Schiller, Friedrich: Dom Karlos, Infant von Spanien. Leipzig, 1787.Erster Akt. Regentinn etwa? Nimmermehr! Wie könnten,wo Sie Regentinn sind, die Alba würgen? Wie könnte Flandern für den Glauben bluten? Wie, oder sind Sie Philipps Frau? Un- möglich! Ich kann's nicht glauben. Eine Frau besitzt des Mannes Herz -- und wem gehört das seine? Und bittet er nicht jede Zärtlichkeit, die ihm vielleicht in Fiebergluth entwischte, dem Zepter ab und seinen grauen Haaren? Königinn. Wer machte Sie so stolz dieß zu behaupten? Wer sagte Ihnen, daß an Philipps Seite mein Loos beweinenswürdig sei? Karlos. Mein Herz, das feurig fühlt wie es an meiner Seite beneidenswürdig wäre. Königinn. Eitler Mann! Wenn mein Herz nun das Gegentheil mir sagte? Wenn Philipps ehrerbiet'ge Zärtlichkeit und seiner Liebe stumme Mienensprache weit inniger als seines stolzen Sohns Erſter Akt. Regentinn etwa? Nimmermehr! Wie könnten,wo Sie Regentinn ſind, die Alba würgen? Wie könnte Flandern für den Glauben bluten? Wie, oder ſind Sie Philipps Frau? Un- möglich! Ich kann’s nicht glauben. Eine Frau beſitzt des Mannes Herz — und wem gehört das ſeine? Und bittet er nicht jede Zärtlichkeit, die ihm vielleicht in Fiebergluth entwiſchte, dem Zepter ab und ſeinen grauen Haaren? Königinn. Wer machte Sie ſo ſtolz dieß zu behaupten? Wer ſagte Ihnen, daß an Philipps Seite mein Loos beweinenswürdig ſei? Karlos. Mein Herz, das feurig fühlt wie es an meiner Seite beneidenswürdig wäre. Königinn. Eitler Mann! Wenn mein Herz nun das Gegentheil mir ſagte? Wenn Philipps ehrerbiet’ge Zärtlichkeit und ſeiner Liebe ſtumme Mienenſprache weit inniger als ſeines ſtolzen Sohns <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <sp who="#KAR"> <p><pb facs="#f0065" n="55"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Erſter Akt</hi>.</fw><lb/> Regentinn etwa? Nimmermehr! Wie könnten,<lb/> wo <hi rendition="#g">Sie</hi> Regentinn ſind, die Alba würgen?<lb/> Wie könnte Flandern für den Glauben bluten?<lb/> Wie, oder ſind Sie Philipps Frau? Un-<lb/> möglich!<lb/> Ich kann’s nicht glauben. Eine Frau beſitzt<lb/> des Mannes Herz — und wem gehört das<lb/> ſeine?<lb/> Und bittet er nicht jede Zärtlichkeit,<lb/> die ihm vielleicht in Fiebergluth entwiſchte,<lb/> dem Zepter ab und ſeinen grauen Haaren?</p> </sp><lb/> <sp who="#KOENIGI"> <speaker><hi rendition="#g">Königinn</hi>.</speaker><lb/> <p>Wer machte Sie ſo ſtolz dieß zu behaupten?<lb/> Wer ſagte Ihnen, daß an Philipps Seite<lb/> mein Loos beweinenswürdig ſei?</p> </sp><lb/> <sp who="#KAR"> <speaker><hi rendition="#g">Karlos</hi>.</speaker><lb/> <p><hi rendition="#et">Mein Herz,</hi><lb/> das feurig fühlt wie es an meiner Seite<lb/> beneidenswürdig wäre.</p> </sp><lb/> <sp who="#KOENIGI"> <speaker><hi rendition="#g">Königinn</hi>.</speaker><lb/> <p><hi rendition="#et">Eitler Mann!</hi><lb/> Wenn <hi rendition="#g">mein</hi> Herz nun das Gegentheil mir ſagte?<lb/> Wenn Philipps ehrerbiet’ge Zärtlichkeit<lb/> und ſeiner Liebe ſtumme Mienenſprache<lb/> weit inniger als ſeines ſtolzen Sohns<lb/></p> </sp> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [55/0065]
Erſter Akt.
Regentinn etwa? Nimmermehr! Wie könnten,
wo Sie Regentinn ſind, die Alba würgen?
Wie könnte Flandern für den Glauben bluten?
Wie, oder ſind Sie Philipps Frau? Un-
möglich!
Ich kann’s nicht glauben. Eine Frau beſitzt
des Mannes Herz — und wem gehört das
ſeine?
Und bittet er nicht jede Zärtlichkeit,
die ihm vielleicht in Fiebergluth entwiſchte,
dem Zepter ab und ſeinen grauen Haaren?
Königinn.
Wer machte Sie ſo ſtolz dieß zu behaupten?
Wer ſagte Ihnen, daß an Philipps Seite
mein Loos beweinenswürdig ſei?
Karlos.
Mein Herz,
das feurig fühlt wie es an meiner Seite
beneidenswürdig wäre.
Königinn.
Eitler Mann!
Wenn mein Herz nun das Gegentheil mir ſagte?
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