Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695.derenhalben er auch belohnt worden. Diesen armen Tropffen fragte ich/ wie er umb den Arm kom- O mein Allmächtiger GOtt! deine unendliche Güte ist weit tu R 3
derenhalben er auch belohnt worden. Dieſen armen Tropffen fragte ich/ wie er umb den Arm kom- O mein Allmaͤchtiger GOtt! deine unendliche Guͤte iſt weit tu R 3
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derenhalben er auch belohnt worden.
Dieſen armen Tropffen fragte ich/ wie er umb den Arm kom-
men? oder ob er alſo die Natur fuͤr ein Stieff-Mutter ſolle aus-
ſchreien? Pater! antwortet er/ ich bin vor dieſem ein wackerer und
friſcher Kerl geweſen/ hab ein und zwantzig Jahr einen Soldaten
abgegeben/ ich bin bey der Schlacht zu Gran in Ungarn geweſt/
ich hab helffen dieſe und jene Veſtung einnehmen/ ich hab offt acht
Tag keinen biſſen Brod geſehen. Mein beſte Mahlzeit war zu
Zeiten ein Geſtoͤſſenes/ dann ohne Stoͤß iſt es ſelten abgangen/ bey
Ofen hab ich mich verbrennt/ daß ich den Arm verlohren. Der
Nam| Soldat kommt/ hoͤre ich/ vom Sold her/ aber ich hab
wenig geſehen/ ich hab mehrentheils muͤſſen die Cappuciner-Re-
gul halten/ dann ich faſt allezeit ohne Geld geweſen. Wohin iſt
dann ein ſo groſſe Summa Gelds von der Kayſerlichen Cammer
und Zahl-Ampt kommen? ô Pater! ſagte dieſer Bettler/ die He-
braͤer und Phariſaͤer haben auf ein Zeit bey unſerem HERRN ſei-
ne Apoſtel anklagt/ daß ſie ihre Haͤnde nicht waſchen/ wann ſie
Brod eſſen. Wir kundten uns wohl billicher beklagen uͤber die
Haͤnde etlicher Officirer/ daß ſelbige ſo unſauber/ ja gar voller
Bech; wann ein Regiments-Geld darein kommt/ ſo bleibt ſehr viel
picken. Der Koͤnig Pharao hat ſeinen Mund-Becken hencken
laſſen/ umb weil er das Brod nicht recht gebachen/ was haͤtte man
nicht erſt ſollen den jenigen thun/ welche uns das Brod (auf Hoch-
Teutſch/) gar abgeſtohlen? Das Geld wormit ein Regiment haͤt-
te ſollen bezahlt werden/ hat viel ein andere Natur als die Donau/
dieſer Fluß/ je weiter er gehet/ je groͤſſer er wird: Aber unſer Geld/
wann es von Oben herab kommt/ wird immerzu weniger/ es
kommt in gar viel Haͤnd/ wie die Donau in viel Arm/ und das hab
ich jetzt davon/ daß ich bin ein Bettler worden. Mein Pater! ſol-
te es einem dann nicht hart geduncken/ wann einer ſo viel Jahr die-
net/ und alle Dienſt umb ſonſt thut?
O mein Allmaͤchtiger GOtt! deine unendliche Guͤte iſt weit
anderſt beſchaffen/ maſſen dieſelbe ihr gar nichts laſt umbſonſt thun/
nicht einen Schritt umb ſonſt/ wie es der Heilige Job ſelbſt bekennt/
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