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Roux, Wilhelm: Der Kampf der Teile des Organismus. Leipzig, 1881.

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I. Die functionelle Anpassung.
durch allmähliche weitergehende Differenzirungen nach bestimm-
ten Richtungen und der Descendenz der höheren Orga-
nismen von niederen
wurde die Lehre geschaffen, und
an ihrer Vervollständigung nach dieser Seite hin seit zwanzig
Jahren emsig gearbeitet.

Dagegen wurde weniger für die Erforschung der Ent-
stehungsweise und -Ursachen der zweckmässigen
Einrichtungen im
Innern, sowohl zum Theil derjenigen,
welche Speciescharaktere darstellen, als besonders der all-
gemeineren, ganzen Klassen oder Ordnungen ge-
meinsamen
gethan, und daher auch die Lehre im Einzelnen
noch nicht eingehend geprüft, ob sie fähig sei, alle vorhande-
nen inneren Zweckmässigkeiten der Organisation als nothwendige
Folgerungen der bisher aufgestellten mechanischen Principien
hervorgehen zu lassen, oder ob nicht noch andere Principien
als helfend wirksam sowohl angenommen werden müssen als
nachgewiesen werden können.

Da ich nach, wie ich glaube, eingehender Prüfung zu der
letzteren Ansicht gekommen bin und diese hier darzulegen
beabsichtige, so muss ich einmal den Nachweis führen, dass
in der That die vorhandenen Principien nicht ausreichen, und
fernerhin, dass ein oder mehrere andere Principien mitwirkend
thätig gewesen sind.

Ich kam zu diesem Resultate bei der Anwendung der bis-
herigen Descendenzlehre zur Erklärung der in den Organismen
sich findenden Einzelzweckmässigkeiten; und wir wollen im
Folgenden uns eng an diese Aufgabe halten und daher die
Descendenzlehre, soweit sie andere Verhältnisse betrifft, als
bereits vollkommen sichergestellt und den Lesern ausreichend
bekannt annehmen.

Das Zweckmässige entsteht nach Obigem vorwiegend oder
fast ausschliesslich durch die Auslese aus beliebigen gestalt-

I. Die functionelle Anpassung.
durch allmähliche weitergehende Differenzirungen nach bestimm-
ten Richtungen und der Descendenz der höheren Orga-
nismen von niederen
wurde die Lehre geschaffen, und
an ihrer Vervollständigung nach dieser Seite hin seit zwanzig
Jahren emsig gearbeitet.

Dagegen wurde weniger für die Erforschung der Ent-
stehungsweise und -Ursachen der zweckmässigen
Einrichtungen im
Innern, sowohl zum Theil derjenigen,
welche Speciescharaktere darstellen, als besonders der all-
gemeineren, ganzen Klassen oder Ordnungen ge-
meinsamen
gethan, und daher auch die Lehre im Einzelnen
noch nicht eingehend geprüft, ob sie fähig sei, alle vorhande-
nen inneren Zweckmässigkeiten der Organisation als nothwendige
Folgerungen der bisher aufgestellten mechanischen Principien
hervorgehen zu lassen, oder ob nicht noch andere Principien
als helfend wirksam sowohl angenommen werden müssen als
nachgewiesen werden können.

Da ich nach, wie ich glaube, eingehender Prüfung zu der
letzteren Ansicht gekommen bin und diese hier darzulegen
beabsichtige, so muss ich einmal den Nachweis führen, dass
in der That die vorhandenen Principien nicht ausreichen, und
fernerhin, dass ein oder mehrere andere Principien mitwirkend
thätig gewesen sind.

Ich kam zu diesem Resultate bei der Anwendung der bis-
herigen Descendenzlehre zur Erklärung der in den Organismen
sich findenden Einzelzweckmässigkeiten; und wir wollen im
Folgenden uns eng an diese Aufgabe halten und daher die
Descendenzlehre, soweit sie andere Verhältnisse betrifft, als
bereits vollkommen sichergestellt und den Lesern ausreichend
bekannt annehmen.

Das Zweckmässige entsteht nach Obigem vorwiegend oder
fast ausschliesslich durch die Auslese aus beliebigen gestalt-

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[4/0018] I. Die functionelle Anpassung. durch allmähliche weitergehende Differenzirungen nach bestimm- ten Richtungen und der Descendenz der höheren Orga- nismen von niederen wurde die Lehre geschaffen, und an ihrer Vervollständigung nach dieser Seite hin seit zwanzig Jahren emsig gearbeitet. Dagegen wurde weniger für die Erforschung der Ent- stehungsweise und -Ursachen der zweckmässigen Einrichtungen im Innern, sowohl zum Theil derjenigen, welche Speciescharaktere darstellen, als besonders der all- gemeineren, ganzen Klassen oder Ordnungen ge- meinsamen gethan, und daher auch die Lehre im Einzelnen noch nicht eingehend geprüft, ob sie fähig sei, alle vorhande- nen inneren Zweckmässigkeiten der Organisation als nothwendige Folgerungen der bisher aufgestellten mechanischen Principien hervorgehen zu lassen, oder ob nicht noch andere Principien als helfend wirksam sowohl angenommen werden müssen als nachgewiesen werden können. Da ich nach, wie ich glaube, eingehender Prüfung zu der letzteren Ansicht gekommen bin und diese hier darzulegen beabsichtige, so muss ich einmal den Nachweis führen, dass in der That die vorhandenen Principien nicht ausreichen, und fernerhin, dass ein oder mehrere andere Principien mitwirkend thätig gewesen sind. Ich kam zu diesem Resultate bei der Anwendung der bis- herigen Descendenzlehre zur Erklärung der in den Organismen sich findenden Einzelzweckmässigkeiten; und wir wollen im Folgenden uns eng an diese Aufgabe halten und daher die Descendenzlehre, soweit sie andere Verhältnisse betrifft, als bereits vollkommen sichergestellt und den Lesern ausreichend bekannt annehmen. Das Zweckmässige entsteht nach Obigem vorwiegend oder fast ausschliesslich durch die Auslese aus beliebigen gestalt-

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Zitationshilfe: Roux, Wilhelm: Der Kampf der Teile des Organismus. Leipzig, 1881, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roux_kampf_1881/18>, abgerufen am 28.03.2024.