Liebreichister JEsu! wie schicket sich deine zarte Liebe, und meine gros- se Undanckbarkeit, deine Gutthaten, und meine Grobheit zusammen? Du, als ein liebreichister Vatter, tränckest mich mit deinem Blut; Ich hingegen, als ungerathenes, aus der Göttlichen Liebs- und Tugend-Art schlagendes Kind, gibe dir wegen so vielen Gut- thaten nicht einmal ein gutes Gesicht. Du, als ein barmhertziger GOtt, er- nährest mich mit deinem Göttlichen Fleisch; Ich hingegen, als ein boß- hafftes Geschöpff, dancke dir nicht ein- mal darfür. Du kommest, als ein Gast von unendlicher Herrlichkeit, in mein Hertz; und ich Thörichter trage keine Sorg, dich mit danckbaren Gemüths- Regungen höflich zu empfangen, und aufzunehmen. Ach! wenn du diese Gnad, die du den gantzen Tag mir verleyhest, einen GOtt zu empfangen, nur einmal denen höchsten Englen ein- gestehetest, o was wurden sie nicht al-
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Betrachtungen
Geſpräch zu dem Hochwürdigen Gut.
Liebreichiſter JEſu! wie ſchicket ſich deine zarte Liebe, und meine groſ- ſe Undanckbarkeit, deine Gutthaten, und meine Grobheit zuſammen? Du, als ein liebreichiſter Vatter, tränckeſt mich mit deinem Blut; Ich hingegen, als ungerathenes, aus der Göttlichen Liebs- und Tugend-Art ſchlagendes Kind, gibe dir wegen ſo vielen Gut- thaten nicht einmal ein gutes Geſicht. Du, als ein barmhertziger GOtt, er- nähreſt mich mit deinem Göttlichen Fleiſch; Ich hingegen, als ein boß- hafftes Geſchöpff, dancke dir nicht ein- mal darfür. Du kommeſt, als ein Gaſt von unendlicher Herrlichkeit, in mein Hertz; und ich Thörichter trage keine Sorg, dich mit danckbaren Gemüths- Regungen höflich zu empfangen, und aufzunehmen. Ach! wenn du dieſe Gnad, die du den gantzen Tag mir verleyheſt, einen GOtt zu empfangen, nur einmal denen höchſten Englen ein- geſteheteſt, o was wurden ſie nicht al-
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Betrachtungen
Geſpräch zu dem Hochwürdigen
Gut.
Liebreichiſter JEſu! wie ſchicket ſich
deine zarte Liebe, und meine groſ-
ſe Undanckbarkeit, deine Gutthaten,
und meine Grobheit zuſammen? Du,
als ein liebreichiſter Vatter, tränckeſt
mich mit deinem Blut; Ich hingegen,
als ungerathenes, aus der Göttlichen
Liebs- und Tugend-Art ſchlagendes
Kind, gibe dir wegen ſo vielen Gut-
thaten nicht einmal ein gutes Geſicht.
Du, als ein barmhertziger GOtt, er-
nähreſt mich mit deinem Göttlichen
Fleiſch; Ich hingegen, als ein boß-
hafftes Geſchöpff, dancke dir nicht ein-
mal darfür. Du kommeſt, als ein Gaſt
von unendlicher Herrlichkeit, in mein
Hertz; und ich Thörichter trage keine
Sorg, dich mit danckbaren Gemüths-
Regungen höflich zu empfangen, und
aufzunehmen. Ach! wenn du dieſe
Gnad, die du den gantzen Tag mir
verleyheſt, einen GOtt zu empfangen,
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Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang:
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Siniscalchi, Liborio: Sacramentalisches Abendmahl. Übers. v. Peter Obladen. Costanz/Ulm, 1752, S. 168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siniscalchi_abendmahl_1752/205>, abgerufen am 23.11.2024.
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