Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 1. Halle (Saale), 1700.ARTIC. VI. SECTIO XXVII. Q. 3. Ob ein ehebrecher in adulterio duplici & ut ita dicam sororio ja der mit 2. 3. 4. etc. personen ehbruch begangen/ mit der lebens- straff könne verschonet und bloß bey der offentlichen kirchen- buß und herrschafftlicher straff gelassen werden. Jch leugne nicht/ daß viele Christliche gottseelige Theologi aus hertzlichem Q. 4. Ob auch ein pfarrherr eine solche person/ so von einem weibs- bilde hurerey wegen angegeben worden/ und sonst nie- mand als ober-herrschafft/ amtmann und pfarrherrn wissend/ ohne öffentliche kirchen-buß (ob gleich der pfarr- herr derselben das gesetz privatim geschärffet) könne salva conscientia zum H. Abendmahl admittiren? Auff diese frage meine/ daß gantz wohl mit Ja geantwortet werden mö- ge. o o
ARTIC. VI. SECTIO XXVII. Q. 3. Ob ein ehebrecher in adulterio duplici & ut ita dicam ſororio ja der mit 2. 3. 4. etc. perſonen ehbruch begangen/ mit der lebens- ſtraff koͤnne verſchonet und bloß bey der offentlichen kirchen- buß und herrſchafftlicher ſtraff gelaſſen werden. Jch leugne nicht/ daß viele Chriſtliche gottſeelige Theologi aus hertzlichem Q. 4. Ob auch ein pfarrherr eine ſolche perſon/ ſo von einem weibs- bilde hurerey wegen angegeben worden/ und ſonſt nie- mand als ober-herrſchafft/ amtmann und pfarrherrn wiſſend/ ohne oͤffentliche kirchen-buß (ob gleich der pfarr- herr derſelben das geſetz privatim geſchaͤrffet) koͤnne ſalva conſcientia zum H. Abendmahl admittiren? Auff dieſe frage meine/ daß gantz wohl mit Ja geantwortet werden moͤ- ge. o o
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f1089" n="289"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#b">ARTIC. VI. SECTIO XXVII.</hi> </hi> </fw><lb/> <div n="4"> <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">Q.</hi> 3.</hi><lb/> <hi rendition="#fr">Ob ein ehebrecher</hi> <hi rendition="#aq">in adulterio duplici & ut ita dicam ſororio</hi> <hi rendition="#fr">ja der<lb/> mit 2. 3. 4. etc. perſonen ehbruch begangen/ mit der lebens-<lb/> ſtraff koͤnne verſchonet und bloß bey der offentlichen kirchen-<lb/> buß und herrſchafftlicher ſtraff gelaſſen werden.</hi> </head><lb/> <p>Jch leugne nicht/ daß viele Chriſtliche gottſeelige <hi rendition="#aq">Theologi</hi> aus hertzlichem<lb/> eyffer ſtarck auf das <hi rendition="#aq">capitale ſupplicium</hi> der <hi rendition="#aq">adulterorum,</hi> wie es Gott bey<lb/> den juden in dem <hi rendition="#aq">lege forenſi</hi> verordnet/ tringen: So wuͤrde ich auch nicht<lb/> entgegen ſeyn/ da ein Chriſtlicher <hi rendition="#aq">Magiſtratus</hi> ſolches und andere <hi rendition="#aq">leges Mo-<lb/> ſaicas,</hi> was die ſtraffen anlanget/ in ihre <hi rendition="#aq">respublicas introduci</hi>ren wolten.<lb/> Jch bekenne aber/ daß ich nicht ſehe/ wie wir ſchlechter dings einen <hi rendition="#aq">Magiſtra-<lb/> tum obligi</hi>ren wolten/ in dem <hi rendition="#aq">caſu adulterii,</hi> oder auch anderer <hi rendition="#aq">delictorum,</hi><lb/> ſolche <hi rendition="#aq">ſupplicia legis Moſaicæ</hi> nothwendig anzunehmen. Jn dem wir keine<lb/> gnugſame urſachen anziehen koͤnnen/ warum da die uͤbrige <hi rendition="#aq">ſanctiones foren-<lb/> ſes</hi> ohne zweiffel auffgehaben ſind/ dieſer <hi rendition="#aq">punct</hi> allein ausgenommen ſeyn<lb/> ſolte. Ein andere bewandnuͤß hats mit dem vorſetzlichen todtſchlag/ wo ich<lb/> nicht zweiffele/ daß deſſelben <hi rendition="#aq">capitalis ſententia</hi> und lebens-ſtraff nicht unter<lb/> einiger obrigkeit macht und <hi rendition="#aq">diſpenſation</hi> ſtehe/ als dem gantzen menſchlichen<lb/> geſchlecht in den <hi rendition="#aq">poſteris Noæ</hi> 1. <hi rendition="#fr">Moſ.