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Wartmann, Sigismund Friedrich: Germaniae Pertvrbatae et Restavratae sive Vnpartheyischer wolmeynender Theologo-Politicorum Discvrsvm Ander vnd dritter Theil. Frankfurt (Main), 1650.

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Germaniae Perturbatae & Restauratae
verschickte zween Nuncios deßwegen/ die sich auch zur Naumburg angemeldet/
vnd die anwesende Herrn/ weil sie selbst nicht allerdings in Glaubens-Sachen
einig weren/ zum Gehorsamb mit allem annehmlichen Versprechen/ eingela-
den; wurden aber beantwortet/ daß sie die Protestierende Niemand vor ein
Obern erkenneten/ als den Käyser/ mit Widerhohlung der Mißbräuche in der
Röm. Kirche/ vnd jhrer gründlichen Eynigkeit: Doch wolte der Pabst an sei-
nem Fleiß nichts erwenden lassen: wie er dann auch in Franckreich gesand/ ein
angestelltes Gespräch zu Poissy wegen der Religion zu hindern. Aber in dessen
wurd Engelland vnd Schottland seinem Gehorsamb schier gäntzlich entzogen/
ob gleich die Waldenser in Saphoyen vnderdruckt/ vnd die Protestierenden in
den Niederlanden noch nicht konten empor kommen/ oder sich vest machen. Mit
dem Jahr 1563. endete sich das Concilium zu Trient/ im achtzehenden Jahr/ nach
gehaltener ersten Session: welches gleichwohl gewäret nur zwey/ vnder Paulo
III.
vnder Iulio III. eins/ vnd vnder Pio IV. zwey/ demnach zusammen fünff
Jahre. Dem Röm. Stuhl war erfrewlich/ daß Abdisu Patriarch in Assyrien
sich in Person angemeldet/ vnd den Kirchen-Satzungen vnderworffen. Wie
auch/ daß hernach die Reussische Kirchen vnder vier grossen Bisthumbern sich
von der Griechischen Kirchen zu der Römischen gewendet; vnd daß die Jesui-
ter auß Jndien eine Bottschafft wegen derselben Völcker nach Rom zu wegen
gebracht. Hingegen protestierte Franckreich wider das Concilium, als ob
solches seiner Hoheit abbrüchig; vielleicht weil wegen der hohen Hand vnd
Sitz Spannien jhme widersprochen/ vnd der Pabst den getroffenen Fried mit
den Hugenotten vor verdammlich erkant hatte. Jn deß schied Käyser Fer-
dinand von dieser Welt/ vnd hinderließ seinem Sohn Maximiliano, der längst
zum Röm. König erkohren vnd gekrönet war/ das Käyserthumb/ dieser Käyser
hatte in Hungarn vnd Siebenbürgen/ dem Türcken Widerstand zu thun/ viel zu
schaffen/ vnd brauchte zum Feldherrn Lazarum Svvendy, der jhm zwar hohe
trewe Dienst mit der Faust geleystet/ aber schier alles mit Verthädigung der
Augspurgischen Confession verworren.

Er hielt einen Reichs-Tag zu Augspurg/ wegen deß Religion-Wesens/
deß Cammer-Gerichts/ der Müntz-Ordnung/ vnd deß Türcken Kriegs. Die
Protestierenden hielten an/ wie offter erwehnet/ vmb Freystellung der Religion
in den Stifftern: der Churfürst/ Pfaltzgraff wurd verklagt/ wegen Ernewe-
rung in der Lehr/ vnd Abschaffung etlicher Prediger/ so der Augspurgischen Con-
fession
zugethan gewesen/ vnd dann wegen freyer Stiffter. Das erste verblieb
im alten Strich; das andere überkam eine Außlegung/ durch allerhand Ent-
schuldigung. Was aber das Weltliche belangt/ wolte gedachter Churfürst
erweisen/ die beyde Stifft Neuhausen vnd Sinßheimb/ welche vom Bischoff
von Wormbs angesprochen wurden/ weren der Pfaltz vnmittelbar eygen;

