kränkt mich doppelt, daß Mißverständnisse über mich eine Folge einer ausgezeichneten Offenheit und eines edlen Trotzes sind; den ich nie aufgebe, und hielten mich alle Erdbewoh- ner für einen Schinderknecht. Mich gut zeigen kommt mir vor, wie mich glücklich stellen, oder Agonie läugnen!
Gott Gott! Könnte ich diesen Abend Sie in mein Zim- mer haben? Erstlich wären Sie gesund; und ich bliebe mit Ruhe zu Hause und wir wären beieinander. Bald hätt' ich es vergessen: Egl. hat mir aufgetragen Sie zu grüßen, er lobte Sie sehr. Sie sind liebenswürdig, er achtet Sie, und ich soll Sie umarmen. Das thu' ich mit dem höchsten Wohl- wollen! Dies Wort bedeutet diesmal mehr, als Sie meinen: es ist Liebe mit Zufriedenheit gepaart! Ich bin ganz froh mit dem wie Sie sind: das wo wünsch' ich Ihnen heilsamer! Bedenken Sie Ihre Jugend; und den Reichthum der Welt! Der Winter, die Nacht, die trüben Gedanken, die Schmerzen, alles wird vom Leben verzehrt! Schlechtes Geräthe von der Götterflamme. Morgen sehen Sie mich, und machten Mar- beths Hexen das Wetter!
An Ludwig Robert, in Paris.
Montag, den 23. Juni 1806.
Lieber Ludwig! Gestern erhielt ich deinen Brief über die Hochzeit. Ich finde diesen Brief außerordentlich schön. Diable! du schreibst urplötzlich schöne Briefe! Auch mir geht's "wie'n Mühlrad rum" wenn ich die Welt, ihren Zustand, und der Leute wollendes nicht Wollen mit ansehe! -- und ich empfand
kränkt mich doppelt, daß Mißverſtändniſſe über mich eine Folge einer ausgezeichneten Offenheit und eines edlen Trotzes ſind; den ich nie aufgebe, und hielten mich alle Erdbewoh- ner für einen Schinderknecht. Mich gut zeigen kommt mir vor, wie mich glücklich ſtellen, oder Agonie läugnen!
Gott Gott! Könnte ich dieſen Abend Sie in mein Zim- mer haben? Erſtlich wären Sie geſund; und ich bliebe mit Ruhe zu Hauſe und wir wären beieinander. Bald hätt’ ich es vergeſſen: Egl. hat mir aufgetragen Sie zu grüßen, er lobte Sie ſehr. Sie ſind liebenswürdig, er achtet Sie, und ich ſoll Sie umarmen. Das thu’ ich mit dem höchſten Wohl- wollen! Dies Wort bedeutet diesmal mehr, als Sie meinen: es iſt Liebe mit Zufriedenheit gepaart! Ich bin ganz froh mit dem wie Sie ſind: das wo wünſch’ ich Ihnen heilſamer! Bedenken Sie Ihre Jugend; und den Reichthum der Welt! Der Winter, die Nacht, die trüben Gedanken, die Schmerzen, alles wird vom Leben verzehrt! Schlechtes Geräthe von der Götterflamme. Morgen ſehen Sie mich, und machten Mar- beths Hexen das Wetter!
An Ludwig Robert, in Paris.
Montag, den 23. Juni 1806.
Lieber Ludwig! Geſtern erhielt ich deinen Brief über die Hochzeit. Ich finde dieſen Brief außerordentlich ſchön. Diable! du ſchreibſt urplötzlich ſchöne Briefe! Auch mir geht’s „wie’n Mühlrad rum“ wenn ich die Welt, ihren Zuſtand, und der Leute wollendes nicht Wollen mit anſehe! — und ich empfand
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kränkt mich doppelt, daß Mißverſtändniſſe über mich eine
Folge einer ausgezeichneten Offenheit und eines edlen Trotzes
ſind; den ich nie aufgebe, und hielten mich alle Erdbewoh-
ner für einen Schinderknecht. Mich gut zeigen kommt mir
vor, wie mich glücklich ſtellen, oder Agonie läugnen!
Gott Gott! Könnte ich dieſen Abend Sie in mein Zim-
mer haben? Erſtlich wären Sie geſund; und ich bliebe mit
Ruhe zu Hauſe und wir wären beieinander. Bald hätt’ ich
es vergeſſen: Egl. hat mir aufgetragen Sie zu grüßen, er
lobte Sie ſehr. Sie ſind liebenswürdig, er achtet Sie, und
ich ſoll Sie umarmen. Das thu’ ich mit dem höchſten Wohl-
wollen! Dies Wort bedeutet diesmal mehr, als Sie meinen:
es iſt Liebe mit Zufriedenheit gepaart! Ich bin ganz froh
mit dem wie Sie ſind: das wo wünſch’ ich Ihnen heilſamer!
Bedenken Sie Ihre Jugend; und den Reichthum der Welt!
Der Winter, die Nacht, die trüben Gedanken, die Schmerzen,
alles wird vom Leben verzehrt! Schlechtes Geräthe von der
Götterflamme. Morgen ſehen Sie mich, und machten Mar-
beths Hexen das Wetter!
An Ludwig Robert, in Paris.
Montag, den 23. Juni 1806.
Lieber Ludwig! Geſtern erhielt ich deinen Brief über die
Hochzeit. Ich finde dieſen Brief außerordentlich ſchön. Diable!
du ſchreibſt urplötzlich ſchöne Briefe! Auch mir geht’s „wie’n
Mühlrad rum“ wenn ich die Welt, ihren Zuſtand, und der
Leute wollendes nicht Wollen mit anſehe! — und ich empfand
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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 290. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel01_1834/304>, abgerufen am 29.11.2024.
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