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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695.

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ob schon das äusserliche Werck nicht übel geschienen.
win/ und die getraue er ihme in einer halben Stund zu wegen
bringen/ welches Versprechen auch der Ausgang bestättiget. Es
muste aber Wunder halber der Herr fragen/ wo er doch in so kur-
tzer Zeit die Milch abgeholt? Deme der Diener geantwortet: daß
er selbige aus dem etlich hundert Teutsche Meilen entlegenen Ara-
bien habe bekommen/ allwo er ein Löwin bey ihren Jungen in ei-
ner finstern Hösten gemolcken/ und folgsam schleunig den Zuruck-
Weg wieder genommen.

Aus deme kundte der Herr unschwer vermuthen und abneh-
men/ daß solches nicht köndte natürlich seyn. Wer er dann seye?
Jch/ sagte der Diener/ bin ein Teuffel/ und einer aus denen jeni-
gen/ so mit dem Lucifer aus dem hohen Himmels-Thron verstos-
sen worden. Wann dem also/ versetzt hinwieder der Patron, wie
kommt es dann/ daß du mir mit solcher Treu ein so langwürige
Zeit gedienet hast? Darumb war die Antwort/ weil ich mein
Auffenthalt gern bey denen Menschen habe. Worauf der Herr
ihme den Dienst aufgesagt/ jedoch mit freywilligem Anerbieten/
er solle was begehren/ wegen seiner bißhero so lang und treu gelei-
sten Diensts/ welches er auch danckbarlich angenommen/ und für
alle seine bißhero erzeigte Gutthaten nichts anders verlangt/ als et-
liche Gulden/ umb welche man ein Glöckel könne kauffen/ für die
nechst entlegene Kirchen auf dem Feld/ damit die arme benachbar-
te Leuth wissen/ wann allemal der Heilige GOttes-Dienst an-
fange. Der Teuffel ist halben Theil heilig gewesen. Der Kerl/
ob er schon unter die Höllische Larven gehörig/ verdient ein Lob-
Predig. Ein Glöckel zu stifften/ wodurch die Leut zum GOt-
tes-Dienst und Predig beruffen werden/ ist kein geringer Eyffer;
Dieser Teuffel kan von Rechts wegen kein böser Feind benambset
werden/ umb weiln er ein so gutes Werck übet. Der Teuffel wird
hoffentlich in der Höllen keinen Platz haben/ massen er fromm/ tu-
gendsam und höchstens beflissen der Ehre GOttes. Diesem Teuf-
sel muß man an statt der Hörner einen Schein auf den Kopff
[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]ellen. Nur das nicht/ nichts weniger als dieses/ der Teuffel ist

ein

ob ſchon das aͤuſſerliche Werck nicht uͤbel geſchienen.
win/ und die getraue er ihme in einer halben Stund zu wegen
bringen/ welches Verſprechen auch der Ausgang beſtaͤttiget. Es
muſte aber Wunder halber der Herꝛ fragen/ wo er doch in ſo kur-
tzer Zeit die Milch abgeholt? Deme der Diener geantwortet: daß
er ſelbige aus dem etlich hundert Teutſche Meilen entlegenen Ara-
bien habe bekommen/ allwo er ein Loͤwin bey ihren Jungen in ei-
ner finſtern Hoͤſten gemolcken/ und folgſam ſchleunig den Zuruck-
Weg wieder genommen.

Aus deme kundte der Herꝛ unſchwer vermuthen und abneh-
men/ daß ſolches nicht koͤndte natuͤrlich ſeyn. Wer er dann ſeye?
Jch/ ſagte der Diener/ bin ein Teuffel/ und einer aus denen jeni-
gen/ ſo mit dem Lucifer aus dem hohen Himmels-Thron verſtoſ-
ſen worden. Wann dem alſo/ verſetzt hinwieder der Patron, wie
kommt es dann/ daß du mir mit ſolcher Treu ein ſo langwuͤrige
Zeit gedienet haſt? Darumb war die Antwort/ weil ich mein
Auffenthalt gern bey denen Menſchen habe. Worauf der Herꝛ
ihme den Dienſt aufgeſagt/ jedoch mit freywilligem Anerbieten/
er ſolle was begehren/ wegen ſeiner bißhero ſo lang und treu gelei-
ſten Dienſts/ welches er auch danckbarlich angenommen/ und fuͤr
alle ſeine bißhero erzeigte Gutthaten nichts anders verlangt/ als et-
liche Gulden/ umb welche man ein Gloͤckel koͤnne kauffen/ fuͤr die
nechſt entlegene Kirchen auf dem Feld/ damit die arme benachbar-
te Leuth wiſſen/ wann allemal der Heilige GOttes-Dienſt an-
fange. Der Teuffel iſt halben Theil heilig geweſen. Der Kerl/
ob er ſchon unter die Hoͤlliſche Larven gehoͤrig/ verdient ein Lob-
Predig. Ein Gloͤckel zu ſtifften/ wodurch die Leut zum GOt-
tes-Dienſt und Predig beruffen werden/ iſt kein geringer Eyffer;
Dieſer Teuffel kan von Rechts wegen kein boͤſer Feind benambſet
werden/ umb weiln er ein ſo gutes Werck uͤbet. Der Teuffel wird
hoffentlich in der Hoͤllen keinen Platz haben/ maſſen er fromm/ tu-
gendſam und hoͤchſtens befliſſen der Ehre GOttes. Dieſem Teuf-
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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695, S. 167. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas04_1695/179>, abgerufen am 18.04.2024.