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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880.

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[Spaltenumbruch] *20 Ir hond schon drei zipfel am brett. - Schade, Satiren, I, 154, 12.

*21 Schlag's am zipffel ein. - Lehmann, 508, 8.

Aendere das Mass, mach's kürzer.


Zipfelhaube.

* Er hat eine mit der Zipfelhaube kriegt. (Böhmen.)

Eine Frau, die überspannt, etwas verdreht, nicht recht gescheidt ist.


Zipfelsfrisse.

* Dös ist e rechter Zipfelsfrisse. (Ulm.)


Zipolle.

Zipollen jögt men weg, un Knuflak krigt men waer. - Schambach, II, 617.

Zipollen jagt man weg und Knoblauch bekommt man wieder. Für einen entlassenen schlechten oder ungenügenden Dienstboten erhält man leicht einen schlechteren.


Zippe.

1 Zipp' un Steiv' heft den Dübel in Leiv'. - Deecke, 15.

*2 Sind die Zippen noch da, ist der Winter noch nicht so nah. - Payne, 37.


Zippelzerke.

* Sie ist 'ne Zippelzerke. - Frischbier, II, 3007.

Ein geziertes, zimpferliches Frauenzimmer.


Zipperlein.

* Er hat das Zipperlein. - Klix, 124.


Zipperlorenz.

* Wie Zipperlorenz. (Pommern.)

Das Wort soll Zipfellorenz heissen, wird aber Zipperlorenz gesprochen. Ueber die Entstehung des Namens ist mir folgende handschriftliche Mittheilung zugegangen. Der Ursprung wird auf einen betrogenen Ehemann zurückgeführt, der den Küster Namens Lorenz mit einem Verse höhnte, ohne zu wissen, dass der Hohn auf ihn selbst zurückfiel. Die Frau eines Bauern hatte den Besuch des Küsters angenommen, als das Paar von dem unerwartet heimkehrenden Ehemann überrascht wurde. Der Küster musste schnell in den grossen Kleiderschrank, aber ein Zipfel seines Rockes klemmte sich ein und blieb sichtbar. Die Frau setzte sich an die Wiege und sang beim Wiegen: "Herr Lorenz, Herr Lorenz, treck he den Zippel naoh sich!" - "Fru, wat singst denn nu?" fragte der Mann aufhorchend. Die Frau fuhr aber singend fort: "Kan ik nich singen wat ik will, krieg' ik man meinen Jören still? Herr Lorenz, Herr Lorenz, treck he den Zippel naoh sich. So was 't recht, de Zippel, de was weg!" Der Bauer lachte ahnungslos, und brachte das neue Lied, das ihm gefiel, selbst unter die Leute.


Zirkel.

*1 Einen böhmischen Zirkel machen. (Böhmen.)

So viel wie lange Finger machen, stehlen.

*2 Er macht Zirkel.

Ist betrunken.

*3 Ich soll einen runden Zirkel ohne einigen Riz schliessen. - Schottel, 1118b.

*4 Sich aus dem Zirkel saufen.

Sinn und Witz verlieren.


Zirlimirli.

1 Mit Zirlimirlimache chumt me nit fürsi. - Sutermeister, 145.

2 Zirlimirli machen fördert nicht. - Eiselein, 659; Simrock, 12129.

*3 Zirle Mirle mache. - Alsatia, 1851, 43; Eiselein, 659.

Besonders in Strassburg gebräuchlich. Es ist ein Fingerspiel, wie aus der folgenden aus Geiler's Predigten über die 15 Staffeln (Bl. 17) entlehnten Stelle hervorgeht. "Wenn man sitzt und die Händ' um einander wickelt und machet Zirlimirli Gartentirli, und zeiset gleich als ein Mensch, der sterben will und am Leilagen zeiset und feselt; oder wenn die Töchter ligen zu stupfen mit dem Messer oder mit Spindeln ins Fenster oder die Klimsen, das ist ein Zeichen, dass sie bös Fantasien innen hant." Eigentlich ein Kinderspiel, wobei gesprochen wurde: "Zirlen, mirlin garten türlin" u. s. w. (Vgl. Alsatia, 1862-67, 493.) Figürlich heisst es: Leere Ausflüchte, Ausreden haben, Umschweife machen, ausweichende Reden führen, verwirren, auch sich mit Albernheiten abgeben.


Zischeln.

1 Wer viel zischelt, der lügt viel.

Gegen Ohrenbläser, die stets was zu flüstern haben.