darbey

Germaniæ Perturbatæ & Reſtauratæ
verſchickte zween Nuncios deßwegen/ die ſich auch zur Naumburg angemeldet/
vnd die anweſende Herꝛn/ weil ſie ſelbſt nicht allerdings in Glaubens-Sachen
einig weren/ zum Gehorſamb mit allem annehmlichen Verſprechen/ eingela-
den; wurden aber beantwortet/ daß ſie die Proteſtierende Niemand vor ein
Obern erkenneten/ als den Kaͤyſer/ mit Widerhohlung der Mißbraͤuche in der
Roͤm. Kirche/ vnd jhrer gruͤndlichen Eynigkeit: Doch wolte der Pabſt an ſei-
nem Fleiß nichts erwenden laſſen: wie er dann auch in Franckreich geſand/ ein
angeſtelltes Geſpraͤch zu Poiſſy wegen der Religion zu hindern. Aber in deſſen
wurd Engelland vnd Schottland ſeinem Gehorſamb ſchier gaͤntzlich entzogen/
ob gleich die Waldenſer in Saphoyen vnderdruckt/ vnd die Proteſtierenden in
den Niederlanden noch nicht konten empor kommen/ oder ſich veſt machen. Mit
dem Jahr 1563. endete ſich das Concilium zu Trient/ im achtzehenden Jahr/ nach
gehaltener erſten Seſſion: welches gleichwohl gewaͤret nur zwey/ vnder Paulo
III.
vnder Iulio III. eins/ vnd vnder Pio IV. zwey/ demnach zuſammen fuͤnff
Jahre. Dem Roͤm. Stuhl war erfrewlich/ daß Abdiſu Patriarch in Aſſyrien
ſich in Perſon angemeldet/ vnd den Kirchen-Satzungen vnderworffen. Wie
auch/ daß hernach die Reuſſiſche Kirchen vnder vier groſſen Biſthumbern ſich
von der Griechiſchen Kirchen zu der Roͤmiſchen gewendet; vnd daß die Jeſui-
ter auß Jndien eine Bottſchafft wegen derſelben Voͤlcker nach Rom zu wegen
gebracht. Hingegen proteſtierte Franckreich wider das Concilium, als ob
ſolches ſeiner Hoheit abbruͤchig; vielleicht weil wegen der hohen Hand vnd
Sitz Spannien jhme widerſprochen/ vnd der Pabſt den getroffenen Fried mit
den Hugenotten vor verdammlich erkant hatte. Jn deß ſchied Kaͤyſer Fer-
dinand von dieſer Welt/ vnd hinderließ ſeinem Sohn Maximiliano, der laͤngſt
zum Roͤm. Koͤnig erkohren vnd gekroͤnet war/ das Kaͤyſerthumb/ dieſer Kaͤyſer
hatte in Hungarn vnd Siebenbuͤrgen/ dem Tuͤrcken Widerſtand zu thun/ viel zu
ſchaffen/ vnd brauchte zum Feldherꝛn Lazarum Svvendy, der jhm zwar hohe
trewe Dienſt mit der Fauſt geleyſtet/ aber ſchier alles mit Verthaͤdigung der
Augſpurgiſchen Confeſſion verworꝛen.

Er hielt einen Reichs-Tag zu Augſpurg/ wegen deß Religion-Weſens/
deß Cammer-Gerichts/ der Müntz-Ordnung/ vnd deß Tuͤrcken Kriegs. Die
Proteſtierenden hielten an/ wie offter erwehnet/ vmb Freyſtellung der Religion
in den Stifftern: der Churfuͤrſt/ Pfaltzgraff wurd verklagt/ wegen Ernewe-
rung in der Lehr/ vnd Abſchaffung etlicher Prediger/ ſo der Augſpurgiſchen Con-
fesſion
zugethan geweſen/ vnd dann wegen freyer Stiffter. Das erſte verblieb
im alten Strich; das andere uͤberkam eine Außlegung/ durch allerhand Ent-
ſchuldigung. Was aber das Weltliche belangt/ wolte gedachter Churfuͤrſt
erweiſen/ die beyde Stifft Neuhauſen vnd Sinßheimb/ welche vom Biſchoff
von Wormbs angeſprochen wurden/ weren der Pfaltz vnmittelbar eygen;