</hi> 9. gegeben. Jedoch wo die <hi rendition="#aq">delicta a-<lb/> trocia</hi> ſind/ wuͤrde die obrigkeit beweglich zuerinnern ſeyn/ daß ſie die ſtraffe<lb/> ſchaͤrffer als insgemein geſchihet/ ſetze/ und damit der uͤberhandnehmenden<lb/> boßheit wehre. Sonderlich wo man ja die lebensſtraff nicht aufflegen will/<lb/> daß es nicht beym geldſtraffen bleibe/ ſondern dergleichen ſtraffen moͤchten<lb/> geſucht werden/ als da ſind mehr jaͤhrige oder doch ſonſten langwierige har-<lb/> te arbeiten/ dadurch boͤſe und verruchte gemuͤther durch die zeit endlich oͤff-<lb/> ters moͤgen gebeſſert werden.</p> </div><lb/> <div n="4"> <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">Q.</hi> 4.</hi><lb/> <hi rendition="#fr">Ob auch ein pfarrherr eine ſolche perſon/ ſo von einem weibs-<lb/> bilde hurerey wegen angegeben worden/ und ſonſt nie-<lb/> mand als ober-herrſchafft/ amtmann und pfarrherrn<lb/> wiſſend/ ohne oͤffentliche kirchen-buß (ob gleich der pfarr-<lb/> herr derſelben das geſetz</hi> <hi rendition="#aq">privatim</hi> <hi rendition="#fr">geſchaͤrffet) koͤnne</hi> <hi rendition="#aq">ſalva<lb/> conſcientia</hi> <hi rendition="#fr">zum H. Abendmahl</hi> <hi rendition="#aq">admitti</hi> <hi rendition="#fr">ren?</hi> </head><lb/> <p>Auff dieſe frage meine/ daß gantz wohl mit Ja geantwortet werden moͤ-<lb/> <fw place="bottom" type="sig">o o</fw><fw place="bottom" type="catch">ge.</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [289/1089]
ARTIC. VI. SECTIO XXVII.
Q. 3.
Ob ein ehebrecher in adulterio duplici & ut ita dicam ſororio ja der
mit 2. 3. 4. etc. perſonen ehbruch begangen/ mit der lebens-
ſtraff koͤnne verſchonet und bloß bey der offentlichen kirchen-
buß und herrſchafftlicher ſtraff gelaſſen werden.
Jch leugne nicht/ daß viele Chriſtliche gottſeelige Theologi aus hertzlichem
eyffer ſtarck auf das capitale ſupplicium der adulterorum, wie es Gott bey
den juden in dem lege forenſi verordnet/ tringen: So wuͤrde ich auch nicht
entgegen ſeyn/ da ein Chriſtlicher Magiſtratus ſolches und andere leges Mo-
ſaicas, was die ſtraffen anlanget/ in ihre respublicas introduciren wolten.
Jch bekenne aber/ daß ich nicht ſehe/ wie wir ſchlechter dings einen Magiſtra-
tum obligiren wolten/ in dem caſu adulterii, oder auch anderer delictorum,
ſolche ſupplicia legis Moſaicæ nothwendig anzunehmen. Jn dem wir keine
gnugſame urſachen anziehen koͤnnen/ warum da die uͤbrige ſanctiones foren-
ſes ohne zweiffel auffgehaben ſind/ dieſer punct allein ausgenommen ſeyn
ſolte. Ein andere bewandnuͤß hats mit dem vorſetzlichen todtſchlag/ wo ich
nicht zweiffele/ daß deſſelben capitalis ſententia und lebens-ſtraff nicht unter
einiger obrigkeit macht und diſpenſation ſtehe/ als dem gantzen menſchlichen
geſchlecht in den poſteris Noæ 1. Moſ. 9. gegeben. Jedoch wo die delicta a-
trocia ſind/ wuͤrde die obrigkeit beweglich zuerinnern ſeyn/ daß ſie die ſtraffe
ſchaͤrffer als insgemein geſchihet/ ſetze/ und damit der uͤberhandnehmenden
boßheit wehre. Sonderlich wo man ja die lebensſtraff nicht aufflegen will/
daß es nicht beym geldſtraffen bleibe/ ſondern dergleichen ſtraffen moͤchten
geſucht werden/ als da ſind mehr jaͤhrige oder doch ſonſten langwierige har-
te arbeiten/ dadurch boͤſe und verruchte gemuͤther durch die zeit endlich oͤff-
ters moͤgen gebeſſert werden.
Q. 4.
Ob auch ein pfarrherr eine ſolche perſon/ ſo von einem weibs-
bilde hurerey wegen angegeben worden/ und ſonſt nie-
mand als ober-herrſchafft/ amtmann und pfarrherrn
wiſſend/ ohne oͤffentliche kirchen-buß (ob gleich der pfarr-
herr derſelben das geſetz privatim geſchaͤrffet) koͤnne ſalva
conſcientia zum H. Abendmahl admittiren?
Auff dieſe frage meine/ daß gantz wohl mit Ja geantwortet werden moͤ-
ge.
o o
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |