Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 2. Chemnitz, 1705.Weibern hochgehaltenen Aberglauben. wasserfüchtigen Jungfern/ so wolte ich eher wasauff solch Prognosticon der Kinder halten. Denn das ist unzählich offt probiret worden/ daß/ wenn die Jungfern die Wassersucht bekom- men/ so bedeut es gern Kindtäuffen; gebt nur Achtung darauff/ es trifft ein. Solt' der Kinder Creutze-tragen Uns zukünfftges Sterben fagen? Ist doch unser gantzes Leben Ohndem stets mit Creutz umgeben/ Und der Tod ist auch bereit/ Uns zu würgen allezeit. Drum/ wer traut auff Kinder Possen/ Der hat daraus schlecht geschlossen/ Als ob er zu warten habe/ Sich zu schicken zu dem Grabe. Wohl dem der stetsfertig ist Abzuscheiden wie ein Christ! Das 14. Capitel. Wer kein Geld in Beutel hat/ der soll DA möchte man wohl sagen: Man säet sie haber O
Weibern hochgehaltenen Aberglauben. waſſerfuͤchtigen Jungfern/ ſo wolte ich eher wasauff ſolch Prognoſticon der Kinder halten. Denn das iſt unzaͤhlich offt probiret worden/ daß/ wenn die Jungfern die Waſſerſucht bekom- men/ ſo bedeut es gern Kindtaͤuffen; gebt nur Achtung darauff/ es trifft ein. Solt’ der Kinder Creutze-tragen Uns zukuͤnfftges Sterben fagen? Iſt doch unſer gantzes Leben Ohndem ſtets mit Creutz umgeben/ Und der Tod iſt auch bereit/ Uns zu wuͤrgen allezeit. Drum/ wer traut auff Kinder Poſſen/ Der hat daraus ſchlecht geſchloſſen/ Als ob er zu warten habe/ Sich zu ſchicken zu dem Grabe. Wohl dem der ſtetsfertig iſt Abzuſcheiden wie ein Chriſt! Das 14. Capitel. Wer kein Geld in Beutel hat/ der ſoll DA moͤchte man wohl ſagen: Man ſaͤet ſie haber O
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Weibern hochgehaltenen Aberglauben.
waſſerfuͤchtigen Jungfern/ ſo wolte ich eher was
auff ſolch Prognoſticon der Kinder halten.
Denn das iſt unzaͤhlich offt probiret worden/
daß/ wenn die Jungfern die Waſſerſucht bekom-
men/ ſo bedeut es gern Kindtaͤuffen; gebt nur
Achtung darauff/ es trifft ein.
Solt’ der Kinder Creutze-tragen
Uns zukuͤnfftges Sterben fagen?
Iſt doch unſer gantzes Leben
Ohndem ſtets mit Creutz umgeben/
Und der Tod iſt auch bereit/
Uns zu wuͤrgen allezeit.
Drum/ wer traut auff Kinder Poſſen/
Der hat daraus ſchlecht geſchloſſen/
Als ob er zu warten habe/
Sich zu ſchicken zu dem Grabe.
Wohl dem der ſtetsfertig iſt
Abzuſcheiden wie ein Chriſt!
Das 14. Capitel.
Wer kein Geld in Beutel hat/ der ſoll
ſich huͤten/ daß wenn der Mond neu iſt/ er
ihm nicht in Beutel ſcheine/ ſonſt wird
er/ ſo lange dieſer Monat waͤhret/
Geld-Mangel leiden.
DA moͤchte man wohl ſagen: Man ſaͤet ſie
nicht/ man pflantzt ſie nicht/ und wachſen
doch ſo wunderlich. Wenn ich ein Lieb-
haber
O
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