Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695.seynd den Verstorbenen zu Nutzen kommen. auß einer Mucken einen Elephanten/ wie man pflegt zu reden:dazumahl war gleich ein Floth darinn eingespert/ die gute ein- fältige Zuseher wusten nit was dises Bixlein und Glaß möchte seyn/ gaffen doch darein/ und sehen ein hariges abscheuliches Thier mit ein ungeheurigen Schnabel/ erschröcken hierüber nit wenig/ und werden letzlich eins/ daß müste der lebendige Teuffel seyn/ den diser Jesuiter mit sich herumb geführet habe/ darumben gar kein Wunder/ daß er so ein gelehrter Mann gewe- sen/ als der einen schwartzen Engel für einen Lehrmeister ge- habt/ wolten also deß guten Paters, als eines vermeinten Zau- berers Leichnam nit in das geweichte Erdreich bestatten. Di- ser Ruff kam alsobald weiter/ und gar nacher Passau zu den Ohren eines vornehmen Manns/ der ein sonderer Freund war deß Pater Tanners, welcher dann ohne einige Verweilung sich auffgemacht/ die gute Bauren besser zu berichten/ kombt auff Uncken/ fangt ihnen an zu sagen/ wie daß dises kein Teuffel/ son- dern ein armer gefangener Floch/ der doch zehenmahl grösser scheine als er von Natur sey/ und dises auß Mathematischer Kunst; schitt hierauß nit ohne Schröcken der umbstehenden Bauren/ den eingebilten Teuffel herauß/ welcher doch nichts anddrs ware/ als ein blosser Floch/ last ihme hernacher einen an- dern Floch herbey bringen/ den die einfältige Leuth selbsten ge- fangen/ schliesset solchen in das Glaß/ Microscopium genant/ hinein/ und befilcht ihnen darauff alles wol zu besichtiden: daP. Ott. in Rom. glor. 30. lachte aber ein jeder dises unruhigen herumb hupffeden Teuf- fels/ als der mehrmal zehenfach grösser scheinte als zuvor/ wor- über das Spiel ein End/ und wurde der fromme und wackere Mann mit sonderm Gepräng und zulauffen begraben. Jch muß bekennen/ daß dergleichen lächerliche Possen nit chen Pars IV. R r
ſeynd den Verſtorbenen zu Nutzen kommen. auß einer Mucken einen Elephanten/ wie man pflegt zu reden:dazumahl war gleich ein Floth darinn eingeſpeꝛt/ die gute ein- faͤltige Zuſeher wuſten nit was diſes Bixlein und Glaß moͤchte ſeyn/ gaffen doch darein/ und ſehen ein hariges abſcheuliches Thier mit ein ungeheurigen Schnabel/ erſchroͤcken hieruͤber nit wenig/ und werden letzlich eins/ daß muͤſte der lebendige Teuffel ſeyn/ den diſer Jeſuiter mit ſich herumb gefuͤhret habe/ darumben gar kein Wunder/ daß er ſo ein gelehrter Mañ gewe- ſen/ als der einen ſchwartzen Engel fuͤr einen Lehrmeiſter ge- habt/ wolten alſo deß guten Paters, als eines vermeinten Zau- berers Leichnam nit in das geweichte Erdreich beſtatten. Di- ſer Ruff kam alſobald weiter/ und gar nacher Paſſau zu den Ohren eines vornehmen Manns/ der ein ſonderer Freund war deß Pater Tanners, welcher dann ohne einige Verweilung ſich auffgemacht/ die gute Bauren beſſer zu berichten/ kombt auff Uncken/ fangt ihnen an zu ſagen/ wie daß diſes kein Teuffel/ ſon- dern ein armer gefangener Floch/ der doch zehenmahl groͤſſer ſcheine als er von Natur ſey/ und diſes auß Mathematiſcher Kunſt; ſchitt hierauß nit ohne Schroͤcken der umbſtehenden Bauren/ den eingebilten Teuffel herauß/ welcher doch nichts anddrs ware/ als ein bloſſer Floch/ laſt ihme hernacher einẽ an- dern Floch herbey bringen/ den die einfaͤltige Leuth ſelbſten ge- fangen/ ſchlieſſet ſolchen in das Glaß/ Microſcopium genant/ hinein/ und befilcht ihnen darauff alles wol zu beſichtiden: daP. Ott. in Rom. glor. 30. lachte aber ein jeder diſes unruhigen herumb hupffeden Teuf- fels/ als der mehrmal zehenfach groͤſſer ſcheinte als zuvor/ wor- uͤber das Spiel ein End/ und wurde der fromme und wackere Mann mit ſonderm Gepraͤng und zulauffen begraben. Jch muß bekennen/ daß dergleichen laͤcherliche Poſſen nit chen Pars IV. R r
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ſeynd den Verſtorbenen zu Nutzen kommen.
