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Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 6. Berlin, Wien, 1914.

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gehoben und die durch den Zusammenschluß der Binder gebildete Wand durch Bogenstellungen bis auf 15 m Höhe frei gelassen, so daß der durch die drei Bogendächer überdeckte Raum, in seiner ganzen Ausdehnung übersehbar, ein einheitliches Ganzes bildet (Abb. 32). Dementsprechend Abb. 34. Bahnhofshalle Lemberg.
Stützweite 33·50 m.

sind über den äußeren Längsmauern in einem kastenförmigen schmiedeeisernen Aufsatz halbrunde Seitenlichter eingefügt. Ausreichende Belichtung erhält die H. durch Oberlichter. Zwischen den Bindern sind je drei sattelförmige Oberlichter mit einer Gesamtbreite von 31·5 m vorgesehen, die etwa 4/7 der Grundfläche ausmachen. Die übrigen Teile der Dachfläche, auch die Streifen über den Doppelbindern, sind mit verzinktem Wellblech eingedeckt.

Auch die H., die in neuerer Zeit in Österreich gebaut werden, sind nach denselben Grundsätzen entworfen, so z. B. der Bahnhof Prag (Abb. 33) und der Bahnhof Lemberg (Abb. 34). Abb. 33 zeigt außerdem die Aufstellung solch einer H. mit Hilfe eines fahrbaren Gerüstes.


Abb. 35. Hallen des Hauptbahnhofs Leipzig.

Wesentliche Fortschritte hat man in neuerer Zeit durch eigenartige Anordnung von Gelenken in zusammenhängenden Bogenstellungen gemacht (Dresden-Altstadt, Leipzig).

Der Bahnhof Leipzig, (Der Industriebau 1912, S. 145 und 167), seit Mai 1912 mit der einen Hälfte in Betrieb genommen, ist mit 26 Kopfgleisen der größte Bahnhof Europas. Die Gesamtbreite der Bahnsteiganlage beträgt rund 300 m, welche Weite von keinem Bahnhofe der Welt übertroffen wird, auch nicht von der Union Station in St. Louis, die zwar 32 Kopfgleise, jedoch mit wesentlich geringerem Gleisabstand umfaßt. Die 6 Hallen (Abb. 35 und Zusammenstellung III) bilden eine zusammenhängende Bogenstellung, die durch Einschaltung von Gelenken statisch bestimmt gemacht worden ist. Die Gelenke sind so ausgebildet, daß sie in keiner Weise störend aus den Gurtungslinien heraustreten und für den Laien nicht ohneweiters erkennbar sind. In dem oberen Teil sind alle H., wie unter Eindeckung bereits erwähnt, durchlaufend mit Drahtglas eingedeckt nach dem Degenhardtschen System "Antipluvius". Diese Eindeckung mit Glas nimmt bis zu 2/3 der überdeckten Grundfläche ein; es ist hierdurch und durch die Fensterwand der Schürzen und Seitenhallen für eine sehr ausgiebige Belichtung der Bahnsteige gesorgt worden. Einen kräftigen Abzug der Rauchgase gewährleisten

gehoben und die durch den Zusammenschluß der Binder gebildete Wand durch Bogenstellungen bis auf 15 m Höhe frei gelassen, so daß der durch die drei Bogendächer überdeckte Raum, in seiner ganzen Ausdehnung übersehbar, ein einheitliches Ganzes bildet (Abb. 32). Dementsprechend Abb. 34. Bahnhofshalle Lemberg.
Stützweite 33·50 m.

sind über den äußeren Längsmauern in einem kastenförmigen schmiedeeisernen Aufsatz halbrunde Seitenlichter eingefügt. Ausreichende Belichtung erhält die H. durch Oberlichter. Zwischen den Bindern sind je drei sattelförmige Oberlichter mit einer Gesamtbreite von 31·5 m vorgesehen, die etwa 4/7 der Grundfläche ausmachen. Die übrigen Teile der Dachfläche, auch die Streifen über den Doppelbindern, sind mit verzinktem Wellblech eingedeckt.

Auch die H., die in neuerer Zeit in Österreich gebaut werden, sind nach denselben Grundsätzen entworfen, so z. B. der Bahnhof Prag (Abb. 33) und der Bahnhof Lemberg (Abb. 34). Abb. 33 zeigt außerdem die Aufstellung solch einer H. mit Hilfe eines fahrbaren Gerüstes.


Abb. 35. Hallen des Hauptbahnhofs Leipzig.

Wesentliche Fortschritte hat man in neuerer Zeit durch eigenartige Anordnung von Gelenken in zusammenhängenden Bogenstellungen gemacht (Dresden-Altstadt, Leipzig).

