that es aber doch, und zwar zu einer Zeit, da auch Eustach zugegen war. Als Einleitung erklärte ich, wie ich nach und nach dazu gekommen wäre, diese Dinge zu machen.
"Es geht allen so, welche die Gebirge öfter be¬ suchen, und welche Einbildungskraft und einiges Ge¬ schick in den Händen haben," sagte mein Gastfreund, "ihr braucht euch deßhalb nicht beinahe zu entschuldi¬ gen, es war zu erwarten, daß ihr nicht blos bei eurem Sammeln von Steinen und Versteinerungen bleiben werdet, es ist so in der Natur, und es ist so gut."
Die Entwürfe wurden mit viel mehr Ernst und Genauigkeit durchgenommen, als sie verdienten. Da sowohl mein Gastfreund als auch Eustach jedes Blatt öfter betrachtet hatten, sprachen sie mit mir darüber. Ihr Urtheil ging einstimmig darauf hinaus, daß mir das Naturwissenschaftliche viel besser gelungen sei als das Künstlerische. Die Steine, die sich in den Vor¬ dergründen befänden, die Pflanzen, die um sie herum wüchsen, ein Stück alten Holzes, das da läge, Theile von Gerölle, die gegen vorwärts säßen, selbst die Gewässer, die sich unmittelbar unter dem Blicke be¬ fänden, hätte ich mit Treue und mit den ihnen eigen¬ thümlichen Merkmalen ausgedrückt. Die Fernen die
that es aber doch, und zwar zu einer Zeit, da auch Euſtach zugegen war. Als Einleitung erklärte ich, wie ich nach und nach dazu gekommen wäre, dieſe Dinge zu machen.
„Es geht allen ſo, welche die Gebirge öfter be¬ ſuchen, und welche Einbildungskraft und einiges Ge¬ ſchick in den Händen haben,“ ſagte mein Gaſtfreund, „ihr braucht euch deßhalb nicht beinahe zu entſchuldi¬ gen, es war zu erwarten, daß ihr nicht blos bei eurem Sammeln von Steinen und Verſteinerungen bleiben werdet, es iſt ſo in der Natur, und es iſt ſo gut.“
Die Entwürfe wurden mit viel mehr Ernſt und Genauigkeit durchgenommen, als ſie verdienten. Da ſowohl mein Gaſtfreund als auch Euſtach jedes Blatt öfter betrachtet hatten, ſprachen ſie mit mir darüber. Ihr Urtheil ging einſtimmig darauf hinaus, daß mir das Naturwiſſenſchaftliche viel beſſer gelungen ſei als das Künſtleriſche. Die Steine, die ſich in den Vor¬ dergründen befänden, die Pflanzen, die um ſie herum wüchſen, ein Stück alten Holzes, das da läge, Theile von Gerölle, die gegen vorwärts ſäßen, ſelbſt die Gewäſſer, die ſich unmittelbar unter dem Blicke be¬ fänden, hätte ich mit Treue und mit den ihnen eigen¬ thümlichen Merkmalen ausgedrückt. Die Fernen die
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0058"n="44"/>
that es aber doch, und zwar zu einer Zeit, da auch<lb/>
Euſtach zugegen war. Als Einleitung erklärte ich,<lb/>
wie ich nach und nach dazu gekommen wäre, dieſe<lb/>
Dinge zu machen.</p><lb/><p>„Es geht allen ſo, welche die Gebirge öfter be¬<lb/>ſuchen, und welche Einbildungskraft und einiges Ge¬<lb/>ſchick in den Händen haben,“ſagte mein Gaſtfreund,<lb/>„ihr braucht euch deßhalb nicht beinahe zu entſchuldi¬<lb/>
gen, es war zu erwarten, daß ihr nicht blos bei eurem<lb/>
Sammeln von Steinen und Verſteinerungen bleiben<lb/>
werdet, es iſt ſo in der Natur, und es iſt ſo gut.“</p><lb/><p>Die Entwürfe wurden mit viel mehr Ernſt und<lb/>
Genauigkeit durchgenommen, als ſie verdienten. Da<lb/>ſowohl mein Gaſtfreund als auch Euſtach jedes Blatt<lb/>
öfter betrachtet hatten, ſprachen ſie mit mir darüber.<lb/>
Ihr Urtheil ging einſtimmig darauf hinaus, daß mir<lb/>
das Naturwiſſenſchaftliche viel beſſer gelungen ſei als<lb/>
das Künſtleriſche. Die Steine, die ſich in den Vor¬<lb/>
dergründen befänden, die Pflanzen, die um ſie herum<lb/>
wüchſen, ein Stück alten Holzes, das da läge, Theile<lb/>
von Gerölle, die gegen vorwärts ſäßen, ſelbſt die<lb/>
Gewäſſer, die ſich unmittelbar unter dem Blicke be¬<lb/>
fänden, hätte ich mit Treue und mit den ihnen eigen¬<lb/>
thümlichen Merkmalen ausgedrückt. Die Fernen die<lb/></p></div></body></text></TEI>
[44/0058]
that es aber doch, und zwar zu einer Zeit, da auch
Euſtach zugegen war. Als Einleitung erklärte ich,
wie ich nach und nach dazu gekommen wäre, dieſe
Dinge zu machen.
„Es geht allen ſo, welche die Gebirge öfter be¬
ſuchen, und welche Einbildungskraft und einiges Ge¬
ſchick in den Händen haben,“ ſagte mein Gaſtfreund,
„ihr braucht euch deßhalb nicht beinahe zu entſchuldi¬
gen, es war zu erwarten, daß ihr nicht blos bei eurem
Sammeln von Steinen und Verſteinerungen bleiben
werdet, es iſt ſo in der Natur, und es iſt ſo gut.“
Die Entwürfe wurden mit viel mehr Ernſt und
Genauigkeit durchgenommen, als ſie verdienten. Da
ſowohl mein Gaſtfreund als auch Euſtach jedes Blatt
öfter betrachtet hatten, ſprachen ſie mit mir darüber.
Ihr Urtheil ging einſtimmig darauf hinaus, daß mir
das Naturwiſſenſchaftliche viel beſſer gelungen ſei als
das Künſtleriſche. Die Steine, die ſich in den Vor¬
dergründen befänden, die Pflanzen, die um ſie herum
wüchſen, ein Stück alten Holzes, das da läge, Theile
von Gerölle, die gegen vorwärts ſäßen, ſelbſt die
Gewäſſer, die ſich unmittelbar unter dem Blicke be¬
fänden, hätte ich mit Treue und mit den ihnen eigen¬
thümlichen Merkmalen ausgedrückt. Die Fernen die
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer02_1857/58>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.