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Siniscalchi, Liborio: Sacramentalisches Abendmahl. Übers. v. Peter Obladen. Costanz/Ulm, 1752.

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Betrachtungen
nen? Er bereitet uns nemlich zu lauter Helden-
Tugenden; wie uns öffters die augenscheinliche
Erfahrnus bey vielen lehret. Oder sage mir:
seynd dann nicht jene, so öffters dieses Gött-
liche Wunder-Brod der Starcken nüssen, alle-
zeit die Demüthigste, Keuscheste, und Andäch-
tigste? O wolte GOtt! ich thäte auch solche
Wahrheit aus meinen Wercken hervor schei-
nen lassen!

III.

Er füllt die Seel mit geistlicher Freud
und Trost an.
In dem Buch Exodus ge-
nannt, lesen wir in dem 16. c. daß mit dem
Himmel-Brod zugleich ein süsses Thau vom
Himmel gefallen. Der heilige Bernardus meynt,
tomo 1. Serm. 54. es werde dardurch ange-
zeigt, daß mit dem Göttlichen Engel-Brod des
heiligen Abendmahls der Seelen ein gewisses
geistliches Gnaden-Thau, und himmlische Er-
götzungen des Geists mitgetheilet werden. Er
sagt anderswo, nemlich in seinem 119. Send-
Schreiben: Ein anders seye/ dem Heyland
nachfolgen/ ein anders/ ihne besitzen/ und
wiederum ein anders/ ihne nüssen. Ihme
nachfolgen/ seye ein heylsamer Rath/ besizen,
und umfangen/ eine herrliche Freud/ nüssen/
das glückseelige Leben.
Zudeme kommt noch,
daß nach gemeiner Lehr unsere Glückseeligkeit
bestehe in dem Besitz des Guten. So kan
dann also ein Mensch wegen diesem heiligen A-
bendmahl der Glückseeligste seyn; weilen er da
GOtt selbst, als das höchste Gut, besitzet. Es

genüs-

Betrachtungen
nen? Er bereitet uns nemlich zu lauter Helden-
Tugenden; wie uns öffters die augenſcheinliche
Erfahrnus bey vielen lehret. Oder ſage mir:
ſeynd dann nicht jene, ſo öffters dieſes Gött-
liche Wunder-Brod der Starcken nüſſen, alle-
zeit die Demüthigſte, Keuſcheſte, und Andäch-
tigſte? O wolte GOtt! ich thäte auch ſolche
Wahrheit aus meinen Wercken hervor ſchei-
nen laſſen!

III.

Er füllt die Seel mit geiſtlicher Freud
und Troſt an.
In dem Buch Exodus ge-
nannt, leſen wir in dem 16. c. daß mit dem
Himmel-Brod zugleich ein ſüſſes Thau vom
Himmel gefallen. Der heilige Bernardus meynt,
tomo 1. Serm. 54. es werde dardurch ange-
zeigt, daß mit dem Göttlichen Engel-Brod des
heiligen Abendmahls der Seelen ein gewiſſes
geiſtliches Gnaden-Thau, und himmliſche Er-
götzungen des Geiſts mitgetheilet werden. Er
ſagt anderswo, nemlich in ſeinem 119. Send-
Schreiben: Ein anders ſeye/ dem Heyland
nachfolgen/ ein anders/ ihne beſitzen/ und
wiederum ein anders/ ihne nüſſen. Ihme
nachfolgen/ ſeye ein heylſamer Rath/ beſizen,
und umfangen/ eine herrliche Freud/ nüſſen/
das glückſeelige Leben.
Zudeme kommt noch,
daß nach gemeiner Lehr unſere Glückſeeligkeit
beſtehe in dem Beſitz des Guten. So kan
dann alſo ein Menſch wegen dieſem heiligen A-
bendmahl der Glückſeeligſte ſeyn; weilen er da
GOtt ſelbſt, als das höchſte Gut, beſitzet. Es

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[108/0145] Betrachtungen nen? Er bereitet uns nemlich zu lauter Helden- Tugenden; wie uns öffters die augenſcheinliche Erfahrnus bey vielen lehret. Oder ſage mir: ſeynd dann nicht jene, ſo öffters dieſes Gött- liche Wunder-Brod der Starcken nüſſen, alle- zeit die Demüthigſte, Keuſcheſte, und Andäch- tigſte? O wolte GOtt! ich thäte auch ſolche Wahrheit aus meinen Wercken hervor ſchei- nen laſſen! III. Er füllt die Seel mit geiſtlicher Freud und Troſt an. In dem Buch Exodus ge- nannt, leſen wir in dem 16. c. daß mit dem Himmel-Brod zugleich ein ſüſſes Thau vom Himmel gefallen. Der heilige Bernardus meynt, tomo 1. Serm. 54. es werde dardurch ange- zeigt, daß mit dem Göttlichen Engel-Brod des heiligen Abendmahls der Seelen ein gewiſſes geiſtliches Gnaden-Thau, und himmliſche Er- götzungen des Geiſts mitgetheilet werden. Er ſagt anderswo, nemlich in ſeinem 119. Send- Schreiben: Ein anders ſeye/ dem Heyland nachfolgen/ ein anders/ ihne beſitzen/ und wiederum ein anders/ ihne nüſſen. Ihme nachfolgen/ ſeye ein heylſamer Rath/ beſizen, und umfangen/ eine herrliche Freud/ nüſſen/ das glückſeelige Leben. Zudeme kommt noch, daß nach gemeiner Lehr unſere Glückſeeligkeit beſtehe in dem Beſitz des Guten. So kan dann alſo ein Menſch wegen dieſem heiligen A- bendmahl der Glückſeeligſte ſeyn; weilen er da GOtt ſelbſt, als das höchſte Gut, beſitzet. Es genüſ-

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Zitationshilfe: Siniscalchi, Liborio: Sacramentalisches Abendmahl. Übers. v. Peter Obladen. Costanz/Ulm, 1752, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siniscalchi_abendmahl_1752/145>, abgerufen am 23.11.2024.