Lat.: Os mende soluit qui sepe susurria voluit. (Reuterdahl, 677.)

Schwed.: Hwa opta hwiskar han liwgher soruth. (Reuterdahl, 677.)

2 Wo man zischelt, ist der Teufel nicht fern.

Böhm.: Co jest s septem, to jest s certem. (Celakovsky, 25.)


[Spaltenumbruch]
Zischen.

* Er zischt, wie eine Schlange, wenn sie keine Ziegenmilch zu trinken hat. (Lit.)

Von einem zornigen, unzufriedenen Menschen. Dies Sprichwort stammt aus den Zeiten des Heidenthums, als noch der Schlangendienst in Litauen heimisch war, und die Opfer, welche die Litauer brachten, in Ziegenmilch bestanden. (Vgl. Weinsberg, 79.)


Zisterne (s. Cisterne).

1 Alte Zisternen geben kein Wasser.

2 Es ist eine schlimme Zisterne, die kein Wasser gibt.


Zit.

* Er het em 's Zit uusputzt. - Sutermeister, 78.

Steht a. a. O. unter folgenden verwandten Redensarten: Er het en ausg'fötzelet. Er het en uuskögelet. Er het en Biggen uf en. Er fürcht e, wie e Schwert. Er het ne verunguetet. Er häd em der Aberwillen ag'rürt. Er thuet en nüschle (betrügen, prügeln). Er het en uf d' Schiferete (= in Versuchung) g'füret. Er het em d' Chappe g'schliffe. Er het em die Gröbste abetho. Er het en dur sibe Böde-n abe dutzet.


Zither.

1 Eine Zither zu unterhalten kostet so viel wie ein Pferd.

Dän.: At holde en hest og en luth ved lige, koster lige meget. (Prov. dan., 3.)

2 Nicht jeder, der eine Zither trägt, versteht sie zu spielen.

3 Wenn die Zither am besten klingt, springt eine Saite.

4 Wer eine Stunde Zither spielen will, muss einen Tag stimmen.

Dän.: Hoo et aar vil slaae luthen, skal stemme i fire aar. (Prov. dan., 3.)


Zitherspielen.

Zitherspielen und Stöcke spalten sind zwei verschiedene Dinge.

In ähnlicher Weise sprach sich ein berühmter athenischer Lautenspieler bei einem Streite über Musik gegen den ägyptischen König Ptolemäus aus: Scepter und Laute lassen sich nicht auf gleiche Weise behandeln.

Lat.: Aliud sceptrum, aliud plectrum. ( Faselius, 12.)


Zitrone (s. Citrone).

1 Bei Zitronen muss man den Zucker nicht schonen.

2 Man beisst nicht in Zitronen, so lange man Orangen hat. - Altmann VI, 487.

3 Man muss die Zitrone drücken (quetschen) soll sie Saft geben. - Dove, 950.

Die Russen: Erst presst man die Zitronen, danach reibt man sie. (Altmann VI, 417.)

4 Es ist eine schlechte Zitrone, die man in Essig legen muss, damit sie Säure bekomme. - Altmann VI, 488.

5 Zu Zitronen gehört Zucker. - Lehmann, 795, 16.

Dän.: Der maa sukker til citroner. (Prov. dan., 537.)

Lat.: Admonitiones Laudae temperandae sunt. (Lehmann, 795, 16.)

*6 Die Zitrone bis auf den letzten Tropfen ausdrücken.

*7 Die Zitronen nach dem Feste bringen.

Jüdisch-deutsch: Das haast: Es vergim nach Sickes. (Tendlau, 77.) Wenn etwas zu spät, also nutzlos kommt oder geschieht.

Frz.: C'est de la moutarde apres diner.

*8 Eine Zitrone zuckern, um zu wissen, wie die Apfelsine schmeckt. - Altmann VI, 517.

*9 Er quetscht seine Zitronen mit Anstrengung aus.

Wenn jemand ein Geschäft sehr sauer wird.

*10 Es ist eine ausgequetschte Zitrone.

Der Mensch, die Sache u. s. w. ist ausgebeutet, und nicht mehr zu gebrauchen.

*11 Sie in kleinen Zitronen, er in grossen Melonen. - Ehrmann, 30.

Talmudisch um zu sagen: Sie verletzt ihre Ehepflichten im Stillen, er, der Mann, im Grossen öffentlich.


Zitterfeder.

* Ich habe mir schon eine Zitterfeder aufgesteckt.

