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Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 2. Chemnitz, 1705.

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Weibern hochgehaltenen Aberglauben.
net. Ey du schöne Lehre! wer dir will beypflich-
ten/ der mag es thun/ ich halte es nicht mit dir/
denn ich habe einst ein alt Sprichwort gelesen/
das hieß:

Wer eine Hure nähm wissentlich/
Der wär ein Hunds-Voigt öffentlich.

Wahr ists zwar/ und giebts die tägliche Erfah-
rung/ daß aller losen Leute/ und auch derer Hu-
ren/ ihre Kinder gemeiniglich klüger sind/ als
ehrlicher Leute Kinder; Aber welcher redlicher
Christ weiß nicht/ was unser Heiland selbst sagt/
nehmlich: Die Kinder dieser Welt sind klüger
denn die Kinder des Lichts/ in ihrem Geschlech-
te. Wer nun Lust zu solcher Klugheit hat/ der
mag sich/ auff seine Gefahr/ nach der hier befind-
lichen Vorschrifft richten; er soll aber wissen/
daß diese Lehre in des Teuffels Schule tractiret
werde. Drum ist mein Rath:

Laß unflätge Säue für Ehre sich hüten/
Laß Huren und Böcke die Klugheit aus-
brüten/
Laß Welt-Witz herstammen von geilen
Geschlecht/
Laß ihnen nur immer die Schande seyn
recht/
Laß ehrliche Kinder auch Narren gleich
heissen/
So lob ich die sich auff Narren befleissen.
Das

Weibern hochgehaltenen Aberglauben.
net. Ey du ſchoͤne Lehre! wer dir will beypflich-
ten/ der mag es thun/ ich halte es nicht mit dir/
denn ich habe einſt ein alt Sprichwort geleſen/
das hieß:

Wer eine Hure naͤhm wiſſentlich/
Der waͤr ein Hunds-Voigt oͤffentlich.

Wahr iſts zwar/ und giebts die taͤgliche Erfah-
rung/ daß aller loſen Leute/ und auch derer Hu-
ren/ ihre Kinder gemeiniglich kluͤger ſind/ als
ehrlicher Leute Kinder; Aber welcher redlicher
Chriſt weiß nicht/ was unſer Heiland ſelbſt ſagt/
nehmlich: Die Kinder dieſer Welt ſind kluͤger
denn die Kinder des Lichts/ in ihrem Geſchlech-
te. Wer nun Luſt zu ſolcher Klugheit hat/ der
mag ſich/ auff ſeine Gefahr/ nach der hier befind-
lichen Vorſchrifft richten; er ſoll aber wiſſen/
daß dieſe Lehre in des Teuffels Schule tractiret
werde. Drum iſt mein Rath:

Laß unflaͤtge Saͤue fuͤr Ehre ſich hüten/
Laß Huren und Boͤcke die Klugheit aus-
bruͤten/
Laß Welt-Witz herſtammen von geilen
Geſchlecht/
Laß ihnen nur immer die Schande ſeyn
recht/
Laß ehrliche Kinder auch Narren gleich
heiſſen/
So lob ich die ſich auff Narren befleiſſen.
Das
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[205/0029] Weibern hochgehaltenen Aberglauben. net. Ey du ſchoͤne Lehre! wer dir will beypflich- ten/ der mag es thun/ ich halte es nicht mit dir/ denn ich habe einſt ein alt Sprichwort geleſen/ das hieß: Wer eine Hure naͤhm wiſſentlich/ Der waͤr ein Hunds-Voigt oͤffentlich. Wahr iſts zwar/ und giebts die taͤgliche Erfah- rung/ daß aller loſen Leute/ und auch derer Hu- ren/ ihre Kinder gemeiniglich kluͤger ſind/ als ehrlicher Leute Kinder; Aber welcher redlicher Chriſt weiß nicht/ was unſer Heiland ſelbſt ſagt/ nehmlich: Die Kinder dieſer Welt ſind kluͤger denn die Kinder des Lichts/ in ihrem Geſchlech- te. Wer nun Luſt zu ſolcher Klugheit hat/ der mag ſich/ auff ſeine Gefahr/ nach der hier befind- lichen Vorſchrifft richten; er ſoll aber wiſſen/ daß dieſe Lehre in des Teuffels Schule tractiret werde. Drum iſt mein Rath: Laß unflaͤtge Saͤue fuͤr Ehre ſich hüten/ Laß Huren und Boͤcke die Klugheit aus- bruͤten/ Laß Welt-Witz herſtammen von geilen Geſchlecht/ Laß ihnen nur immer die Schande ſeyn recht/ Laß ehrliche Kinder auch Narren gleich heiſſen/ So lob ich die ſich auff Narren befleiſſen. Das

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Zitationshilfe: Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 2. Chemnitz, 1705, S. 205. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia02_1705/29>, abgerufen am 29.03.2024.