seinen Wert im Dienst des Messens und den anderen, die es leistet. Nur dass man diesen auch wieder nur in Geld mit hinreichender All- gemeinheit ausdrücken kann, verhindert, dies so ohne weiteres zu er- kennen wie bei dem Litermass, dessen Wert man in etwas anderem, als es selbst ist, ausdrückt. Die Dienste des Geldes bilden seinen "Gebrauchswert", der doch in seinem "Tauschwert" irgendwie zum Ausdruck kommen muss. Die Substanztheorie des Geldes wehrt sich gegen die doch unvermeidliche Erkenntnistendenz, die Bedeutung der Dinge aus ihrem terminus a quo in ihren terminus ad quem zu ver- legen: nicht was das Geld ist, sondern wozu es ist, verleiht ihm seinen Wert, so dass, wenn auch ein ursprünglicher Wert des Geldes es zu seinen Funktionen disponiert hat, es seinen Wert dann durch die Aus- übung dieser Funktionen erhält und damit auf höherer Stufe zurück- gewinnt, was es auf niederer aufgegeben hat.
Wenn nun in den oben geschilderten Entwicklungen das Geld einem Punkte zustrebt, wo es, zum reinen Symbol geworden, ganz in seinen Tausch- und Messzweck aufginge, so zeigen mannigfache Paral- lelen die allgemeine geistesgeschichtliche Tendenz, die es in jene Rich- tung führt. Das Interesse, das wir primärer und unbefangener Weise an den Erscheinungen nehmen, pflegt dieselbe als ungeschiedene Ganze zu umfassen: wie sie uns als Einheit von Form und Inhalt entgegen- treten, so knüpft sich unser Wertgefühl auch an ihre Form, weil sie die Form dieses Inhalts, an ihren Inhalt, weil er der Inhalt dieser Form ist. Auf höheren Stufen sondern sich diese Elemente und es wenden sich besondere Schätzungsweisen an die Funktion als blosse Form. Die Mannigfaltigkeit des Inhalts, die von dieser getragen wird, erscheint ihr gegenüber oft irrelevant. So schätzen wir z. B. die religiöse Stimmung, unter Gleichgültigkeit gegen ihren dogmatischen Inhalt. Dass diese bestimmte Erhebung, Spannung und Versöhnung der Seele überhaupt vorhanden sei, die, als ein Allgemeines, die unendliche Ver- schiedenheit der historischen Glaubensinhalte trägt, das empfinden wir als wertvoll. So flösst uns die Kraftbewährung als solche oft einen Respekt ein, den wir ihren Ergebnissen versagen müssen. So wendet sich das verfeinerte ästhetische Interesse immer mehr dem zu, was am Kunstwerk bloss Kunst ist, der Kunstform im weitesten Sinne, unter wachsender Gleichgültigkeit gegen seine Materie, d. h. gegen seinen Vorwurf und gegen die ursprünglichen Gefühle, in deren Sublimierung und Objektivierung erst die eigentlich ästhetische Funktion, in Pro- duktion wie Konsumtion, verläuft. So empfinden wir die Erkenntnis als wertvoll, rein als die formale Funktion des Geistes, die Welt in sich zu spiegeln und insoweit gleichgültig dagegen, ob die Gegenstände
seinen Wert im Dienst des Messens und den anderen, die es leistet. Nur daſs man diesen auch wieder nur in Geld mit hinreichender All- gemeinheit ausdrücken kann, verhindert, dies so ohne weiteres zu er- kennen wie bei dem Litermaſs, dessen Wert man in etwas anderem, als es selbst ist, ausdrückt. Die Dienste des Geldes bilden seinen „Gebrauchswert“, der doch in seinem „Tauschwert“ irgendwie zum Ausdruck kommen muſs. Die Substanztheorie des Geldes wehrt sich gegen die doch unvermeidliche Erkenntnistendenz, die Bedeutung der Dinge aus ihrem terminus a quo in ihren terminus ad quem zu ver- legen: nicht was das Geld ist, sondern wozu es ist, verleiht ihm seinen Wert, so daſs, wenn auch ein ursprünglicher Wert des Geldes es zu seinen Funktionen disponiert hat, es seinen Wert dann durch die Aus- übung dieser Funktionen erhält und damit auf höherer Stufe zurück- gewinnt, was es auf niederer aufgegeben hat.