Ironisch, um zu sagen: ich fürchte mich schon gar sehr.


[Spaltenumbruch] *20 Ir hond schon drei zipfel am brett.Schade, Satiren, I, 154, 12.

*21 Schlag's am zipffel ein.Lehmann, 508, 8.

Aendere das Mass, mach's kürzer.


Zipfelhaube.

* Er hat eine mit der Zipfelhaube kriegt. (Böhmen.)

Eine Frau, die überspannt, etwas verdreht, nicht recht gescheidt ist.


Zipfelsfrisse.

* Dös ist e rechter Zipfelsfrisse. (Ulm.)


Zipolle.

Zipollen jögt men weg, un Knuflâk krigt men wâer.Schambach, II, 617.

Zipollen jagt man weg und Knoblauch bekommt man wieder. Für einen entlassenen schlechten oder ungenügenden Dienstboten erhält man leicht einen schlechteren.


Zippe.

1 Zipp' un Stîv' heft den Dübel in Lîv'.Deecke, 15.

*2 Sind die Zippen noch da, ist der Winter noch nicht so nah.Payne, 37.


Zippelzêrke.

* Sie ist 'ne Zippelzêrke.Frischbier, II, 3007.

Ein geziertes, zimpferliches Frauenzimmer.


Zipperlein.

* Er hat das Zipperlein.Klix, 124.


Zipperlorenz.

* Wie Zipperlorenz. (Pommern.)

Das Wort soll Zipfellorenz heissen, wird aber Zipperlorenz gesprochen. Ueber die Entstehung des Namens ist mir folgende handschriftliche Mittheilung zugegangen. Der Ursprung wird auf einen betrogenen Ehemann zurückgeführt, der den Küster Namens Lorenz mit einem Verse höhnte, ohne zu wissen, dass der Hohn auf ihn selbst zurückfiel. Die Frau eines Bauern hatte den Besuch des Küsters angenommen, als das Paar von dem unerwartet heimkehrenden Ehemann überrascht wurde. Der Küster musste schnell in den grossen Kleiderschrank, aber ein Zipfel seines Rockes klemmte sich ein und blieb sichtbar. Die Frau setzte sich an die Wiege und sang beim Wiegen: „Herr Lorenz, Herr Lorenz, treck he den Zippel naoh sich!“ – „Fru, wat singst denn nu?“ fragte der Mann aufhorchend. Die Frau fuhr aber singend fort: „Kan ik nich singen wat ik will, krieg' ik man meinen Jören still? Herr Lorenz, Herr Lorenz, treck he den Zippel naoh sich. So was 't recht, de Zippel, de was weg!“ Der Bauer lachte ahnungslos, und brachte das neue Lied, das ihm gefiel, selbst unter die Leute.


Zirkel.

*1 Einen böhmischen Zirkel machen. (Böhmen.)

So viel wie lange Finger machen, stehlen.

*2 Er macht Zirkel.

Ist betrunken.

*3 Ich soll einen runden Zirkel ohne einigen Riz schliessen.Schottel, 1118b.

*4 Sich aus dem Zirkel saufen.

Sinn und Witz verlieren.


Zirlimirli.

1 Mit Zirlimirlimache chumt me nit fürsi.Sutermeister, 145.

2 Zirlimirli machen fördert nicht.Eiselein, 659; Simrock, 12129.

*3 Zirle Mirle mache.Alsatia, 1851, 43; Eiselein, 659.

Besonders in Strassburg gebräuchlich. Es ist ein Fingerspiel, wie aus der folgenden aus Geiler's Predigten über die 15 Staffeln (Bl. 17) entlehnten Stelle hervorgeht. „Wenn man sitzt und die Händ' um einander wickelt und machet Zirlimirli Gartentirli, und zeiset gleich als ein Mensch, der sterben will und am Leilagen zeiset und fêselt; oder wenn die Töchter ligen zu stupfen mit dem Messer oder mit Spindeln ins Fenster oder die Klimsen, das ist ein Zeichen, dass sie bös Fantasien innen hant.“ Eigentlich ein Kinderspiel, wobei gesprochen wurde: „Zirlen, mirlin garten türlin“ u. s. w. (Vgl. Alsatia, 1862-67, 493.) Figürlich heisst es: Leere Ausflüchte, Ausreden haben, Umschweife machen, ausweichende Reden führen, verwirren, auch sich mit Albernheiten abgeben.


Zischeln.

1 Wer viel zischelt, der lügt viel.

Gegen Ohrenbläser, die stets was zu flüstern haben.