auß einer Mucken einen Elephanten/ wie man pflegt zu reden:
dazumahl war gleich ein Floth darinn eingeſpeꝛt/ die gute ein-
faͤltige Zuſeher wuſten nit was diſes Bixlein und Glaß moͤchte
ſeyn/ gaffen doch darein/ und ſehen ein hariges abſcheuliches
Thier mit ein ungeheurigen Schnabel/ erſchroͤcken hieruͤber
nit wenig/ und werden letzlich eins/ daß muͤſte der lebendige
Teuffel ſeyn/ den diſer Jeſuiter mit ſich herumb gefuͤhret habe/
darumben gar kein Wunder/ daß er ſo ein gelehrter Mañ gewe-
ſen/ als der einen ſchwartzen Engel fuͤr einen Lehrmeiſter ge-
habt/ wolten alſo deß guten Paters, als eines vermeinten Zau-
berers Leichnam nit in das geweichte Erdreich beſtatten. Di-
ſer Ruff kam alſobald weiter/ und gar nacher Paſſau zu den
Ohren eines vornehmen Manns/ der ein ſonderer Freund war
deß Pater Tanners, welcher dann ohne einige Verweilung ſich
auffgemacht/ die gute Bauren beſſer zu berichten/ kombt auff
Uncken/ fangt ihnen an zu ſagen/ wie daß diſes kein Teuffel/ ſon-
dern ein armer gefangener Floch/ der doch zehenmahl groͤſſer
ſcheine als er von Natur ſey/ und diſes auß Mathematiſcher
Kunſt; ſchitt hierauß nit ohne Schroͤcken der umbſtehenden
Bauren/ den eingebilten Teuffel herauß/ welcher doch nichts
anddrs ware/ als ein bloſſer Floch/ laſt ihme hernacher einẽ an-
dern Floch herbey bringen/ den die einfaͤltige Leuth ſelbſten ge-
fangen/ ſchlieſſet ſolchen in das Glaß/ Microſcopium genant/
hinein/ und befilcht ihnen darauff alles wol zu beſichtiden: da
lachte aber ein jeder diſes unruhigen herumb hupffeden Teuf-
fels/ als der mehrmal zehenfach groͤſſer ſcheinte als zuvor/ wor-
uͤber das Spiel ein End/ und wurde der fromme und wackere
Mann mit ſonderm Gepraͤng und zulauffen begraben.
P. Ott. in
Rom.
glor. 30.
Jch muß bekennen/ daß dergleichen laͤcherliche Poſſen nit
ſollen zu ernſtlichen Sachẽ geſellet werdẽ/ allein iſt ſolches hie-
her geſetzt worden/ zuſehen die wunderliche Kunſt/ und ſeltzame
Griff der Mathematic, als welche meiſterlich waiß kleine Sa-
chen groß zu machen. Wir unbehutſame Adams-Kinder ma-
chen
Pars IV. R r
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