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Storm, Theodor: Ein Doppelgänger. Novelle. Berlin, 1887.

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Sein Weib fand er wimmernd auf dem heißen Bett. "Bist Du es, John? Hast Du sie bei Dir?"

"Noch nicht; sie kommt wohl gleich."

Das "gleich" wurde zu einer halben Stunde, während John reglos neben der jammernden Wöchnerin saß und die Alte draußen noch einmal Kaffee für Mutter Grieten kochte. "Die können allzeit Kaffee trinken", sprach sie zu sich selber, "man muß sie sich zu Freunden halten!"

"John!" rief in der Kammer das junge Weib, "sie kommt noch immer nicht!"

"Nein", sagte er, "sie muß erst Kaffee trinken."

Er knirschte mit den Zähnen, und seine düsteren Brauen zogen sich zusammen, "Du hättest nur des Amtmanns Weib sein sollen!"

"John, ach John! ich sterbe!" schrie sie plötzlich.

Da sprang er auf und rannte aus dem Hause. Auf der Straße begegnete er der dicken Hebamme. "Nun", rief sie, "ist das Kind schon da? Wohin will Er denn?"

"Zu Ihr, Frau Grieten, damit mir meine Frau nicht sterbe."

Sein Weib fand er wimmernd auf dem heißen Bett. „Bist Du es, John? Hast Du sie bei Dir?“

„Noch nicht; sie kommt wohl gleich.“

Das „gleich“ wurde zu einer halben Stunde, während John reglos neben der jammernden Wöchnerin saß und die Alte draußen noch einmal Kaffee für Mutter Grieten kochte. „Die können allzeit Kaffee trinken“, sprach sie zu sich selber, „man muß sie sich zu Freunden halten!“

„John!“ rief in der Kammer das junge Weib, „sie kommt noch immer nicht!“

„Nein“, sagte er, „sie muß erst Kaffee trinken.“

Er knirschte mit den Zähnen, und seine düsteren Brauen zogen sich zusammen, „Du hättest nur des Amtmanns Weib sein sollen!“

„John, ach John! ich sterbe!“ schrie sie plötzlich.

Da sprang er auf und rannte aus dem Hause. Auf der Straße begegnete er der dicken Hebamme. „Nun“, rief sie, „ist das Kind schon da? Wohin will Er denn?“

„Zu Ihr, Frau Grieten, damit mir meine Frau nicht sterbe.“

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[58/0058] Sein Weib fand er wimmernd auf dem heißen Bett. „Bist Du es, John? Hast Du sie bei Dir?“ „Noch nicht; sie kommt wohl gleich.“ Das „gleich“ wurde zu einer halben Stunde, während John reglos neben der jammernden Wöchnerin saß und die Alte draußen noch einmal Kaffee für Mutter Grieten kochte. „Die können allzeit Kaffee trinken“, sprach sie zu sich selber, „man muß sie sich zu Freunden halten!“ „John!“ rief in der Kammer das junge Weib, „sie kommt noch immer nicht!“ „Nein“, sagte er, „sie muß erst Kaffee trinken.“ Er knirschte mit den Zähnen, und seine düsteren Brauen zogen sich zusammen, „Du hättest nur des Amtmanns Weib sein sollen!“ „John, ach John! ich sterbe!“ schrie sie plötzlich. Da sprang er auf und rannte aus dem Hause. Auf der Straße begegnete er der dicken Hebamme. „Nun“, rief sie, „ist das Kind schon da? Wohin will Er denn?“ „Zu Ihr, Frau Grieten, damit mir meine Frau nicht sterbe.“

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Zitationshilfe: Storm, Theodor: Ein Doppelgänger. Novelle. Berlin, 1887, S. 58. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storm_doppelgaenger_1887/58>, abgerufen am 29.11.2024.