Wolff, Caspar Friedrich: Theorie von der Generation. Berlin, 1764.Hypothesen von der Generation. "eurs fibres du corps ligneux, qui s' inserent, &"qui se melent avec la mouelle, comme on le peut "voir, lorsqu'on fait la dissection d' une tige." Was haben Sie wider diese Erklärung einzuwen- den? Zeigt er Jhnen nicht den Ursprung der Thei- le, den Sie wissen wollten? Aber thut er auch wohl das Geringste mehr, als was ein Anatomi- cus thut, wenn er sagt, die arteria coeliaca ent- steht dicht unter dem diaphragma aus der aorta; die vasa spermatica entstehen mehrentheils aus den vasis renalibus? Es ist keine Entschuldigung, wenn Sie sagen, Greew hat sein Buch Anato- mie der Pflanzen betitelt; Hill hat das Seinige, eine Lehre der Erzeugung genennt, und ist eben so verfahren, und Greew hat an den angezeig- ten Orten eben so wohl wie Hill, eben so wohl wie alle andere, die Vegetation erklären wollen. Wo steckt denn nun also in den dunkelen Begrif- fen, die ich oben angeführt habe, und worin der Grund dieser falschen Methode die Vegetation zu erklären, verborgen liegt, der Jrrthum? Jch ha- be Jhnen, mein lieber Freund, schon so viel dun- kele Begriffe meiner Vorgänger entwickelt, daß ich dieser Arbeit bey nahe bis zum Eckel überdrüßig bin. Jch habe mich schon an verschiedenen Orten in meiner Dissertation in dieses Geschäfte einge- lassen, und wenig Dank davon gehabt, und es ist auch eigentlich nicht mein Amt, das Chaos eines jeden auseinander zu wickeln. Versuchen Sie al- so hierbey einmahl selbst ihre Kräfte. Gelingt es, so haben Sie eine kleine Uebung in einer Sache, wor- B 3
Hypotheſen von der Generation. „eurs fibres du corps ligneux, qui ſ’ inſerent, &„qui ſe melent avec la mouelle, comme on le peut „voir, lorsqu’on fait la diſſection d’ une tige.” Was haben Sie wider dieſe Erklaͤrung einzuwen- den? Zeigt er Jhnen nicht den Urſprung der Thei- le, den Sie wiſſen wollten? Aber thut er auch wohl das Geringſte mehr, als was ein Anatomi- cus thut, wenn er ſagt, die arteria cœliaca ent- ſteht dicht unter dem diaphragma aus der aorta; die vaſa ſpermatica entſtehen mehrentheils aus den vaſis renalibus? Es iſt keine Entſchuldigung, wenn Sie ſagen, Greew hat ſein Buch Anato- mie der Pflanzen betitelt; Hill hat das Seinige, eine Lehre der Erzeugung genennt, und iſt eben ſo verfahren, und Greew hat an den angezeig- ten Orten eben ſo wohl wie Hill, eben ſo wohl wie alle andere, die Vegetation erklaͤren wollen. Wo ſteckt denn nun alſo in den dunkelen Begrif- fen, die ich oben angefuͤhrt habe, und worin der Grund dieſer falſchen Methode die Vegetation zu erklaͤren, verborgen liegt, der Jrrthum? Jch ha- be Jhnen, mein lieber Freund, ſchon ſo viel dun- kele Begriffe meiner Vorgaͤnger entwickelt, daß ich dieſer Arbeit bey nahe bis zum Eckel uͤberdruͤßig bin. Jch habe mich ſchon an verſchiedenen Orten in meiner Diſſertation in dieſes Geſchaͤfte einge- laſſen, und wenig Dank davon gehabt, und es iſt auch eigentlich nicht mein Amt, das Chaos eines jeden auseinander zu wickeln. Verſuchen Sie al- ſo hierbey einmahl ſelbſt ihre Kraͤfte. Gelingt es, ſo haben Sie eine kleine Uebung in einer Sache, wor- B 3
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Hypotheſen von der Generation.
„eurs fibres du corps ligneux, qui ſ’ inſerent, &
„qui ſe melent avec la mouelle, comme on le peut
„voir, lorsqu’on fait la diſſection d’ une tige.”
Was haben Sie wider dieſe Erklaͤrung einzuwen-
den? Zeigt er Jhnen nicht den Urſprung der Thei-
le, den Sie wiſſen wollten? Aber thut er auch
wohl das Geringſte mehr, als was ein Anatomi-
cus thut, wenn er ſagt, die arteria cœliaca ent-
ſteht dicht unter dem diaphragma aus der aorta;
die vaſa ſpermatica entſtehen mehrentheils aus den
vaſis renalibus? Es iſt keine Entſchuldigung,
wenn Sie ſagen, Greew hat ſein Buch Anato-
mie der Pflanzen betitelt; Hill hat das Seinige,
eine Lehre der Erzeugung genennt, und iſt eben
ſo verfahren, und Greew hat an den angezeig-
ten Orten eben ſo wohl wie Hill, eben ſo wohl
wie alle andere, die Vegetation erklaͤren wollen.
Wo ſteckt denn nun alſo in den dunkelen Begrif-
fen, die ich oben angefuͤhrt habe, und worin der
Grund dieſer falſchen Methode die Vegetation zu
erklaͤren, verborgen liegt, der Jrrthum? Jch ha-
be Jhnen, mein lieber Freund, ſchon ſo viel dun-
kele Begriffe meiner Vorgaͤnger entwickelt, daß
ich dieſer Arbeit bey nahe bis zum Eckel uͤberdruͤßig
bin. Jch habe mich ſchon an verſchiedenen Orten
in meiner Diſſertation in dieſes Geſchaͤfte einge-
laſſen, und wenig Dank davon gehabt, und es iſt
auch eigentlich nicht mein Amt, das Chaos eines
jeden auseinander zu wickeln. Verſuchen Sie al-
ſo hierbey einmahl ſelbſt ihre Kraͤfte. Gelingt es,
ſo haben Sie eine kleine Uebung in einer Sache,
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