Zschackwitz, Johann Ehrenfried: Historisch-Genealogischer Schau-Platz. Lemgo, 1724.die Uhrsache ihrer Aufführung sind/ zu sich zu reissen. Mit einem Worte/ der unglückliche Zustand des Reichs/ würde ohnfehlbar den Stärckern den Appetit und die Gelegenheit machen/ sich des Schwächern Güter zu zueignen/ welche Unordnung aller Republiquen Untergang nach sich gezogen. Die Liebe/ welche ich vor mein Vaterland habe/ läst nicht zu/ daß ich das Unglück/ wormit es bedräuet wird/ sehen/ und mich nicht in den Stand setzen solte/ ihm durch gehörige Mittel vorzukommen/ indem ich Teutschland kennete / so hatte ich Ursache/ das unruhige Gemüthe des einen/ und die Schweche des andern zu befürchten. Einige/ so die höchsten Würden in dem Reiche besitzen / lagen mir täglich an/ wieder in mein Land zu kommen. Sie hielten mich vor einen Printzen/ welcher diejenigen/ so sich der Gewaltsamen wegen/ wo mit der Winerische Hof die Teutchsen Stände zu seiner Partie zwinget/ wiedersetzen / als Haupt anzuführen/ geschickt wäre. Ich begab mich also zu Anfang des 1701. Jahres wieder in Bayern. Der Fränckische und Schwäbische Crayß ersuchten mich also bald mit in ein Bündniß/ welches sie geschlossen/ an keinen fremden Kriege Theil zu nehmen/ zu treten. Sie nötigten mich zugleich mich mit ihnen in Kriegs-Verfassung zu stellen/ damit ich im Stande seyn möchte/ denenjenigen Potenzen/ welche die Gewohnheit haben/ alle dieselben/ welche nicht auf ihre Seite treten wollen/ als Feinde zu tractiren/ die Stirne biethen zu können. Unsere Völcker solten dazu dienen/ daß sie den wohlgeneigten/ welche um den Frieden im Reiche zu erhalten/ in eine Alliance treten wollen/ Schutz und Versicherung leisten möchten. Ich empfieng von denen Particulair-Ständen / woraus die Crayse bestehen/ täglich Versicherung/ daß sie bey dem Bündniß / welches sie mich zuschliessen ersuchten/ treu und beständig bleiben wolten. Der Churfürst zu Mayntz/ des Nieder-Rheinischen Crayses/ und als Bischof zu Bamberg/ des Fränckischen Crayses Director, unterzeichneten diesen Tractat nebst mir zu Heilbrunn im Monath August. A. 1701. Indessen ersparete ich weder Mühe noch Unkosten/ Bayern gegen einen Uberfall in Sicherheit zu setzen/ und eine Armee bereit zu haben/ damit ich meinen Bunds-Verwandten/ so man etwa angreiffen möchte/ beystehen könne. Das Exempel des Churfürst Ferdinand Maria, meines Vaters lehrete mich/ daß ein Churfürst von Bayern/ welcher mit den Streit-Handel des Hauses Oestereich nichts zu thun haben wil/ in Waffen stehen muß/ denn bloß durch Hülffe seiner Trouppen konte er sich zu Zeiten des Krieges vor dem Niemägischen Fride bey einer glücklichen Neutralität schützen. Währender dieser Handlung/ war des Kaysers Armee in Italien gangen/ und die heimlichen Dienste/ wormit man ihr beygestanden/ machten/ daß sie solchen Fortgang hatte/ als man nicht vermuthen konte. Dieses brachte vollend Engelland und Holland dahin/ den Krieg anzufangen/ und die Uhrsache ihrer Aufführung sind/ zu sich zu reissen. Mit einem Worte/ der unglückliche Zustand des Reichs/ würde ohnfehlbar den Stärckern den Appetit und die Gelegenheit machen/ sich des Schwächern Güter zu zueignen/ welche Unordnung aller Republiquen Untergang nach sich gezogen. Die Liebe/ welche ich vor mein Vaterland habe/ läst nicht zu/ daß ich das Unglück/ wormit es bedräuet wird/ sehen/ und mich nicht in den Stand setzen solte/ ihm durch gehörige Mittel vorzukommen/ indem ich Teutschland kennete / so hatte ich Ursache/ das unruhige Gemüthe des einen/ und die Schweche des andern zu befürchten. Einige/ so die höchsten Würden in dem Reiche besitzen / lagen mir täglich an/ wieder in mein Land zu kommen. Sie hielten mich vor einen Printzen/ welcher diejenigen/ so sich der Gewaltsamen wegen/ wo mit der Winerische Hof die Teutchsen Stände zu seiner Partie zwinget/ wiedersetzen / als Haupt anzuführen/ geschickt wäre. Ich begab mich also zu