Der Bahnhof Leipzig, (Der Industriebau 1912, S. 145 und 167), seit Mai 1912 mit der einen Hälfte in Betrieb genommen, ist mit 26 Kopfgleisen der größte Bahnhof Europas. Die Gesamtbreite der Bahnsteiganlage beträgt rund 300 m, welche Weite von keinem Bahnhofe der Welt übertroffen wird, auch nicht von der Union Station in St. Louis, die zwar 32 Kopfgleise, jedoch mit wesentlich geringerem Gleisabstand umfaßt. Die 6 Hallen (Abb. 35 und Zusammenstellung III) bilden eine zusammenhängende Bogenstellung, die durch Einschaltung von Gelenken statisch bestimmt gemacht worden ist. Die Gelenke sind so ausgebildet, daß sie in keiner Weise störend aus den Gurtungslinien heraustreten und für den Laien nicht ohneweiters erkennbar sind. In dem oberen Teil sind alle H., wie unter Eindeckung bereits erwähnt, durchlaufend mit Drahtglas eingedeckt nach dem Degenhardtschen System „Antipluvius“. Diese Eindeckung mit Glas nimmt bis zu 2/3 der überdeckten Grundfläche ein; es ist hierdurch und durch die Fensterwand der Schürzen und Seitenhallen für eine sehr ausgiebige Belichtung der Bahnsteige gesorgt worden. Einen kräftigen Abzug der Rauchgase gewährleisten

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[95/0106] gehoben und die durch den Zusammenschluß der Binder gebildete Wand durch Bogenstellungen bis auf 15 m Höhe frei gelassen, so daß der durch die drei Bogendächer überdeckte Raum, in seiner ganzen Ausdehnung übersehbar, ein einheitliches Ganzes bildet (Abb. 32). Dementsprechend [Abbildung Abb. 34. Bahnhofshalle Lemberg. Stützweite 33·50 m. ] sind über den äußeren Längsmauern in einem kastenförmigen schmiedeeisernen Aufsatz halbrunde Seitenlichter eingefügt. Ausreichende Belichtung erhält die H. durch Oberlichter. Zwischen den Bindern sind je drei sattelförmige Oberlichter mit einer Gesamtbreite von 31·5 m vorgesehen, die etwa 4/7 der Grundfläche ausmachen. Die übrigen Teile der Dachfläche, auch die Streifen über den Doppelbindern, sind mit verzinktem Wellblech eingedeckt. Auch die H., die in neuerer Zeit in Österreich gebaut werden, sind nach denselben Grundsätzen entworfen, so z. B. der Bahnhof Prag (Abb. 33) und der Bahnhof Lemberg (Abb. 34). Abb. 33 zeigt außerdem die Aufstellung solch einer H. mit Hilfe eines fahrbaren Gerüstes. [Abbildung Abb. 35. Hallen des Hauptbahnhofs Leipzig. ] Wesentliche Fortschritte hat man in neuerer Zeit durch eigenartige Anordnung von Gelenken in zusammenhängenden Bogenstellungen gemacht (Dresden-Altstadt, Leipzig). Der Bahnhof Leipzig, (Der Industriebau 1912, S. 145 und 167), seit Mai 1912 mit der einen Hälfte in Betrieb genommen, ist mit 26 Kopfgleisen der größte Bahnhof Europas. Die Gesamtbreite der Bahnsteiganlage beträgt rund 300 m, welche Weite von keinem Bahnhofe der Welt übertroffen wird, auch nicht von der Union Station in St. Louis, die zwar 32 Kopfgleise, jedoch mit wesentlich geringerem Gleisabstand umfaßt. Die 6 Hallen (Abb. 35 und Zusammenstellung III) bilden eine zusammenhängende Bogenstellung, die durch Einschaltung von Gelenken statisch bestimmt gemacht worden ist. Die Gelenke sind so ausgebildet, daß sie in keiner Weise störend aus den Gurtungslinien heraustreten und für den Laien nicht ohneweiters erkennbar sind. In dem oberen Teil sind alle H., wie unter Eindeckung bereits erwähnt, durchlaufend mit Drahtglas eingedeckt nach dem Degenhardtschen System „Antipluvius“. Diese Eindeckung mit Glas nimmt bis zu 2/3 der überdeckten Grundfläche ein; es ist hierdurch und durch die Fensterwand der Schürzen und Seitenhallen für eine sehr ausgiebige Belichtung der Bahnsteige gesorgt worden. Einen kräftigen Abzug der Rauchgase gewährleisten

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Die Abbildungen im Text stammen von zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG.




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Zitationshilfe: Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 6. Berlin, Wien, 1914, S. 95. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roell_eisenbahnwesen06_1914/106>, abgerufen am 23.11.2024.