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[164/0172] Germaniæ Perturbatæ & Reſtauratæ verſchickte zween Nuncios deßwegen/ die ſich auch zur Naumburg angemeldet/ vnd die anweſende Herꝛn/ weil ſie ſelbſt nicht allerdings in Glaubens-Sachen einig weren/ zum Gehorſamb mit allem annehmlichen Verſprechen/ eingela- den; wurden aber beantwortet/ daß ſie die Proteſtierende Niemand vor ein Obern erkenneten/ als den Kaͤyſer/ mit Widerhohlung der Mißbraͤuche in der Roͤm. Kirche/ vnd jhrer gruͤndlichen Eynigkeit: Doch wolte der Pabſt an ſei- nem Fleiß nichts erwenden laſſen: wie er dann auch in Franckreich geſand/ ein angeſtelltes Geſpraͤch zu Poiſſy wegen der Religion zu hindern. Aber in deſſen wurd Engelland vnd Schottland ſeinem Gehorſamb ſchier gaͤntzlich entzogen/ ob gleich die Waldenſer in Saphoyen vnderdruckt/ vnd die Proteſtierenden in den Niederlanden noch nicht konten empor kommen/ oder ſich veſt machen. Mit dem Jahr 1563. endete ſich das Concilium zu Trient/ im achtzehenden Jahr/ nach gehaltener erſten Seſſion: welches gleichwohl gewaͤret nur zwey/ vnder Paulo III. vnder Iulio III. eins/ vnd vnder Pio IV. zwey/ demnach zuſammen fuͤnff Jahre. Dem Roͤm. Stuhl war erfrewlich/ daß Abdiſu Patriarch in Aſſyrien ſich in Perſon angemeldet/ vnd den Kirchen-Satzungen vnderworffen. Wie auch/ daß hernach die Reuſſiſche Kirchen vnder vier groſſen Biſthumbern ſich von der Griechiſchen Kirchen zu der Roͤmiſchen gewendet; vnd daß die Jeſui- ter auß Jndien eine Bottſchafft wegen derſelben Voͤlcker nach Rom zu wegen gebracht. Hingegen proteſtierte Franckreich wider das Concilium, als ob ſolches ſeiner Hoheit abbruͤchig; vielleicht weil wegen der hohen Hand vnd Sitz Spannien jhme widerſprochen/ vnd der Pabſt den getroffenen Fried mit den Hugenotten vor verdammlich erkant hatte. Jn deß ſchied Kaͤyſer Fer- dinand von dieſer Welt/ vnd hinderließ ſeinem Sohn Maximiliano, der laͤngſt zum Roͤm. Koͤnig erkohren vnd gekroͤnet war/ das Kaͤyſerthumb/ dieſer Kaͤyſer hatte in Hungarn vnd Siebenbuͤrgen/ dem Tuͤrcken Widerſtand zu thun/ viel zu ſchaffen/ vnd brauchte zum Feldherꝛn Lazarum Svvendy, der jhm zwar hohe trewe Dienſt mit der Fauſt geleyſtet/ aber ſchier alles mit Verthaͤdigung der Augſpurgiſchen Confeſſion verworꝛen. Er hielt einen Reichs-Tag zu Augſpurg/ wegen deß Religion-Weſens/ deß Cammer-Gerichts/ der Müntz-Ordnung/ vnd deß Tuͤrcken Kriegs. Die Proteſtierenden hielten an/ wie offter erwehnet/ vmb Freyſtellung der Religion in den Stifftern: der Churfuͤrſt/ Pfaltzgraff wurd verklagt/ wegen Ernewe- rung in der Lehr/ vnd Abſchaffung etlicher Prediger/ ſo der Augſpurgiſchen Con- fesſion zugethan geweſen/ vnd dann wegen freyer Stiffter. Das erſte verblieb im alten Strich; das andere uͤberkam eine Außlegung/ durch allerhand Ent- ſchuldigung. Was aber das Weltliche belangt/ wolte gedachter Churfuͤrſt erweiſen/ die beyde Stifft Neuhauſen vnd Sinßheimb/ welche vom Biſchoff von Wormbs angeſprochen wurden/ weren der Pfaltz vnmittelbar eygen; darbey

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Zitationshilfe: Wartmann, Sigismund Friedrich: Germaniae Pertvrbatae et Restavratae sive Vnpartheyischer wolmeynender Theologo-Politicorum Discvrsvm Ander vnd dritter Theil. Frankfurt (Main), 1650, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wartmann_germania0203_1650/172>, abgerufen am 23.11.2024.