in sich, pbo_078.027
und bei jeder, die über sein Schema hinausgeht, muß man pbo_078.028
sich darüber klar sein, daß man auch seinen Charakter aufgiebt.

*) pbo_078.029
Vergl. Briefwechsel mit Humboldt. 2. Aufl. S. 229.

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und bei jeder, die über sein Schema hinausgeht, muß man pbo_078.028
sich darüber klar sein, daß man auch seinen Charakter aufgiebt.

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Zitationshilfe: Borinski, Karl: Deutsche Poetik. Stuttgart, 1895, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/borinski_poetik_1895/82>, abgerufen am 25.11.2024.