Lat.: Os mende soluit qui sepe susurria voluit. (Reuterdahl, 677.)

Schwed.: Hwa opta hwiskar han liwgher soruth. (Reuterdahl, 677.)

2 Wo man zischelt, ist der Teufel nicht fern.

Böhm.: Co jest s šeptem, to jest s čertem. (Čelakovsky, 25.)


[Spaltenumbruch]
Zischen.

* Er zischt, wie eine Schlange, wenn sie keine Ziegenmilch zu trinken hat. (Lit.)

Von einem zornigen, unzufriedenen Menschen. Dies Sprichwort stammt aus den Zeiten des Heidenthums, als noch der Schlangendienst in Litauen heimisch war, und die Opfer, welche die Litauer brachten, in Ziegenmilch bestanden. (Vgl. Weinsberg, 79.)


Zisterne (s. Cisterne).

1 Alte Zisternen geben kein Wasser.

2 Es ist eine schlimme Zisterne, die kein Wasser gibt.


Zit.

* Er het em 's Zit uusputzt.Sutermeister, 78.

Steht a. a. O. unter folgenden verwandten Redensarten: Er het en ûsg'fötzelet. Er het en uuskögelet. Er het en Biggen uf en. Er fürcht e, wie e Schwert. Er het ne verunguetet. Er häd em der Aberwillen ag'rürt. Er thuet en nüschle (betrügen, prügeln). Er het en uf d' Schiferete (= in Versuchung) g'füret. Er het em d' Chappe g'schliffe. Er het em die Gröbste abetho. Er het en dur sibe Böde-n abe dutzet.


Zither.

1 Eine Zither zu unterhalten kostet so viel wie ein Pferd.

Dän.: At holde en hest og en luth ved lige, koster lige meget. (Prov. dan., 3.)

2 Nicht jeder, der eine Zither trägt, versteht sie zu spielen.

3 Wenn die Zither am besten klingt, springt eine Saite.

4 Wer eine Stunde Zither spielen will, muss einen Tag stimmen.

Dän.: Hoo et aar vil slaae luthen, skal stemme i fire aar. (Prov. dan., 3.)


Zitherspielen.

Zitherspielen und Stöcke spalten sind zwei verschiedene Dinge.

In ähnlicher Weise sprach sich ein berühmter athenischer Lautenspieler bei einem Streite über Musik gegen den ägyptischen König Ptolemäus aus: Scepter und Laute lassen sich nicht auf gleiche Weise behandeln.

Lat.: Aliud sceptrum, aliud plectrum. ( Faselius, 12.)


Zitrone (s. Citrone).

1 Bei Zitronen muss man den Zucker nicht schonen.

2 Man beisst nicht in Zitronen, so lange man Orangen hat.Altmann VI, 487.

3 Man muss die Zitrone drücken (quetschen) soll sie Saft geben.Dove, 950.

Die Russen: Erst presst man die Zitronen, danach reibt man sie. (Altmann VI, 417.)

4 Es ist eine schlechte Zitrone, die man in Essig legen muss, damit sie Säure bekomme.Altmann VI, 488.

5 Zu Zitronen gehört Zucker.Lehmann, 795, 16.

Dän.: Der maa sukker til citroner. (Prov. dan., 537.)

Lat.: Admonitiones Laudae temperandae sunt. (Lehmann, 795, 16.)

*6 Die Zitrone bis auf den letzten Tropfen ausdrücken.

*7 Die Zitronen nach dem Feste bringen.

Jüdisch-deutsch: Das haast: Es vergim nach Sickes. (Tendlau, 77.) Wenn etwas zu spät, also nutzlos kommt oder geschieht.

Frz.: C'est de la moutarde après diner.

*8 Eine Zitrone zuckern, um zu wissen, wie die Apfelsine schmeckt.Altmann VI, 517.

*9 Er quetscht seine Zitronen mit Anstrengung aus.

Wenn jemand ein Geschäft sehr sauer wird.

*10 Es ist eine ausgequetschte Zitrone.

Der Mensch, die Sache u. s. w. ist ausgebeutet, und nicht mehr zu gebrauchen.

*11 Sie in kleinen Zitronen, er in grossen Melonen.Ehrmann, 30.

Talmudisch um zu sagen: Sie verletzt ihre Ehepflichten im Stillen, er, der Mann, im Grossen öffentlich.


Zitterfeder.

* Ich habe mir schon eine Zitterfeder aufgesteckt.

Ironisch, um zu sagen: ich fürchte mich schon gar sehr.


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[[297]/0309] *20 Ir hond schon drei zipfel am brett. – Schade, Satiren, I, 154, 12. *21 Schlag's am zipffel ein. – Lehmann, 508, 8. Aendere das Mass, mach's kürzer. Zipfelhaube. * Er hat eine mit der Zipfelhaube kriegt. (Böhmen.) Eine Frau, die überspannt, etwas verdreht, nicht recht gescheidt ist. Zipfelsfrisse. * Dös ist e rechter Zipfelsfrisse. (Ulm.) Zipolle. Zipollen jögt men weg, un Knuflâk krigt men wâer. – Schambach, II, 617. Zipollen jagt man weg und Knoblauch bekommt man wieder. Für einen entlassenen schlechten oder ungenügenden Dienstboten erhält man leicht einen schlechteren. Zippe. 1 Zipp' un Stîv' heft den Dübel in Lîv'. – Deecke, 15. *2 Sind die Zippen noch da, ist der Winter noch nicht so nah. – Payne, 37. Zippelzêrke. * Sie ist 'ne Zippelzêrke. – Frischbier, II, 3007. Ein geziertes, zimpferliches Frauenzimmer. Zipperlein. * Er hat das Zipperlein. – Klix, 124. Zipperlorenz. * Wie Zipperlorenz. (Pommern.) Das Wort soll Zipfellorenz heissen, wird aber Zipperlorenz gesprochen. Ueber die Entstehung des Namens ist mir folgende handschriftliche Mittheilung zugegangen. Der Ursprung wird auf einen betrogenen Ehemann zurückgeführt, der den Küster Namens Lorenz mit einem Verse höhnte, ohne zu wissen, dass der Hohn auf ihn selbst zurückfiel. Die Frau eines Bauern hatte den Besuch des Küsters angenommen, als das Paar von dem unerwartet heimkehrenden Ehemann überrascht wurde. Der Küster musste schnell in den grossen Kleiderschrank, aber ein Zipfel seines Rockes klemmte sich ein und blieb sichtbar. Die Frau setzte sich an die Wiege und sang beim Wiegen: „Herr Lorenz, Herr Lorenz, treck he den Zippel naoh sich!“ – „Fru, wat singst denn nu?“ fragte der Mann aufhorchend. Die Frau fuhr aber singend fort: „Kan ik nich singen wat ik will, krieg' ik man meinen Jören still? Herr Lorenz, Herr Lorenz, treck he den Zippel naoh sich. So was 't recht, de Zippel, de was weg!“ Der Bauer lachte ahnungslos, und brachte das neue Lied, das ihm gefiel, selbst unter die Leute. Zirkel. *1 Einen böhmischen Zirkel machen. (Böhmen.) So viel wie lange Finger machen, stehlen. *2 Er macht Zirkel. Ist betrunken. *3 Ich soll einen runden Zirkel ohne einigen Riz schliessen. – Schottel, 1118b. *4 Sich aus dem Zirkel saufen. Sinn und Witz verlieren. Zirlimirli. 1 Mit Zirlimirlimache chumt me nit fürsi. – Sutermeister, 145. 2 Zirlimirli machen fördert nicht. – Eiselein, 659; Simrock, 12129. *3 Zirle Mirle mache. – Alsatia, 1851, 43; Eiselein, 659. Besonders in Strassburg gebräuchlich. Es ist ein Fingerspiel, wie aus der folgenden aus Geiler's Predigten über die 15 Staffeln (Bl. 17) entlehnten Stelle hervorgeht. „Wenn man sitzt und die Händ' um einander wickelt und machet Zirlimirli Gartentirli, und zeiset gleich als ein Mensch, der sterben will und am Leilagen zeiset und fêselt; oder wenn die Töchter ligen zu stupfen mit dem Messer oder mit Spindeln ins Fenster oder die Klimsen, das ist ein Zeichen, dass sie bös Fantasien innen hant.“ Eigentlich ein Kinderspiel, wobei gesprochen wurde: „Zirlen, mirlin garten türlin“ u. s. w. (Vgl. Alsatia, 1862-67, 493.) Figürlich heisst es: Leere Ausflüchte, Ausreden haben, Umschweife machen, ausweichende Reden führen, verwirren, auch sich mit Albernheiten abgeben. Zischeln. 1 Wer viel zischelt, der lügt viel. Gegen Ohrenbläser, die stets was zu flüstern haben. Lat.: Os mende soluit qui sepe susurria voluit. (Reuterdahl, 677.) Schwed.: Hwa opta hwiskar han liwgher soruth. (Reuterdahl, 677.) 2 Wo man zischelt, ist der Teufel nicht fern. Böhm.: Co jest s šeptem, to jest s čertem. (Čelakovsky, 25.) Zischen. * Er zischt, wie eine Schlange, wenn sie keine Ziegenmilch zu trinken hat. (Lit.) Von einem zornigen, unzufriedenen Menschen. Dies Sprichwort stammt aus den Zeiten des Heidenthums, als noch der Schlangendienst in Litauen heimisch war, und die Opfer, welche die Litauer brachten, in Ziegenmilch bestanden. (Vgl. Weinsberg, 79.) Zisterne (s. Cisterne). 1 Alte Zisternen geben kein Wasser. 2 Es ist eine schlimme Zisterne, die kein Wasser gibt. Zit. * Er het em 's Zit uusputzt. – Sutermeister, 78. Steht a. a. O. unter folgenden verwandten Redensarten: Er het en ûsg'fötzelet. Er het en uuskögelet. Er het en Biggen uf en. Er fürcht e, wie e Schwert. Er het ne verunguetet. Er häd em der Aberwillen ag'rürt. Er thuet en nüschle (betrügen, prügeln). Er het en uf d' Schiferete (= in Versuchung) g'füret. Er het em d' Chappe g'schliffe. Er het em die Gröbste abetho. Er het en dur sibe Böde-n abe dutzet. Zither. 1 Eine Zither zu unterhalten kostet so viel wie ein Pferd. Dän.: At holde en hest og en luth ved lige, koster lige meget. (Prov. dan., 3.) 2 Nicht jeder, der eine Zither trägt, versteht sie zu spielen. 3 Wenn die Zither am besten klingt, springt eine Saite. 4 Wer eine Stunde Zither spielen will, muss einen Tag stimmen. Dän.: Hoo et aar vil slaae luthen, skal stemme i fire aar. (Prov. dan., 3.) Zitherspielen. Zitherspielen und Stöcke spalten sind zwei verschiedene Dinge. In ähnlicher Weise sprach sich ein berühmter athenischer Lautenspieler bei einem Streite über Musik gegen den ägyptischen König Ptolemäus aus: Scepter und Laute lassen sich nicht auf gleiche Weise behandeln. Lat.: Aliud sceptrum, aliud plectrum. ( Faselius, 12.) Zitrone (s. Citrone). 1 Bei Zitronen muss man den Zucker nicht schonen. 2 Man beisst nicht in Zitronen, so lange man Orangen hat. – Altmann VI, 487. 3 Man muss die Zitrone drücken (quetschen) soll sie Saft geben. – Dove, 950. Die Russen: Erst presst man die Zitronen, danach reibt man sie. (Altmann VI, 417.) 4 Es ist eine schlechte Zitrone, die man in Essig legen muss, damit sie Säure bekomme. – Altmann VI, 488. 5 Zu Zitronen gehört Zucker. – Lehmann, 795, 16. Dän.: Der maa sukker til citroner. (Prov. dan., 537.) Lat.: Admonitiones Laudae temperandae sunt. (Lehmann, 795, 16.) *6 Die Zitrone bis auf den letzten Tropfen ausdrücken. *7 Die Zitronen nach dem Feste bringen. Jüdisch-deutsch: Das haast: Es vergim nach Sickes. (Tendlau, 77.) Wenn etwas zu spät, also nutzlos kommt oder geschieht. Frz.: C'est de la moutarde après diner. *8 Eine Zitrone zuckern, um zu wissen, wie die Apfelsine schmeckt. – Altmann VI, 517. *9 Er quetscht seine Zitronen mit Anstrengung aus. Wenn jemand ein Geschäft sehr sauer wird. *10 Es ist eine ausgequetschte Zitrone. Der Mensch, die Sache u. s. w. ist ausgebeutet, und nicht mehr zu gebrauchen. *11 Sie in kleinen Zitronen, er in grossen Melonen. – Ehrmann, 30. Talmudisch um zu sagen: Sie verletzt ihre Ehepflichten im Stillen, er, der Mann, im Grossen öffentlich. Zitterfeder. * Ich habe mir schon eine Zitterfeder aufgesteckt. Ironisch, um zu sagen: ich fürchte mich schon gar sehr.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880, S. [297]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon05_1880/309>, abgerufen am 23.11.2024.