Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Bd. 1. Berlin, 1834.

Bild:
<< vorherige Seite

hübsche Thor nach seinem Hause zurück; für mich ist ein schö-
nes Haus und Straße schon ein Genuß, und aus dem meinen
zu existiren, doppelter. -- Jetzt bin ich fix und fertig angezo-
gen, um in Wagen zu steigen; wir erwarten eure Briefe, wo-
rauf ich gar nicht -- wegen Zeitmangel -- antworten werde,
denn, sind sie erbrochen, so reisen wir weg. Es ist sonderbar,
von einem fremden Orte wegzureisen, um wiederzukommen;
aber hübsch; "man grämt sich nicht, man schämt sich nicht,"
und packt alles ganz kommode, weil man alles bei der Hand
hat, und schon en train ist. Jetzt muß ich hinunter. Lebt
wohl. Wehe! Wehe! Wehe! was muß ich allein sehen! und
ärger als allein.

Adieu. R. L.


An M. Th. Robert, in Berlin.


Nichts! Nichts! -- -- kann ich euch schreiben von dem,
was ich heute gesehen habe, -- -- einen realisirten Wieland,
mit allem was ich mir noch von einem schönen Schloß dachte,
Fürstenstein, das dem Grafen Hohberg gehört, hab' ich gesehen;
eine Meile von hier. Gott sollte mich aber behüten, es euch
beschreiben zu wollen. Er! wird mir günstig! denn nicht allein
ich habe das erste Wetter, sondern ich habe das enorme
Glück, interessante Menschen zu finden, die sich für mich in-
teressiren. Heute zum Exempel zeigte mir Schloß und Garten
ein Mensch, Doktor Hinze, Arzt des Grafen. Keine Details,
Kinder! Ich kenne ganz euren Ärger, aber ich kann nicht,
bei Gott ich kann nicht. Wir logiren hier bei göttlichen Leu-

hübſche Thor nach ſeinem Hauſe zurück; für mich iſt ein ſchö-
nes Haus und Straße ſchon ein Genuß, und aus dem meinen
zu exiſtiren, doppelter. — Jetzt bin ich fix und fertig angezo-
gen, um in Wagen zu ſteigen; wir erwarten eure Briefe, wo-
rauf ich gar nicht — wegen Zeitmangel — antworten werde,
denn, ſind ſie erbrochen, ſo reiſen wir weg. Es iſt ſonderbar,
von einem fremden Orte wegzureiſen, um wiederzukommen;
aber hübſch; „man grämt ſich nicht, man ſchämt ſich nicht,“
und packt alles ganz kommode, weil man alles bei der Hand
hat, und ſchon en train iſt. Jetzt muß ich hinunter. Lebt
wohl. Wehe! Wehe! Wehe! was muß ich allein ſehen! und
ärger als allein.

Adieu. R. L.


An M. Th. Robert, in Berlin.