Anfang des 1701. Jahres wieder in Bayern. Der Fränckische und Schwäbische Crayß ersuchten mich also bald mit in ein Bündniß/ welches sie geschlossen/ an keinen fremden Kriege Theil zu nehmen/ zu treten. Sie nötigten mich zugleich mich mit ihnen in Kriegs-Verfassung zu stellen/ damit ich im Stande seyn möchte/ denenjenigen Potenzen/ welche die Gewohnheit haben/ alle dieselben/ welche nicht auf ihre Seite treten wollen/ als Feinde zu tractiren/ die Stirne biethen zu können. Unsere Völcker solten dazu dienen/ daß sie den wohlgeneigten/ welche um den Frieden im Reiche zu erhalten/ in eine Alliance treten wollen/ Schutz und Versicherung leisten möchten. Ich empfieng von denen Particulair-Ständen / woraus die Crayse bestehen/ täglich Versicherung/ daß sie bey dem Bündniß / welches sie mich zuschliessen ersuchten/ treu und beständig bleiben wolten. Der Churfürst zu Mayntz/ des Nieder-Rheinischen Crayses/ und als Bischof zu Bamberg/ des Fränckischen Crayses Director, unterzeichneten diesen Tractat nebst mir zu Heilbrunn im Monath August. A. 1701. Indessen ersparete ich weder Mühe noch Unkosten/ Bayern gegen einen Uberfall in Sicherheit zu setzen/ und eine Armée bereit zu haben/ damit ich meinen Bunds-Verwandten/ so man etwa angreiffen möchte/ beystehen könne. Das Exempel des Churfürst Ferdinand Maria, meines Vaters lehrete mich/ daß ein Churfürst von Bayern/ welcher mit den Streit-Handel des Hauses Oestereich nichts zu thun haben wil/ in Waffen stehen muß/ denn bloß durch Hülffe seiner Trouppen konte er sich zu Zeiten des Krieges vor dem Niemägischen Fride bey einer glücklichen Neutralität schützen. Währender dieser Handlung/ war des Kaysers Armée in Italien gangen/ und die heimlichen Dienste/ wormit man ihr beygestanden/ machten/ daß sie solchen Fortgang hatte/ als man nicht vermuthen konte. Dieses brachte vollend Engelland und Holland dahin/ den Krieg anzufangen/ und <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0265" n="222"/> die Uhrsache ihrer Aufführung sind/ zu sich zu reissen. Mit einem Worte/ der unglückliche Zustand des Reichs/ würde ohnfehlbar den Stärckern den Appetit und die Gelegenheit machen/ sich des Schwächern Güter zu zueignen/ welche Unordnung aller Republiquen Untergang nach sich gezogen.</p> <p>Die Liebe/ welche ich vor mein Vaterland habe/ läst nicht zu/ daß ich das Unglück/ wormit es bedräuet wird/ sehen/ und mich nicht in den Stand setzen solte/ ihm durch gehörige Mittel vorzukommen/ indem ich Teutschland kennete / so hatte ich Ursache/ das unruhige Gemüthe des einen/ und die Schweche des andern zu befürchten. Einige/ so die höchsten Würden in dem Reiche besitzen / lagen mir täglich an/ wieder in mein Land zu kommen. Sie hielten mich vor einen Printzen/ welcher diejenigen/ so sich der Gewaltsamen wegen/ wo mit der Winerische Hof die Teutchsen Stände zu seiner Partie zwinget/ wiedersetzen / als Haupt anzuführen/ geschickt wäre. Ich begab mich also zu Anfang des 1701. Jahres wieder in Bayern. Der Fränckische und Schwäbische Crayß ersuchten mich also bald mit in ein Bündniß/ welches sie geschlossen/ an keinen fremden Kriege Theil zu nehmen/ zu treten. Sie nötigten mich zugleich mich mit ihnen in Kriegs-Verfassung zu stellen/ damit ich im Stande seyn möchte/ denenjenigen Potenzen/ welche die Gewohnheit haben/ alle dieselben/ welche nicht auf ihre Seite treten wollen/ als Feinde zu tractiren/ die Stirne biethen zu können. Unsere Völcker solten dazu dienen/ daß sie den wohlgeneigten/ welche um den Frieden im Reiche zu erhalten/ in eine Alliance treten wollen/ Schutz und Versicherung leisten möchten. Ich empfieng von denen Particulair-Ständen / woraus die Crayse bestehen/ täglich Versicherung/ daß sie bey dem Bündniß / welches sie mich zuschliessen ersuchten/ treu und beständig bleiben wolten. Der Churfürst zu Mayntz/ des Nieder-Rheinischen Crayses/ und als Bischof zu Bamberg/ des Fränckischen Crayses Director, unterzeichneten diesen Tractat nebst mir zu Heilbrunn im Monath August. A. 1701.