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Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Dritter Theil. Halle, 1724.

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Erste Gelegenheit / wegen welcher man gesucht dem Autorem der Monate in die Inquisition zu bringen.

§. III. Ich habe in besagter Apologie p. 341. gedacht, daß Anno 1688. der Lerm occasione meiner damahls publicirten Monatlichen Gedancken angegangen. Jedoch wird die deßwegen von mir verfertigte Supplique unten §. 12. zeigen, daß die Haupt-Quelle meiner Verfolgung gewesen, daß ich angefangen die Scholastischen Philosophischen Grillen und sonderlich in der morale in meinen lectionibus etwas frey zu attaquiren, und des Herrn von Pufendorff hypotheses wieder seinen vornehmsten adversarium Herrn D. V. A. zu defendiren. Was die Monate betrifft, so hat es damit die Bewandtnüß. Der damahlige Herr Director der Actorum Eruditorum Herr L. O. M. thate mir schon Anno 1685. auch die Ehre an, daß er mich als ein Mitglied dieser berühmten Societät aufnahm, und mir ein und ander Buch zu excerpiren gab; massen ich mich dann besinne, daß ich des Luciani Suavis Syllogen quaestionum Juridicarum (davon besagtes Jahr der Actorum p. 107. seq. & p. 154 seq. zu lesen ist) als das erste Specimen meiner Capacität excerpiren muste. Ich weiß aber nicht wie es sich fügte, daß die Herren Collectores bald meiner und ich ihrer überdrüßig wurden. Dieses entsinne ich mich wohl, daß etlichen unter ihnen, die Disputation Anno 85. de crimine bigamiae gar nicht anstund, und daß ich anno 87. dem Faß gar den Boden ausstieß, als ich gegen die Oster-Messe, das erschreckliche und so lange damahls die Universität gestanden hatte, noch nie erhörte Crimen begienge, (man bedencke es nur!) ein teutsch Programma (welches bald zu Anfang meiner kleinen teutschen Schrifften zu lesen ist) an das lateinische schwartze Bret zu schlagen, und zugleich über die hernach edirte institutiones Jurisprudentiae divinae und introductionem ad Phiosophiam Aulicam zu lesen anfieng, als in welchen beyden Collegiis ich in vielen Stücken anderer Meynung war, als der Herr D. A. Aber wieder auf die Monatliche Gedancken zu kommen, so hatte es damit diese Bewandnüß. Weil ich unter andern mit angemercket hatte, daß etliche unter denen Herren Collectoribus Actorum (derer insgesamt sonst eine ziemliche Anzahl war,) Ihre nöthigsten Haupt-Arbeiten und sonderlich lectiones publicas über diesem neben Werck liegen liessen, oder doch znm öfftern damit aussetzten, etliche auch wohl gar über der grossen Begierde neue Bücher zu lesen, nicht mehr so fleißig Collegia privata hielten; so nahme ich, der ich meine Familie zu ernehren, den Tag über mit vielen Stunden Gollegiorum privatorum & privatissimorum besetzet hatte, mir für, nur die übrigen müßigen Stunden zu Verfertigung eines Journals in teutscher Sprache, und zwar auf

Erste Gelegenheit / wegen welcher man gesucht dem Autorem der Monate in die Inquisition zu bringen.

§. III. Ich habe in besagter Apologie p. 341. gedacht, daß Anno 1688. der Lerm occasione meiner damahls publicirten Monatlichen Gedancken angegangen. Jedoch wird die deßwegen von mir verfertigte Supplique unten §. 12. zeigen, daß die Haupt-Quelle meiner Verfolgung gewesen, daß ich angefangen die Scholastischen Philosophischen Grillen und sonderlich in der morale in meinen lectionibus etwas frey zu attaquiren, und des Herrn von Pufendorff hypotheses wieder seinen vornehmsten adversarium Herrn D. V. A. zu defendiren. Was die Monate betrifft, so hat es damit die Bewandtnüß. Der damahlige Herr Director der Actorum Eruditorum Herr L. O. M. thate mir schon Anno 1685. auch die Ehre an, daß er mich als ein Mitglied dieser berühmten Societät aufnahm, und mir ein und ander Buch zu excerpiren gab; massen ich mich dann besinne, daß ich des Luciani Suavis Syllogen quaestionum Juridicarum (davon besagtes Jahr der Actorum p. 107. seq. & p. 154 seq. zu lesen ist) als das erste Specimen meiner Capacität excerpiren muste. Ich weiß aber nicht wie es sich fügte, daß die Herren Collectores bald meiner und ich ihrer überdrüßig wurden. Dieses entsinne ich mich wohl, daß etlichen unter ihnen, die Disputation Anno 85. de crimine bigamiae gar nicht anstund, und daß ich anno 87. dem Faß gar den Boden ausstieß, als ich gegen die Oster-Messe, das erschreckliche und so lange damahls die Universität gestanden hatte, noch nie erhörte Crimen begienge, (man bedencke es nur!) ein teutsch Programma (welches bald zu Anfang meiner kleinen teutschen Schrifften zu lesen ist) an das lateinische schwartze Bret zu schlagen, und zugleich über die hernach edirte institutiones Jurisprudentiae divinae und introductionem ad Phiosophiam Aulicam zu lesen anfieng, als in welchen beyden Collegiis ich in vielen Stücken anderer Meynung war, als der Herr D. A. Aber wieder auf die Monatliche Gedancken zu kommen, so hatte es damit diese Bewandnüß. Weil ich unter andern mit angemercket hatte, daß etliche unter denen Herren Collectoribus Actorum (derer insgesamt sonst eine ziemliche Anzahl war,) Ihre nöthigsten Haupt-Arbeiten und sonderlich lectiones publicas über diesem neben Werck liegen liessen, oder doch znm öfftern damit aussetzten, etliche auch wohl gar über der grossen Begierde neue Bücher zu lesen, nicht mehr so fleißig Collegia privata hielten; so nahme ich, der ich meine Familie zu ernehren, den Tag über mit vielen Stunden Gollegiorum privatorum & privatissimorum besetzet hatte, mir für, nur die übrigen müßigen Stunden zu Verfertigung eines Journals in teutscher Sprache, und zwar auf

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[4/0010] §. III. Ich habe in besagter Apologie p. 341. gedacht, daß Anno 1688. der Lerm occasione meiner damahls publicirten Monatlichen Gedancken angegangen. Jedoch wird die deßwegen von mir verfertigte Supplique unten §. 12. zeigen, daß die Haupt-Quelle meiner Verfolgung gewesen, daß ich angefangen die Scholastischen Philosophischen Grillen und sonderlich in der morale in meinen lectionibus etwas frey zu attaquiren, und des Herrn von Pufendorff hypotheses wieder seinen vornehmsten adversarium Herrn D. V. A. zu defendiren. Was die Monate betrifft, so hat es damit die Bewandtnüß. Der damahlige Herr Director der Actorum Eruditorum Herr L. O. M. thate mir schon Anno 1685. auch die Ehre an, daß er mich als ein Mitglied dieser berühmten Societät aufnahm, und mir ein und ander Buch zu excerpiren gab; massen ich mich dann besinne, daß ich des Luciani Suavis Syllogen quaestionum Juridicarum (davon besagtes Jahr der Actorum p. 107. seq. & p. 154 seq. zu lesen ist) als das erste Specimen meiner Capacität excerpiren muste. Ich weiß aber nicht wie es sich fügte, daß die Herren Collectores bald meiner und ich ihrer überdrüßig wurden. Dieses entsinne ich mich wohl, daß etlichen unter ihnen, die Disputation Anno 85. de crimine bigamiae gar nicht anstund, und daß ich anno 87. dem Faß gar den Boden ausstieß, als ich gegen die Oster-Messe, das erschreckliche und so lange damahls die Universität gestanden hatte, noch nie erhörte Crimen begienge, (man bedencke es nur!) ein teutsch Programma (welches bald zu Anfang meiner kleinen teutschen Schrifften zu lesen ist) an das lateinische schwartze Bret zu schlagen, und zugleich über die hernach edirte institutiones Jurisprudentiae divinae und introductionem ad Phiosophiam Aulicam zu lesen anfieng, als in welchen beyden Collegiis ich in vielen Stücken anderer Meynung war, als der Herr D. A. Aber wieder auf die Monatliche Gedancken zu kommen, so hatte es damit diese Bewandnüß. Weil ich unter andern mit angemercket hatte, daß etliche unter denen Herren Collectoribus Actorum (derer insgesamt sonst eine ziemliche Anzahl war,) Ihre nöthigsten Haupt-Arbeiten und sonderlich lectiones publicas über diesem neben Werck liegen liessen, oder doch znm öfftern damit aussetzten, etliche auch wohl gar über der grossen Begierde neue Bücher zu lesen, nicht mehr so fleißig Collegia privata hielten; so nahme ich, der ich meine Familie zu ernehren, den Tag über mit vielen Stunden Gollegiorum privatorum & privatissimorum besetzet hatte, mir für, nur die übrigen müßigen Stunden zu Verfertigung eines Journals in teutscher Sprache, und zwar auf

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Dritter Theil. Halle, 1724, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ernsthaffte03_1724/10>, abgerufen am 28.03.2024.