Nichts! Nichts! — — kann ich euch ſchreiben von dem,
was ich heute geſehen habe, — — einen realiſirten Wieland,
mit allem was ich mir noch von einem ſchönen Schloß dachte,
Fürſtenſtein, das dem Grafen Hohberg gehört, hab’ ich geſehen;
eine Meile von hier. Gott ſollte mich aber behüten, es euch
beſchreiben zu wollen. Er! wird mir günſtig! denn nicht allein
ich habe das erſte Wetter, ſondern ich habe das enorme
Glück, intereſſante Menſchen zu finden, die ſich für mich in-
tereſſiren. Heute zum Exempel zeigte mir Schloß und Garten
ein Menſch, Doktor Hinze, Arzt des Grafen. Keine Details,
Kinder! Ich kenne ganz euren Ärger, aber ich kann nicht,
bei Gott ich kann nicht. Wir logiren hier bei göttlichen Leu-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0105" n="91"/>
hüb&#x017F;che Thor nach &#x017F;einem Hau&#x017F;e zurück; für mich i&#x017F;t ein &#x017F;chö-<lb/>
nes Haus und Straße &#x017F;chon ein Genuß, und aus dem meinen<lb/>
zu exi&#x017F;tiren, doppelter. &#x2014; Jetzt bin ich fix und fertig angezo-<lb/>
gen, um in Wagen zu &#x017F;teigen; wir erwarten eure Briefe, wo-<lb/>
rauf ich <hi rendition="#g">gar</hi> nicht &#x2014; wegen Zeitmangel &#x2014; antworten werde,<lb/>
denn, &#x017F;ind &#x017F;ie erbrochen, &#x017F;o rei&#x017F;en wir weg. Es i&#x017F;t &#x017F;onderbar,<lb/>
von einem fremden Orte wegzurei&#x017F;en, um wiederzukommen;<lb/>
aber hüb&#x017F;ch; &#x201E;man grämt &#x017F;ich nicht, man &#x017F;chämt &#x017F;ich nicht,&#x201C;<lb/>
und packt alles ganz kommode, weil man alles bei der Hand<lb/>
hat, und &#x017F;chon <hi rendition="#aq">en train</hi> i&#x017F;t. Jetzt muß ich hinunter. Lebt<lb/>
wohl. Wehe! Wehe! Wehe! was muß ich allein &#x017F;ehen! und<lb/>
ärger als allein.</p>
            <closer>
              <salute>Adieu. <hi rendition="#et">R. L.</hi></salute>
            </closer>
          </div>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head>An M. Th. Robert, in Berlin.</head><lb/>
          <dateline> <hi rendition="#et">Waldenburg, den 16. Augu&#x017F;t 1794. 8 Uhr Abends.</hi> </dateline><lb/>
          <p>Nichts! Nichts! &#x2014; &#x2014; kann ich euch &#x017F;chreiben von dem,<lb/>
was ich <hi rendition="#g">heute</hi> ge&#x017F;ehen habe, &#x2014; &#x2014; einen reali&#x017F;irten Wieland,<lb/>
mit allem was <hi rendition="#g">ich</hi> mir noch von einem &#x017F;chönen Schloß dachte,<lb/>
Für&#x017F;ten&#x017F;tein, das dem Grafen Hohberg gehört, hab&#x2019; ich ge&#x017F;ehen;<lb/>
eine Meile von hier. <hi rendition="#g">Gott</hi> &#x017F;ollte mich aber behüten, es euch<lb/>
be&#x017F;chreiben zu wollen. Er! wird mir gün&#x017F;tig! denn nicht allein<lb/>
ich habe das er&#x017F;te Wetter, <hi rendition="#g">&#x017F;ondern</hi> ich habe das <hi rendition="#g">enorme</hi><lb/>
Glück, intere&#x017F;&#x017F;ante Men&#x017F;chen zu finden, die &#x017F;ich für mich in-<lb/>
tere&#x017F;&#x017F;iren. Heute zum Exempel zeigte mir Schloß und Garten<lb/>
ein <hi rendition="#g">Men&#x017F;ch</hi>, Doktor Hinze, Arzt des Grafen. Keine Details,<lb/>
Kinder! Ich kenne ganz euren Ärger, aber ich kann nicht,<lb/>
bei Gott ich kann nicht. Wir logiren hier bei göttlichen Leu-<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[91/0105] hübſche Thor nach ſeinem Hauſe zurück; für mich iſt ein ſchö- nes Haus und Straße ſchon ein Genuß, und aus dem meinen zu exiſtiren, doppelter. — Jetzt bin ich fix und fertig angezo- gen, um in Wagen zu ſteigen; wir erwarten eure Briefe, wo- rauf ich gar nicht — wegen Zeitmangel — antworten werde, denn, ſind ſie erbrochen, ſo reiſen wir weg. Es iſt ſonderbar, von einem fremden Orte wegzureiſen, um wiederzukommen; aber hübſch; „man grämt ſich nicht, man ſchämt ſich nicht,“ und packt alles ganz kommode, weil man alles bei der Hand hat, und ſchon en train iſt. Jetzt muß ich hinunter. Lebt wohl. Wehe! Wehe! Wehe! was muß ich allein ſehen! und ärger als allein. Adieu. R. L. An M. Th. Robert, in Berlin. Waldenburg, den 16. Auguſt 1794. 8 Uhr Abends. Nichts! Nichts! — — kann ich euch ſchreiben von dem, was ich heute geſehen habe, — — einen realiſirten Wieland, mit allem was ich mir noch von einem ſchönen Schloß dachte, Fürſtenſtein, das dem Grafen Hohberg gehört, hab’ ich geſehen; eine Meile von hier. Gott ſollte mich aber behüten, es euch beſchreiben zu wollen. Er! wird mir günſtig! denn nicht allein ich habe das erſte Wetter, ſondern ich habe das enorme Glück, intereſſante Menſchen zu finden, die ſich für mich in- tereſſiren. Heute zum Exempel zeigte mir Schloß und Garten ein Menſch, Doktor Hinze, Arzt des Grafen. Keine Details, Kinder! Ich kenne ganz euren Ärger, aber ich kann nicht, bei Gott ich kann nicht. Wir logiren hier bei göttlichen Leu-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel01_1834
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel01_1834/105
Zitationshilfe: Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel01_1834/105>, abgerufen am 21.12.2024.