Wenn nun in den oben geschilderten Entwicklungen das Geld einem Punkte zustrebt, wo es, zum reinen Symbol geworden, ganz in seinen Tausch- und Meſszweck aufginge, so zeigen mannigfache Paral- lelen die allgemeine geistesgeschichtliche Tendenz, die es in jene Rich- tung führt. Das Interesse, das wir primärer und unbefangener Weise an den Erscheinungen nehmen, pflegt dieselbe als ungeschiedene Ganze zu umfassen: wie sie uns als Einheit von Form und Inhalt entgegen- treten, so knüpft sich unser Wertgefühl auch an ihre Form, weil sie die Form dieses Inhalts, an ihren Inhalt, weil er der Inhalt dieser Form ist. Auf höheren Stufen sondern sich diese Elemente und es wenden sich besondere Schätzungsweisen an die Funktion als bloſse Form. Die Mannigfaltigkeit des Inhalts, die von dieser getragen wird, erscheint ihr gegenüber oft irrelevant. So schätzen wir z. B. die religiöse Stimmung, unter Gleichgültigkeit gegen ihren dogmatischen Inhalt. Daſs diese bestimmte Erhebung, Spannung und Versöhnung der Seele überhaupt vorhanden sei, die, als ein Allgemeines, die unendliche Ver- schiedenheit der historischen Glaubensinhalte trägt, das empfinden wir als wertvoll. So flöſst uns die Kraftbewährung als solche oft einen Respekt ein, den wir ihren Ergebnissen versagen müssen. So wendet sich das verfeinerte ästhetische Interesse immer mehr dem zu, was am Kunstwerk bloſs Kunst ist, der Kunstform im weitesten Sinne, unter wachsender Gleichgültigkeit gegen seine Materie, d. h. gegen seinen Vorwurf und gegen die ursprünglichen Gefühle, in deren Sublimierung und Objektivierung erst die eigentlich ästhetische Funktion, in Pro- duktion wie Konsumtion, verläuft. So empfinden wir die Erkenntnis als wertvoll, rein als die formale Funktion des Geistes, die Welt in sich zu spiegeln und insoweit gleichgültig dagegen, ob die Gegenstände
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seinen Wert im Dienst des Messens und den anderen, die es leistet.
Nur daſs man diesen auch wieder nur in Geld mit hinreichender All-
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kennen wie bei dem Litermaſs, dessen Wert man in etwas anderem,
als es selbst ist, ausdrückt. Die Dienste des Geldes bilden seinen
„Gebrauchswert“, der doch in seinem „Tauschwert“ irgendwie zum
Ausdruck kommen muſs. Die Substanztheorie des Geldes wehrt sich
gegen die doch unvermeidliche Erkenntnistendenz, die Bedeutung der
Dinge aus ihrem terminus a quo in ihren terminus ad quem zu ver-
legen: nicht was das Geld ist, sondern wozu es ist, verleiht ihm seinen
Wert, so daſs, wenn auch ein ursprünglicher Wert des Geldes es zu
seinen Funktionen disponiert hat, es seinen Wert dann durch die Aus-
übung dieser Funktionen erhält und damit auf höherer Stufe zurück-
gewinnt, was es auf niederer aufgegeben hat.
Wenn nun in den oben geschilderten Entwicklungen das Geld
einem Punkte zustrebt, wo es, zum reinen Symbol geworden, ganz in
seinen Tausch- und Meſszweck aufginge, so zeigen mannigfache Paral-
lelen die allgemeine geistesgeschichtliche Tendenz, die es in jene Rich-
tung führt. Das Interesse, das wir primärer und unbefangener Weise
an den Erscheinungen nehmen, pflegt dieselbe als ungeschiedene Ganze
zu umfassen: wie sie uns als Einheit von Form und Inhalt entgegen-
treten, so knüpft sich unser Wertgefühl auch an ihre Form, weil sie
die Form dieses Inhalts, an ihren Inhalt, weil er der Inhalt dieser Form
ist. Auf höheren Stufen sondern sich diese Elemente und es wenden
sich besondere Schätzungsweisen an die Funktion als bloſse Form. Die
Mannigfaltigkeit des Inhalts, die von dieser getragen wird, erscheint
ihr gegenüber oft irrelevant. So schätzen wir z. B. die religiöse
Stimmung, unter Gleichgültigkeit gegen ihren dogmatischen Inhalt.
Daſs diese bestimmte Erhebung, Spannung und Versöhnung der Seele
überhaupt vorhanden sei, die, als ein Allgemeines, die unendliche Ver-
schiedenheit der historischen Glaubensinhalte trägt, das empfinden wir
als wertvoll. So flöſst uns die Kraftbewährung als solche oft einen
Respekt ein, den wir ihren Ergebnissen versagen müssen. So wendet
sich das verfeinerte ästhetische Interesse immer mehr dem zu, was am
Kunstwerk bloſs Kunst ist, der Kunstform im weitesten Sinne, unter
wachsender Gleichgültigkeit gegen seine Materie, d. h. gegen seinen
Vorwurf und gegen die ursprünglichen Gefühle, in deren Sublimierung
und Objektivierung erst die eigentlich ästhetische Funktion, in Pro-
duktion wie Konsumtion, verläuft. So empfinden wir die Erkenntnis
als wertvoll, rein als die formale Funktion des Geistes, die Welt in
sich zu spiegeln und insoweit gleichgültig dagegen, ob die Gegenstände
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Simmel, Georg: Philosophie des Geldes. Leipzig, 1900, S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/simmel_geld_1900/204>, abgerufen am 23.11.2024.
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