Robert, Ludwig: Die Sylphen. Berlin, 1806.
Nicht länger darfst du säumen, Jch sende eine Fackel, Die jene Schreckensscene dir erhellen soll. Erwarte sie Zobea! (Er winkt Papagena, und geht mit ihr ab.) Zehnte Scene. Zobea (allein.) Da geht er hin, fühlt nicht mein Widerstreben, Fühlt nicht des Herzens Ringen, Nicht dieses Schlüssels Gluth in meinen Händen. Die Fakkel will er senden, Und spähen soll ich nach verruchten Dingen, Die sich im Schooß der Finsterniß begeben -- Glückseelig, die da leben Auf grünem Boden in der goldnen Sonne, Schuldlos, beglückt sich fühlend, Wenn unter Blumen spielend, Sie in Genüssen kindlich froher Wonne Von Schmerzen Nichts, und Nichts von Un- heil wissen! Mir aber ward vom Aug' herabgerissen Der Unschuld Zauberbinde. Jch bin nicht mehr die Glückliche, die Blinde, Mein liebstes muß ich missen, Denn mein Gewissen sagt mir, es sey Sünde. (Sie lehnt sich gedankenvoll an eine Säule.)
Nicht länger darfst du säumen, Jch sende eine Fackel, Die jene Schreckensscene dir erhellen soll. Erwarte sie Zobea! (Er winkt Papagena, und geht mit ihr ab.) Zehnte Scene. Zobea (allein.) Da geht er hin, fühlt nicht mein Widerstreben, Fühlt nicht des Herzens Ringen, Nicht dieses Schlüssels Gluth in meinen Händen. Die Fakkel will er senden, Und spähen soll ich nach verruchten Dingen, Die sich im Schooß der Finsterniß begeben — Glückseelig, die da leben Auf grünem Boden in der goldnen Sonne, Schuldlos, beglückt sich fühlend, Wenn unter Blumen spielend, Sie in Genüssen kindlich froher Wonne Von Schmerzen Nichts, und Nichts von Un- heil wissen! Mir aber ward vom Aug' herabgerissen Der Unschuld Zauberbinde. Jch bin nicht mehr die Glückliche, die Blinde, Mein liebstes muß ich missen, Denn mein Gewissen sagt mir, es sey Sünde. (Sie lehnt sich gedankenvoll an eine Säule.) <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#ZEL"> <p><pb facs="#f0045" n="41"/> Nicht länger darfst du säumen,<lb/> Jch sende eine Fackel,<lb/> Die jene Schreckensscene dir erhellen soll.<lb/> Erwarte sie Zobea!</p><lb/> <stage>(Er winkt Papagena, und geht mit ihr ab.)</stage> </sp> </div><lb/> <div n="2"> <head>Zehnte Scene.</head><lb/> <sp who="#ZOBE"> <speaker>Zobea</speaker> <stage> <hi rendition="#g">(allein.)</hi> </stage><lb/> <p>Da geht er hin, fühlt nicht mein Widerstreben,<lb/> Fühlt nicht des Herzens Ringen,<lb/> Nicht dieses Schlüssels Gluth in meinen Händen.<lb/> Die Fakkel will er senden,<lb/> Und spähen soll ich nach verruchten Dingen,<lb/> Die sich im Schooß der Finsterniß begeben —<lb/> Glückseelig, die da leben<lb/> Auf grünem Boden in der goldnen Sonne,<lb/> Schuldlos, beglückt sich fühlend,<lb/> Wenn unter Blumen spielend,<lb/> Sie in Genüssen kindlich froher Wonne<lb/> Von Schmerzen Nichts, und Nichts von Un-<lb/> heil wissen!<lb/> Mir aber ward vom Aug' herabgerissen<lb/> Der Unschuld Zauberbinde.<lb/> Jch bin nicht mehr die Glückliche, die Blinde,<lb/> Mein liebstes muß ich missen,<lb/> Denn mein Gewissen sagt mir, es sey Sünde.</p><lb/> <stage>(Sie lehnt sich gedankenvoll an eine Säule.)</stage> </sp> </div><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [41/0045]
Nicht länger darfst du säumen,
Jch sende eine Fackel,
Die jene Schreckensscene dir erhellen soll.
Erwarte sie Zobea!
(Er winkt Papagena, und geht mit ihr ab.)
Zehnte Scene.
Zobea (allein.)
Da geht er hin, fühlt nicht mein Widerstreben,
Fühlt nicht des Herzens Ringen,
Nicht dieses Schlüssels Gluth in meinen Händen.
Die Fakkel will er senden,
Und spähen soll ich nach verruchten Dingen,
Die sich im Schooß der Finsterniß begeben —
Glückseelig, die da leben
Auf grünem Boden in der goldnen Sonne,
Schuldlos, beglückt sich fühlend,
Wenn unter Blumen spielend,
Sie in Genüssen kindlich froher Wonne
Von Schmerzen Nichts, und Nichts von Un-
heil wissen!
Mir aber ward vom Aug' herabgerissen
Der Unschuld Zauberbinde.
Jch bin nicht mehr die Glückliche, die Blinde,
Mein liebstes muß ich missen,
Denn mein Gewissen sagt mir, es sey Sünde.
(Sie lehnt sich gedankenvoll an eine Säule.)
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |