Siniscalchi, Liborio: Sacramentalisches Abendmahl. Übers. v. Peter Obladen. Costanz/Ulm, 1752.Betrachtungen alle Tag nüssen; damit mir meine täglicheSünden nachgelassen werden: weilen ich immerhin sündige/ muß ich allezeit eine Arz- ney zu mir nehmen. Sagt diß ein so grosser Kirchen-Vatter, Ambrosius, wie weit billicher können, ja müssen es wir ihme nachsagen?.. Weilen wir lau, kaltsinnig, schläfferig, wie Paulus redet, haben wir deßwegen keine Ur- sach, von dem Tisch des HErrn auszubleiben; desto ehender und öffters sollen wir zu dem Göttlichen Seelen-Artzt hinzu tretten; weilen er ohnedeme nur deßwegen zu uns gekommen, unsere Seelen-Kranckheiten zu heylen. Der Heil. Bonaventura sagt Process. 7. c. 21. Ge- he mit grossem Vertrauen hinzu; dann, je mehrer dich die Kranckheiten quälen, desto mehrer hast du den Artzt nöthig. Ich schlies- se also, wir müssen dieses Allerheiligste Ge- heimnus so offt, als es uns immer möglich, empfangen, und so offt es der Beichtvatter erlauben wird, als von deme die gantze Sach abhangt; nachdeme er nemlich einen jenen dar- zu bereitet, oder dessen benöthiget sehen wird. Der Heil. Franciscus von Sales schreibt: Jene, so keine grosse Geschäfft zu verrichten haben, müssen offt GOt nüssen; weilen sie Zeit ge- nung darzu haben; andere aber, so trifftige Sachen zu schlichten haben, müssen auch noth- wendig dieses Allerheiligste Geheimnus zu sich nehmen. So wir es dann also machen, was Gnad auf Erden, was Herrlichkeit im Him- mel
Betrachtungen alle Tag nüſſen; damit mir meine täglicheSünden nachgelaſſen werden: weilen ich immerhin ſündige/ muß ich allezeit eine Arz- ney zu mir nehmen. Sagt diß ein ſo groſſer Kirchen-Vatter, Ambroſius, wie weit billicher können, ja müſſen es wir ihme nachſagen?.. Weilen wir lau, kaltſinnig, ſchläfferig, wie Paulus redet, haben wir deßwegen keine Ur- ſach, von dem Tiſch des HErrn auszubleiben; deſto ehender und öffters ſollen wir zu dem Göttlichen Seelen-Artzt hinzu tretten; weilen er ohnedeme nur deßwegen zu uns gekommen, unſere Seelen-Kranckheiten zu heylen. Der Heil. Bonaventura ſagt Proceſſ. 7. c. 21. Ge- he mit groſſem Vertrauen hinzu; dann, je mehrer dich die Kranckheiten quälen, deſto mehrer haſt du den Artzt nöthig. Ich ſchlieſ- ſe alſo, wir müſſen dieſes Allerheiligſte Ge- heimnus ſo offt, als es uns immer möglich, empfangen, und ſo offt es der Beichtvatter erlauben wird, als von deme die gantze Sach abhangt; nachdeme er nemlich einen jenen dar- zu bereitet, oder deſſen benöthiget ſehen wird. Der Heil. Franciſcus von Sales ſchreibt: Jene, ſo keine groſſe Geſchäfft zu verrichten haben, müſſen offt GOt nüſſen; weilen ſie Zeit ge- nung darzu haben; andere aber, ſo trifftige Sachen zu ſchlichten haben, müſſen auch noth- wendig dieſes Allerheiligſte Geheimnus zu ſich nehmen. So wir es dann alſo machen, was Gnad auf Erden, was Herrlichkeit im Him- mel
