Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 2. Chemnitz, 1705.Untersuchung/ derer von super-klugen wort geben. Wie mir denn nur jüngst eineselbst erzehlete/ wie daß sie keine Antwort erhal- ten können/ ohnerachtet sie den Hahn endlich gar bey dem Kamme gezupsset hätte; Woraus ja die Thorheit solcher Mann-süchtigen Creatu- ren überflüßig hervor scheinet. Denn wenn diese Sache zuträffe/ so hätte ja/ da sie keinem Mann hätte kriegen sollen/ an statt des Hahns eine Henne gackern sollen/ wie daß dieser Glau- bens-Articul solcher gestalt ja erlogen sey. Zu dem möchten diese Nacht-Gespenster und Hü- ner-Stöberin doch erwegen/ daß wenn sie an manch Hüner-Hauß klopffen/ zuweilen Hahn und Hüner zugleich zu gackern anfangen/ wem geben sie alsdenn am meisten Glauben/ wenn des Hahnes Gackern einen Mann der Hüner Ga- ckern aber keinen bedeuten soll? Zwar so braucht es keines Fragens/ der Hahn wird doch wohl den Vorzug haben müssen/ weil denen Jungfern an derer Hüner Gackern nichts gelegen ist. Und glaub ich/ sie machten die armen Hüner gern stumm/ damit sie ihnen mit dem unangenehmen Gackern nicht irgend ihr Glück versagen möch- ten. Solte ich den Mann-tollen Mägden ein Ur- theil fällen/ so würde es folgendes seyn: Weil sie des Glaubens sind/ daß in der Christ-Nacht das Gackern des Hahnes ihnen einen Mann zu be- kommen prophezeyet/ hingegen die Hüner durch ihr
Unterſuchung/ derer von ſuper-klugen wort geben. Wie mir denn nur juͤngſt eineſelbſt erzehlete/ wie daß ſie keine Antwort erhal- ten koͤnnen/ ohnerachtet ſie den Hahn endlich gar bey dem Kamme gezupſſet haͤtte; Woraus ja die Thorheit ſolcher Mann-ſuͤchtigen Creatu- ren uͤberfluͤßig hervor ſcheinet. Denn wenn dieſe Sache zutraͤffe/ ſo haͤtte ja/ da ſie keinem Mann haͤtte kriegen ſollen/ an ſtatt des Hahns eine Henne gackern ſollen/ wie daß dieſer Glau- bens-Articul ſolcher geſtalt ja erlogen ſey. Zu dem moͤchten dieſe Nacht-Geſpenſter und Huͤ- ner-Stoͤberin doch erwegen/ daß wenn ſie an manch Huͤner-Hauß klopffen/ zuweilen Hahn und Huͤner zugleich zu gackern anfangen/ wem geben ſie alsdenn am meiſten Glauben/ wenn des Hahnes Gackern einen Mann der Huͤner Ga- ckern aber keinen bedeuten ſoll? Zwar ſo braucht es keines Fragens/ der Hahn wird doch wohl den Vorzug haben muͤſſen/ weil denen Jungfern an derer Huͤner Gackern nichts gelegen iſt. Und glaub ich/ ſie machten die armen Huͤner gern ſtumm/ damit ſie ihnen mit dem unangenehmen Gackern nicht irgend ihr Gluͤck verſagen moͤch- ten. Solte ich den Mann-tollen Maͤgden ein Ur- theil faͤllen/ ſo wuͤrde es folgendes ſeyn: Weil ſie des Glaubens ſind/ daß in der Chriſt-Nacht das Gackern des Hahnes ihnen einen Mann zu be- kommen prophezeyet/ hingegen die Huͤner durch ihr
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Unterſuchung/ derer von ſuper-klugen
wort geben. Wie mir denn nur juͤngſt eine
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ten koͤnnen/ ohnerachtet ſie den Hahn endlich
gar bey dem Kamme gezupſſet haͤtte; Woraus
ja die Thorheit ſolcher Mann-ſuͤchtigen Creatu-
ren uͤberfluͤßig hervor ſcheinet. Denn wenn
dieſe Sache zutraͤffe/ ſo haͤtte ja/ da ſie keinem
Mann haͤtte kriegen ſollen/ an ſtatt des Hahns
eine Henne gackern ſollen/ wie daß dieſer Glau-
bens-Articul ſolcher geſtalt ja erlogen ſey. Zu
dem moͤchten dieſe Nacht-Geſpenſter und Huͤ-
ner-Stoͤberin doch erwegen/ daß wenn ſie an
manch Huͤner-Hauß klopffen/ zuweilen Hahn
und Huͤner zugleich zu gackern anfangen/ wem
geben ſie alsdenn am meiſten Glauben/ wenn des
Hahnes Gackern einen Mann der Huͤner Ga-
ckern aber keinen bedeuten ſoll? Zwar ſo braucht
es keines Fragens/ der Hahn wird doch wohl den
Vorzug haben muͤſſen/ weil denen Jungfern
an derer Huͤner Gackern nichts gelegen iſt. Und
glaub ich/ ſie machten die armen Huͤner gern
ſtumm/ damit ſie ihnen mit dem unangenehmen
Gackern nicht irgend ihr Gluͤck verſagen moͤch-
ten. Solte ich den Mann-tollen Maͤgden ein Ur-
theil faͤllen/ ſo wuͤrde es folgendes ſeyn: Weil ſie
des Glaubens ſind/ daß in der Chriſt-Nacht das
Gackern des Hahnes ihnen einen Mann zu be-
kommen prophezeyet/ hingegen die Huͤner durch
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