Borinski, Karl: Deutsche Poetik. Stuttgart, 1895.pbo_026.001 § 18. Jnnere und äußere Charakteristik. pbo_026.004 § 19. Stillosigkeit. pbo_026.025 *) pbo_026.028
Vergl. Sammlung Göschen Nr. 8. Lessings litterarische und pbo_026.029 dramaturgische Abhandlungen S. 40. 47 u. ö. pbo_026.001 § 18. Jnnere und äußere Charakteristik. pbo_026.004 § 19. Stillosigkeit. pbo_026.025 *) pbo_026.028
Vergl. Sammlung Göschen Nr. 8. Lessings litterarische und pbo_026.029 dramaturgische Abhandlungen S. 40. 47 u. ö. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0030" n="26"/><lb n="pbo_026.001"/> während er in Deutschland tiefer und weiter einwurzelte als <lb n="pbo_026.002"/> in seinem Heimatlande.</p> <lb n="pbo_026.003"/> </div> <div n="4"> <head> <hi rendition="#c">§ 18. Jnnere und äußere Charakteristik.</hi> </head> <p><lb n="pbo_026.004"/> Die Franzosen schmeichelten sich, im Gegensatz zu der <lb n="pbo_026.005"/> „Unregelmäßigkeit“ solcher Stücke wie der Shakespeareschen, <lb n="pbo_026.006"/> das antike Drama nachgeschaffen zu haben. Aber Lessing wies <lb n="pbo_026.007"/> ihnen nach, daß sie dessen Grundbedingungen verkannt und <lb n="pbo_026.008"/> in Aeußerlichkeiten umgesetzt hätten, während gerade Shakespeare <lb n="pbo_026.009"/> in der Anlage seiner tragischen Charaktere genau auf <lb n="pbo_026.010"/> antikem Boden steht.<note corresp="PBO_026_*" place="foot" n="*)"><lb n="pbo_026.028"/> Vergl. <hi rendition="#g">Sammlung Göschen</hi> Nr. 8. Lessings litterarische und <lb n="pbo_026.029"/> dramaturgische Abhandlungen S. 40. 47 u. ö.</note> Die ruhige Einfachheit und gleichmäßige <lb n="pbo_026.011"/> Größe der antiken Welt gab der poetischen Charakteristik <lb n="pbo_026.012"/> nicht die Notwendigkeit einer so bewegten Zusammensetzung <lb n="pbo_026.013"/> und vielfältigen Abstufung an die Hand, wie die Zeit <lb n="pbo_026.014"/> Shakespeares. Die antike Poetik drängt fast ausschließlich <lb n="pbo_026.015"/> auf Beachtung der inneren Charakteristik der <foreign xml:lang="grc">ἤθη</foreign> (Seelenzustände). <lb n="pbo_026.016"/> Nur gelegentlich und spät bei den Römern fällt <lb n="pbo_026.017"/> auch eine Bemerkung darüber, daß es doch auch ein Unterschied <lb n="pbo_026.018"/> sei, „Davusne loquatur an heros“, ob der komische <lb n="pbo_026.019"/> Knecht oder der Held rede. Shakespeare ist Meister in der <lb n="pbo_026.020"/> genauen äußeren Charakteristik seiner Personen, aber, wie <lb n="pbo_026.021"/> hervorgehoben, auch nur zu dem tieferen Zweck, das Jnnere <lb n="pbo_026.022"/> darauf wie auf einer Folie sich um so greifbarer herausheben <lb n="pbo_026.023"/> zu lassen.</p> <lb n="pbo_026.024"/> </div> <div n="4"> <head> <hi rendition="#c">§ 19. Stillosigkeit.</hi> </head> <p><lb n="pbo_026.025"/> Die Verflachung des Theaters, die mit dessen bürgerlicher <lb n="pbo_026.026"/> Festsetzung einriß, sieht in der äußerlichen Charakterisierung <lb n="pbo_026.027"/> ausschließlich den Beruf des Poeten, der so kaum </p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [26/0030]
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während er in Deutschland tiefer und weiter einwurzelte als pbo_026.002
in seinem Heimatlande.
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§ 18. Jnnere und äußere Charakteristik. pbo_026.004
Die Franzosen schmeichelten sich, im Gegensatz zu der pbo_026.005
„Unregelmäßigkeit“ solcher Stücke wie der Shakespeareschen, pbo_026.006
das antike Drama nachgeschaffen zu haben. Aber Lessing wies pbo_026.007
ihnen nach, daß sie dessen Grundbedingungen verkannt und pbo_026.008
in Aeußerlichkeiten umgesetzt hätten, während gerade Shakespeare pbo_026.009
in der Anlage seiner tragischen Charaktere genau auf pbo_026.010
antikem Boden steht. *) Die ruhige Einfachheit und gleichmäßige pbo_026.011
Größe der antiken Welt gab der poetischen Charakteristik pbo_026.012
nicht die Notwendigkeit einer so bewegten Zusammensetzung pbo_026.013
und vielfältigen Abstufung an die Hand, wie die Zeit pbo_026.014
Shakespeares. Die antike Poetik drängt fast ausschließlich pbo_026.015
auf Beachtung der inneren Charakteristik der ἤθη (Seelenzustände). pbo_026.016
Nur gelegentlich und spät bei den Römern fällt pbo_026.017
auch eine Bemerkung darüber, daß es doch auch ein Unterschied pbo_026.018
sei, „Davusne loquatur an heros“, ob der komische pbo_026.019
Knecht oder der Held rede. Shakespeare ist Meister in der pbo_026.020
genauen äußeren Charakteristik seiner Personen, aber, wie pbo_026.021
hervorgehoben, auch nur zu dem tieferen Zweck, das Jnnere pbo_026.022
darauf wie auf einer Folie sich um so greifbarer herausheben pbo_026.023
zu lassen.
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§ 19. Stillosigkeit. pbo_026.025
Die Verflachung des Theaters, die mit dessen bürgerlicher pbo_026.026
Festsetzung einriß, sieht in der äußerlichen Charakterisierung pbo_026.027
ausschließlich den Beruf des Poeten, der so kaum
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