</p> <p>Indessen ersparete ich weder Mühe noch Unkosten/ Bayern gegen einen Uberfall in Sicherheit zu setzen/ und eine Armée bereit zu haben/ damit ich meinen Bunds-Verwandten/ so man etwa angreiffen möchte/ beystehen könne. Das Exempel des Churfürst Ferdinand Maria, meines Vaters lehrete mich/ daß ein Churfürst von Bayern/ welcher mit den Streit-Handel des Hauses Oestereich nichts zu thun haben wil/ in Waffen stehen muß/ denn bloß durch Hülffe seiner Trouppen konte er sich zu Zeiten des Krieges vor dem Niemägischen Fride bey einer glücklichen Neutralität schützen.</p> <p>Währender dieser Handlung/ war des Kaysers Armée in Italien gangen/ und die heimlichen Dienste/ wormit man ihr beygestanden/ machten/ daß sie solchen Fortgang hatte/ als man nicht vermuthen konte. Dieses brachte vollend Engelland und Holland dahin/ den Krieg anzufangen/ und </p> </div> </body> </text> </TEI> [222/0265]
die Uhrsache ihrer Aufführung sind/ zu sich zu reissen. Mit einem Worte/ der unglückliche Zustand des Reichs/ würde ohnfehlbar den Stärckern den Appetit und die Gelegenheit machen/ sich des Schwächern Güter zu zueignen/ welche Unordnung aller Republiquen Untergang nach sich gezogen.
Die Liebe/ welche ich vor mein Vaterland habe/ läst nicht zu/ daß ich das Unglück/ wormit es bedräuet wird/ sehen/ und mich nicht in den Stand setzen solte/ ihm durch gehörige Mittel vorzukommen/ indem ich Teutschland kennete / so hatte ich Ursache/ das unruhige Gemüthe des einen/ und die Schweche des andern zu befürchten. Einige/ so die höchsten Würden in dem Reiche besitzen / lagen mir täglich an/ wieder in mein Land zu kommen. Sie hielten mich vor einen Printzen/ welcher diejenigen/ so sich der Gewaltsamen wegen/ wo mit der Winerische Hof die Teutchsen Stände zu seiner Partie zwinget/ wiedersetzen / als Haupt anzuführen/ geschickt wäre. Ich begab mich also zu Anfang des 1701. Jahres wieder in Bayern. Der Fränckische und Schwäbische Crayß ersuchten mich also bald mit in ein Bündniß/ welches sie geschlossen/ an keinen fremden Kriege Theil zu nehmen/ zu treten. Sie nötigten mich zugleich mich mit ihnen in Kriegs-Verfassung zu stellen/ damit ich im Stande seyn möchte/ denenjenigen Potenzen/ welche die Gewohnheit haben/ alle dieselben/ welche nicht auf ihre Seite treten wollen/ als Feinde zu tractiren/ die Stirne biethen zu können. Unsere Völcker solten dazu dienen/ daß sie den wohlgeneigten/ welche um den Frieden im Reiche zu erhalten/ in eine Alliance treten wollen/ Schutz und Versicherung leisten möchten. Ich empfieng von denen Particulair-Ständen / woraus die Crayse bestehen/ täglich Versicherung/ daß sie bey dem Bündniß / welches sie mich zuschliessen ersuchten/ treu und beständig bleiben wolten. Der Churfürst zu Mayntz/ des Nieder-Rheinischen Crayses/ und als Bischof zu Bamberg/ des Fränckischen Crayses Director, unterzeichneten diesen Tractat nebst mir zu Heilbrunn im Monath August. A. 1701.
Indessen ersparete ich weder Mühe noch Unkosten/ Bayern gegen einen Uberfall in Sicherheit zu setzen/ und eine Armée bereit zu haben/ damit ich meinen Bunds-Verwandten/ so man etwa angreiffen möchte/ beystehen könne. Das Exempel des Churfürst Ferdinand Maria, meines Vaters lehrete mich/ daß ein Churfürst von Bayern/ welcher mit den Streit-Handel des Hauses Oestereich nichts zu thun haben wil/ in Waffen stehen muß/ denn bloß durch Hülffe seiner Trouppen konte er sich zu Zeiten des Krieges vor dem Niemägischen Fride bey einer glücklichen Neutralität schützen.
Währender dieser Handlung/ war des Kaysers Armée in Italien gangen/ und die heimlichen Dienste/ wormit man ihr beygestanden/ machten/ daß sie solchen Fortgang hatte/ als man nicht vermuthen konte. Dieses brachte vollend Engelland und Holland dahin/ den Krieg anzufangen/ und
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