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Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679.

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Das erste Buch.

Antreffend die Frage/ was doch der Himmel/
verstehe der gestirnte Himmel/ eigendlich für ein
Wesen sey? So ist auch hierüber bey denen
Stern-Gelehrten und Naturkündigern nicht
einerley Verstand. Einige vermeinen/ daß
der/ welcher sich erkühne zu sagen/ was der Him-
mel sey/ seines Verstands beraubt seyn müsse.
Andere dahingegen geben vor/ daß zwar freylich
wahr sey/ daß der jenige/ der anders als muth-
maßlich davon rede/ sich zu viel einbilde: Darum
aber sey unverbotten/ nach des Himmels Wesen
und Substantz zu fragen; und solchem nach sta-
tuir
en sie/ daß der Himmel ein einfacher natürli-
cher Cörper sey/ darinn die Sterne Circkel-weis
oder im Kreis ihrer Natur nach/ bewegt werden.
Seine Substantz sey incorruptibl biß an den
Jüngsten Tag/ und nach der Meinung Aristo-
telis
gantz fest/ und undurchdringlich. Deme
entgegen/ andere muthmassen/ daß er eine trefflich
subtile Substantz habe/ dadurch die Sterne lauf-
fen können/ als wie durch eine sehr zarte Lufft.
Noch andere bilden sich ein/ das Firmament oder
der achte Himmel/ sey so hart und fest wie Ertz/
und demnach unwandelbar; das Gestirn aber
sey demselben also einverleibt/ gleich wann man
auf eine Kugel etliche Stern ausgrübe/ oder
schnitzelte. Aber eine andere Parthey urtheilet:
der oberste Theil des Firmaments/ welcher an
die ober-himmlische Wasser rühre/ sey zwar
hart/ nemlich der jenige/ wo die Fix-sterne hafften;

der
Das erſte Buch.

Antreffend die Frage/ was doch der Himmel/
verſtehe der geſtirnte Himmel/ eigendlich für ein
Weſen ſey? So iſt auch hierüber bey denen
Stern-Gelehrten und Naturkündigern nicht
einerley Verſtand. Einige vermeinen/ daß
der/ welcher ſich erkühne zu ſagen/ was der Him-
mel ſey/ ſeines Verſtands beraubt ſeyn müſſe.
Andere dahingegen geben vor/ daß zwar freylich
wahr ſey/ daß der jenige/ der anders als muth-
maßlich davon rede/ ſich zu viel einbilde: Darum
aber ſey unverbotten/ nach des Himmels Weſen
und Subſtantz zu fragen; und ſolchem nach ſta-
tuir
en ſie/ daß der Himmel ein einfacher natürli-
cher Cörper ſey/ darinn die Sterne Circkel-weis
oder im Kreis ihrer Natur nach/ bewegt werden.
Seine Subſtantz ſey incorruptibl biß an den
Jüngſten Tag/ und nach der Meinung Ariſto-
telis
gantz feſt/ und undurchdringlich. Deme
entgegen/ andere muthmaſſen/ daß er eine trefflich
ſubtile Subſtantz habe/ dadurch die Sterne lauf-
fen können/ als wie durch eine ſehr zarte Lufft.
Noch andere bilden ſich ein/ das Firmament oder
der achte Himmel/ ſey ſo hart und feſt wie Ertz/
und demnach unwandelbar; das Geſtirn aber
ſey demſelben alſo einverleibt/ gleich wann man
auf eine Kugel etliche Stern ausgrübe/ oder
ſchnitzelte. Aber eine andere Parthey urtheilet:
der oberſte Theil des Firmaments/ welcher an
die ober-himmliſche Waſſer rühre/ ſey zwar
hart/ nemlich der jenige/ wo die Fix-ſterne hafften;

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[58/0152] Das erſte Buch. Antreffend die Frage/ was doch der Himmel/ verſtehe der geſtirnte Himmel/ eigendlich für ein Weſen ſey? So iſt auch hierüber bey denen Stern-Gelehrten und Naturkündigern nicht einerley Verſtand. Einige vermeinen/ daß der/ welcher ſich erkühne zu ſagen/ was der Him- mel ſey/ ſeines Verſtands beraubt ſeyn müſſe. Andere dahingegen geben vor/ daß zwar freylich wahr ſey/ daß der jenige/ der anders als muth- maßlich davon rede/ ſich zu viel einbilde: Darum aber ſey unverbotten/ nach des Himmels Weſen und Subſtantz zu fragen; und ſolchem nach ſta- tuiren ſie/ daß der Himmel ein einfacher natürli- cher Cörper ſey/ darinn die Sterne Circkel-weis oder im Kreis ihrer Natur nach/ bewegt werden. Seine Subſtantz ſey incorruptibl biß an den Jüngſten Tag/ und nach der Meinung Ariſto- telis gantz feſt/ und undurchdringlich. Deme entgegen/ andere muthmaſſen/ daß er eine trefflich ſubtile Subſtantz habe/ dadurch die Sterne lauf- fen können/ als wie durch eine ſehr zarte Lufft. Noch andere bilden ſich ein/ das Firmament oder der achte Himmel/ ſey ſo hart und feſt wie Ertz/ und demnach unwandelbar; das Geſtirn aber ſey demſelben alſo einverleibt/ gleich wann man auf eine Kugel etliche Stern ausgrübe/ oder ſchnitzelte. Aber eine andere Parthey urtheilet: der oberſte Theil des Firmaments/ welcher an die ober-himmliſche Waſſer rühre/ ſey zwar hart/ nemlich der jenige/ wo die Fix-ſterne hafften; der

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Zitationshilfe: Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679, S. 58. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seyfried_medulla_1679/152>, abgerufen am 23.11.2024.