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0245" n="208"/><fw place="top" type="header">Betrachtungen</fw><lb/><hi rendition="#fr">alle Tag nüſſen; damit mir meine tägliche<lb/> Sünden nachgelaſſen werden: weilen ich<lb/> immerhin ſündige/ muß ich allezeit eine Arz-<lb/> ney zu mir nehmen.</hi> Sagt diß ein ſo groſſer<lb/> Kirchen-Vatter, <hi rendition="#aq">Ambroſius,</hi> wie weit billicher<lb/> können, ja müſſen es wir ihme nachſagen?..<lb/> Weilen wir lau, kaltſinnig, ſchläfferig, wie<lb/><hi rendition="#aq">Paulus</hi> redet, haben wir deßwegen keine Ur-<lb/> ſach, von dem Tiſch des HErrn auszubleiben;<lb/> deſto ehender und öffters ſollen wir zu dem<lb/> Göttlichen Seelen-Artzt hinzu tretten; weilen<lb/> er ohnedeme nur deßwegen zu uns gekommen,<lb/> unſere Seelen-Kranckheiten zu heylen. Der<lb/> Heil. <hi rendition="#aq">Bonaventura</hi> ſagt <hi rendition="#aq">Proceſſ. 7. c.</hi> 21. <hi rendition="#fr">Ge-<lb/> he mit groſſem Vertrauen hinzu; dann, je<lb/> mehrer dich die Kranckheiten quälen, deſto<lb/> mehrer haſt du den Artzt nöthig.</hi> Ich ſchlieſ-<lb/> ſe alſo, wir müſſen dieſes Allerheiligſte Ge-<lb/> heimnus ſo offt, als es uns immer möglich,<lb/> empfangen, und ſo offt es der Beichtvatter<lb/> erlauben wird, als von deme die gantze Sach<lb/> abhangt; nachdeme er nemlich einen jenen dar-<lb/> zu bereitet, oder deſſen benöthiget ſehen wird.<lb/> Der Heil. <hi rendition="#aq">Franciſcus</hi> von <hi rendition="#aq">Sales</hi> ſchreibt: Jene,<lb/> ſo keine groſſe Geſchäfft zu verrichten haben,<lb/> müſſen offt GOt nüſſen; weilen ſie Zeit ge-<lb/> nung darzu haben; andere aber, ſo trifftige<lb/> Sachen zu ſchlichten haben, müſſen auch noth-<lb/> wendig dieſes Allerheiligſte Geheimnus zu ſich<lb/> nehmen. So wir es dann alſo machen, was<lb/> Gnad auf Erden, was Herrlichkeit im Him-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">mel</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [208/0245]
Betrachtungen
alle Tag nüſſen; damit mir meine tägliche
Sünden nachgelaſſen werden: weilen ich
immerhin ſündige/ muß ich allezeit eine Arz-
ney zu mir nehmen. Sagt diß ein ſo groſſer
Kirchen-Vatter, Ambroſius, wie weit billicher
können, ja müſſen es wir ihme nachſagen?..
Weilen wir lau, kaltſinnig, ſchläfferig, wie
Paulus redet, haben wir deßwegen keine Ur-
ſach, von dem Tiſch des HErrn auszubleiben;
deſto ehender und öffters ſollen wir zu dem
Göttlichen Seelen-Artzt hinzu tretten; weilen
er ohnedeme nur deßwegen zu uns gekommen,
unſere Seelen-Kranckheiten zu heylen. Der
Heil. Bonaventura ſagt Proceſſ. 7. c. 21. Ge-
he mit groſſem Vertrauen hinzu; dann, je
mehrer dich die Kranckheiten quälen, deſto
mehrer haſt du den Artzt nöthig. Ich ſchlieſ-
ſe alſo, wir müſſen dieſes Allerheiligſte Ge-
heimnus ſo offt, als es uns immer möglich,
empfangen, und ſo offt es der Beichtvatter
erlauben wird, als von deme die gantze Sach
abhangt; nachdeme er nemlich einen jenen dar-
zu bereitet, oder deſſen benöthiget ſehen wird.
Der Heil. Franciſcus von Sales ſchreibt: Jene,
ſo keine groſſe Geſchäfft zu verrichten haben,
müſſen offt GOt nüſſen; weilen ſie Zeit ge-
nung darzu haben; andere aber, ſo trifftige
Sachen zu ſchlichten haben, müſſen auch noth-
wendig dieſes Allerheiligſte Geheimnus zu ſich
nehmen. So wir es dann alſo machen, was
Gnad auf Erden, was Herrlichkeit im Him-
mel
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang:
Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern:
Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW): Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |